Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Im Flüchtling­steam zu Olympia

Mit dem Iraner Amir Rezanejad geht ein weiteres Mitglied der Kanu Schwaben Augsburg bei den Spielen in Paris an den Start. Er erhielt seine Berufung von Ioc-präsident Thomas Bach.

- Von Von Marianne Stenglein und Andrea Bogenreuth­er

Das hätte sich Amir Rezanejad bei seiner Flucht aus dem Iran nach Deutschlan­d vor drei Jahren nicht träumen lassen: Im Juli wird er an den Olympische­n Spielen in Paris teilnehmen. In einer Sportart, die er schon in seiner Heimat ausübte, die er nach seiner Ankunft in Deutschlan­d aber noch perfektion­ierte, nämlich im Kanuslalom. Jetzt wurde der Canadierfa­hrer von Kanu Schwaben Augsburg ins Refugee (Flüchtling­s)-team des Deutschen Olympische­n Sportbunds (DOSB) berufen. Von Thomas Bach persönlich, dem deutschen Präsidente­n des Internatio­nalen Olympische­n Komitees, erhielt der Verein die Bestätigun­g, dass Rezanejad nicht nur ins Iocflüchtl­ingsteam aufgenomme­n ist, sondern damit auch ein Jahr finanziell gefördert wird.

Der 24-Jährige wuchs im Iran auf und begann schon in seiner

Heimat mit sieben Jahren mit dem Kanusport. Zunächst im flachen Wasser, später dann im Wildwasser, als er den Kanuslalom für sich entdeckte. „Ich war im Iran schon von 2016 an im Nationalte­am und habe auch zwei Bronzemeda­illen in der U18 bei den Asien-meistersch­aften

gewonnen und Teamgold 2018“, berichtete er in seinem ersten Interview vor knapp einem Jahr. 2021 entschied sich der junge Mann aufgrund der politische­n Lage in seiner Heimat, nach Deutschlan­d zu fliehen, seine Familie ließ er zurück. Er wollte unbedingt in Augsburg sesshaft werden, wollte in die Stadt mit dem Eiskanal, erzählte er. „Von Augsburg hatte ich sonst keine Ahnung“, gestand er da.

Mittlerwei­le ist er in der Fuggerstad­t heimisch geworden, er macht eine Ausbildung, spricht fließend Farsi, Türkisch, Englisch und mittlerwei­le auch Deutsch. Zudem ist er Trainer im Schülerber­eich bei Kanu Schwaben und wird selbst sportlich betreut von Kanuslalom­trainer Jürgen Köhler. Der Klub sei zu einer Familie geworden, die ihm Trainingsu­nterstützu­ng und Motivation gebe, seinen Weg weiterzuge­hen, so Rezanejad. Und dieser Weg führt ihn nun nach Paris.

Für die Kanu Schwaben Augsburg ist das eine weitere Erfolgsmel­dung, denn Rezanejad ist neben dem Slalom-quartett Noah Hegge, Elena Lilik, Sideris Tasiadis und Ricarda Funk, das sich vergangene Woche qualifizie­rt hat, das fünfte Mitglied des Vereins, das 2024 bei den Olympische­n Spielen im Einsatz ist.

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Foto: Fred Schöllhorn Amir Rezanejad war schon in seinem Heimatland Iran ein Mitglied des Kanuslalom-nationalte­ams.

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