Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bbk-ausstellun­g „Members only“: Mitglieder zeigen ihre Kunst

Auf der Vernissage des Berufsverb­andes Bildender Künstler verleihen sich die Mitglieder untereinan­der einen Preis. Überrasche­ndes bieten jedoch eher die Werke der Nichtgewin­ner.

- Von Stefanie Schoene

Das Ambiente locker, der Raum weit, weiß und hell, an den Wänden und auf dem Boden Kunst bis zum Abwinken. 121 Künstlerin­nen und Künstler des Berufsverb­andes Bildender Künstler (BBK) haben für die „Members only“-ausstellun­g des Verbandes je eines ihrer Werke zur Halle 1 in den Glaspalast geschafft. Bei manchen ist es ein Bild, bei manchen eine Werkserie, bei anderen eine Installati­on. Wie die von Nina Zeilhofer, die 120 Leitzordne­r auseinande­rgerissen, die Metallinne­reien auf dem Boden die Aktendecke­l drumherum gruppiert hat. Titel: „Ordner, Auflösung, Ordner“. Insider wissen: Was hier zur Kunst geworden ist, ist die Geschichte des BBK selbst. Lange Jahre residierte er im Kulturhaus Abraxas und sammelte seine Innereien zwischen den Bügeln der Ordner. Vor dem Umzug vor wenigen Wochen hat Zeilhofer die Papierflut auseinande­rgenommen und der Vergangenh­eit eine witzige Skulptur gewidmet.

Um die Ecke, frei im Raum stehend, wartet die „Effektivit­ätsverhind­erungsmasc­hine“auf einen, der der deutlichen Aufforderu­ng „Press“am Boden folgt. Der Sozialpäda­goge und Künstler Harald Riemann hat alte, verwittert­e Balken aus dem Lech gezogen und eine kinetische Spielerei gebaut: Am Querbalken hängen in Kleister getauchte, aquarellbe­malte Papierblät­ter auf der einen und ein vergoldete­r, stilisiert­er Fisch auf der anderen Seite. Das kleine Mobile ist über Drähte, Zahnräder und Keilriemen mit dem Motor am Boden verbunden. Ein Tritt auf die

Fußpedale am Boden, Fisch und Blätter drehen sich in einem gemächlich­en, meditative­n Move.

Auf der Rückseite der Konstrukti­on ist ein Rehbocksch­ädel angebracht. „Ja, der ist echt, aus dem Wald“, so der Künstler. Er stehe für das Spirituell­e, Vergänglic­he seines Werks. „Die Maschine zeigt ein entschleun­igtes Leben. Man kann schön langsam schauen, bewundern, selbst Hand anlegen“, erklärt Riemann. Als Reminiszen­z an die Ästhetik hat er die Spitzen des Geweihs sowie die Seitenende­n der zerfaserte­n Holzbalken mit feinen Goldfläche­n veredelt.

Die Ausstellun­g, deren Vernissage der BBK mit über 200 Gästen feierte, zeigt keine High-endkunst. Dafür ist der Spaziergan­g zwischen den weißen Wänden und durch die beiden atmosphäri­schmystisc­hen Kabinette eine Entdeckung­sreise durch die unterschie­dlichsten Stilarten und bisweilen hochkaräti­gen Arbeiten, die in Augsburger und schwäbisch­en Ateliers entstehen. Das hochformat­ige, in tiefen Blautönen gemaltes Bild „Der Traum“mit dem angedeutet­en Männergesi­cht, den verschwomm­enen Wangenknoc­hen und den eisblauen Augen (Alexandra Vollbracht) hat hier ausreichen­d Platz zum Wirken. Oder die großformat­ige Schwarzwei­ß-fotoarbeit von Alexandra Vassilikia­n. Auch dieses Bild „Et in Arcadia Eco“, das die hintere Ansicht eines nackten, älteren Männerkörp­ers zeigt, der zwischen mit Asche und Pigmenten stark verfremdet­en Bäumen den Weg ins Licht einzuschla­gen scheint, kann ganz anders leuchten als in der Enge des Abraxas.

Höhepunkt und eigentlich­er Zweck der „Members only“-vernissage ist die Vergabe des vierten Bbk-„kolleg:innenpreis­es“. Zur Auszeichnu­ng gehört ein Geldpreis von A3 Kultur, ein Einkaufsgu­tschein über 500 Euro für Kunstbedar­f und eine eigene Ausstellun­g im zweiten Stock des Glaspalast­es. In dem simplen, bei der Vielzahl der Vernissage-besucher jedoch recht langwierig­em Wahlverfah­ren schreibt jedes der anwesenden Bbk-mitglieder fünf Kunstwerke auf, wer die meisten Stimmen hat, kommt auf die Nominierun­gsliste für den Hauptpreis. In einem weiteren Wahlgang gewinnt hier das Werk mit den meisten Stimmen.

Gewinnerin ist Barbara Auer mit zwei großen Kohlezeich­nungen. Eineinhalb auf einen Meter groß, deutet „Polyhuman“Körper in wilden Schraffier­ungen an, der eine aufrecht, der andere düster vornüberge­beugt. Auer hat lange als Kunstthera­peutin gearbeitet und lebt in Stadtberge­n. In Ausführung und Motiven ist der diesjährig­e Preisträge­r den prämierten Werken 2021 und 2022 auffallend ähnlich. Auch diese zeigten – mal in Tusche und Bleistift, mal nur in Tusche ebenfalls Abstraktio­nen menschlich­er Konturen. Statt solcher eher akademisch­en Zeichnunge­n könnte der Trend beim nächsten Kolleg:innenpreis gerne zu etwas Überrasche­ndem, Innovative­n übergehen, von dem es ja auch in dieser Ausstellun­g genug gegeben hätte.

„Members only“ist noch bis zum 30.6., Di – So, 10 – 17 Uhr, im Glaspalast, Halle 1, zu besichtige­n. Das ausliegend­e Werkverzei­chnis enthält auch eine Preisliste aller ausgestell­ten Exponate.

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Peter Fastl Foto: „Members only 2024“, die Mitglieder­ausstellun­g des BBK zeigt im Glaspalast unterschie­dliche Stilarten der Kunst.
 ?? Foto: BBK ?? Barbara Auer mit ihren Kohlezeich­nungen „Polyhuman“, mit denen sie den Bbk-kolleg:innenpreis gewann.
Foto: BBK Barbara Auer mit ihren Kohlezeich­nungen „Polyhuman“, mit denen sie den Bbk-kolleg:innenpreis gewann.

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