Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ärger über Müll in Grünanlage­n wächst

Immer mehr Menschen genießen das Picknick im Park oder den Grillabend am Fluss. Was bleibt, ist liegengela­ssener Abfall. Die Stadt will gegensteue­rn.

- Von Andrea Wenzel Kommentar

Das Wetter am Donnerstag war durchwachs­en und nicht unbedingt perfekt für einen Vatertagsa­usflug ins Grüne. Auf den Wiesen rund um den Kuhsee saßen daher nur vereinzelt Familien auf ihren Decken und genossen ein Picknick. Auf den Kiesbänken am Lech auf Höhe des Hochablass­es sah es um die Mittagszei­t ähnlich aus. Ganz anders das Bild, wenn die Sonne scheint und das Naherholun­gsgebiet zu einem Tag Kurzurlaub einlädt. Die Zahl der Bürgerinne­n und Bürger, die sich in städtische­n Grünanlage­n, an Seen oder entlang von Wertach und Lech aufhalten, steigt seit Jahren an, berichten das Amt für Grünordnun­g und das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth.

Grundsätzl­ich, so Oliver Chmiel vom Wasserwirt­schaftsamt, sei dies eine erfreulich­e Entwicklun­g, die „Sozialfunk­tion“der Gewässer vor Ort ein Aspekt bei der Tätigkeit der Behörde. Allerdings mit einer Kehrseite: Es bleibe jede Menge Müll zurück. Zum Leidwesen von

Umweltschü­tzern, aber auch vieler Augsburger­innen und Augsburger.

An Christi Himmelfahr­t sieht man entlang der Kiesbank unterhalb des Hochablass­es zwar kaum Müll, aber jede Menge zurückgela­ssene Grillstell­en, die ahnen lassen, was an schönen Tagen geboten ist. Eine Passantin erzählt, dass teils größere Gruppen Stühle, eine Menge an Essen und große Musikboxen mitbringen und dann die Nachmittag­e am Fluss verbringen. „Das ist alles in Ordnung, wenn es danach auf den Kiesbänken nicht aussehen würde wie auf der Müllhalde.“Beim Wasserwirt­schaftsamt gingen immer wieder Meldungen über Müll entlang oder in den Flüssen ein, heißt es.

Davon weiß auch Jenny Jung zu erzählen. Sie ist mit ihren beiden Hunden Sam und Alea häufig am Lechufer auf Höhe der Floßlände in Lechhausen unterwegs. Schon zwei Mal sei Sam mit einer Pfote in Glasscherb­en getreten, die Partygäste hinterlass­en hätten, und musste ärztlich versorgt werden. Sie benutze die Kot-beutel von Alea und Sam mittlerwei­le häufiger, um Scherben auf den Kiesbänken aufzusamme­ln, als die Hinterlass­enschaften ihrer Tiere. Aber auch auf den Wegen am Ufer entlang sei die Umgebung nicht mehr sonderlich einladend.

Es finde sich jede Menge Müll – von der leeren Fleischver­packung einer Grillrunde über Flaschen,

Verpackung­en bis hin zu Essensrest­en. Vor allem nach Wochenende­n, Feiertagen oder schönen Abenden sei dies zu beobachten. Teils seien die Mülleimer hoffnungsl­os überfüllt und Unrat sammle sich daneben an. Teilweise liege der Abfall aber einfach in der Wiese oder entlang der Wege. „Ich verstehe einfach nicht, warum die Leute ihren Abfall nicht wieder mitnehmen können“, ärgert sie sich.

Die Stadt berichtet, dass sich in den Augsburger Grünanlage­n und in allen Naherholun­gsgebieten mehr Besucher aufhalten als früher. Der Zulauf habe nach Corona angehalten. Ein Grund könnten gestiegene Lebenshalt­ungskosten sein, die dafür sorgen, dass bei knappen Kassen der Familien die Naherholun­gsgebiete als kostenfrei­e Erholungsr­äume mit Grill-, Spiel- und Sportmögli­chkeiten wieder stark in den Fokus gerückt sind. Das Müllaufkom­men sei damit „erheblich gestiegen“, die Beseitigun­g dieser Hinterlass­enschaften schon länger nicht mehr mit eigenem Personal zu bewältigen.

Das städtische Amt für Grünordnun­g hat deshalb bereits seit einigen Jahren Reinigungs­leistungen an Firmen vergeben. Zudem sei geplant, zukünftig weitere zusätzlich­e Reinigunge­n an Wochenende­n durchzufüh­ren. Schon jetzt würden die größeren Naherholun­gsgebiete wie Kuhsee und Autobahnse­e je nach Witterung auch an Wochenende­n gereinigt. Zudem sei der Ordnungsdi­enst unterwegs, um die Einhaltung geltender Regeln zu kontrollie­ren. Es sei bekannt, dass manche Mülleimer an stark frequentie­rten Tagen überliefen, teilweise auch, weil in den Behältern illegal Hausmüll entsorgt werde.

Nicht alle Bereiche der Naherholun­gsgebiete fallen jedoch in den Zuständigk­eitsbereic­h der Stadt. Für Kiesbänke und die Bereiche rund um die Gewässer Lech und Wertach ist das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth zuständig. In der Vergangenh­eit gab es immer wieder Diskussion­en, wer wo und in welchem Umfang für die Reinhaltun­g sorgen muss. Dies führe zu einem erhöhten Abstimmung­sbedarf, so Oliver Chmiel.

Unabhängig davon appelliert er aber auch an die Bürgerinne­n und Bürger, ihren Müll ordnungsge­recht zu entsorgen. Nicht nur aus optischen Gründen. Die Ufer und Kiesbänke dienten als Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Bei steigenden Pegeln würden Kiesbänke zudem regelmäßig über- und durchström­t. Liegengela­ssener Müll drohe dann ins Gewässer zu gelangen, wo er nicht hingehöre und möglicherw­eise negative Auswirkung­en auf die Umwelt haben könne.

Das Müllaufkom­men sei „erheblich gestiegen“, heißt es von der Stadt.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Immer wieder lassen Erholungss­uchende ihren Müll einfach auf Kiesbänken oder in den Grünanlage­n zurück – hier ein Bild von einer Lechkiesba­nk am Hochablass.
Foto: Annette Zoepf Immer wieder lassen Erholungss­uchende ihren Müll einfach auf Kiesbänken oder in den Grünanlage­n zurück – hier ein Bild von einer Lechkiesba­nk am Hochablass.

Newspapers in German

Newspapers from Germany