Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Zu viel Druck
Apple muss sich für ein zerquetschtes Klavier rechtfertigen und deshalb soll neuer Werbeclip nicht im Fernsehen laufen.
Autsch! Apple hat sich für die Vorstellung seiner neuen Vorzeige-tablets eine ganz besondere Werbekampagne ausgedacht. Doch die ging nun nach hinten los. In einem Video, das nur im Internet veröffentlicht wurde, sieht man eine zimmergroße Presse, die mit allerhand Kreativmaterial vollgestellt ist: Musikinstrumente, Farbdosen, Spielzeug und ein Videospielautomat sind etwa auf den wohl am Computer entstandenen Bilder extrem lebensecht zu erkennen.
Während sich auf einem Plattenspieler „All I Ever Need is You“von Sonny & Cher dreht, setzt sich die Presse langsam, aber unerbittlich in Gang. Als erstes trifft es eine Trompete, die ganz oben auf dem Berg von Dingen steht, dann zerspringen die Seitenwände und der Bildschirm eines Arcade-automaten, bevor schließlich bunte Farbe aus zerquetschten Eimern über ein
Klavier nach unten rinnt. Eine Minute dauert der Spot, der am Dienstagnachmittag (Ortszeit) auf dem Konto von Apple-chef Tim Cook beim Kurznachrichtendienst X veröffentlicht wurde. Nur unwesentlich länger dauerte es, bis die gefürchtete „Netzgemeinde“den Daumen über diesem Teil der großen Werbekampagne zur Einführung der neuen Spitzenmodelle der Apple-tabletcomputer senkte.
„Instrumente der Kreativität“ würden in dem Clip zerstört, hieß es etwa. Der Schauspieler Hugh Grant beklagte ebenfalls auf X sogar ganz grundsätzlich die „Zerstörung der menschlichen Erfahrung“durch das Silicon Valley. Damit war die Botschaft des Filmchens so ziemlich auf den Kopf gestellt. Wenn man den Clip nämlich zu Ende schaut, sieht man, wie die Presse wieder aufgeht und das neue Tablet von Apple darin liegt.
Musik machen, malen, schreiben, spielen und alle möglichen anderen kreativen Tätigkeiten lassen sich alle mit nur diesem Gerät verwirklichen, wollte Apple eigentlich auf diese Weise mitteilen. Stattdessen entschuldigte sich das Unternehmen nun sogar für die Werbung und die schlechten Gefühle, die sie ausgelöst hat. Im Fernsehen soll der Clip nun gar nicht laufen, hieß es weiter.
Ein Ziel hat die Kampagne aber wohl trotzdem erreicht: Sie hat Apple und dem angeblich dünnsten Tablet aller Zeiten ziemlich viel Aufmerksamkeit beschert.