Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ist der Kasperl ein Proll?

Ein Aufkleber an einer Brücke in Ulm macht stutzig. Ein Autofahrer in der Innenstadt entdeckt den perfekten Parkplatz.

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Der Kasperl geht fremd. Wir Augsburger mögen unseren Kasperl. Er ist das Gesicht der Puppenkist­e. Er ist von Anfang an dabei und ein echtes „Augschburg­er“Original, der nie ein Blatt vor den Mund nimmt und immer für einen Spaß zu haben ist. Wenn er sich nicht gerade mit dem Räuber Hotzenplot­z rumschlägt, ist er viel unterwegs. So heißt es auf der Internetse­ite der Augsburger Puppenkist­e. Muss stimmen, denn den Kasperl haben wir dieser Tage gesehen – in einer fremden Stadt. Es ist Ulm. Der Kasperl hängt dort als Aufkleber an einer Brücke über der Donau. Was aber mussten wir sehen? Der Kasperl zeigt sich auf Reisen ganz anders. Er wird – zumindest auf dem Aufkleber – als Augsburger Proll dargestell­t. Er hat eine Kippe in der Hand und hält in der anderen Hand ein Weizenbier­glas. Wir trauen unseren Augen ein weiteres Mal kaum: Der Augsburger Kasperl trinkt Bier aus Zusmarshau­sen.

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Der perfekte Parkplatz. Die Suche nach einem Parkplatz in zentraler Innenstadt­lage kann schon mal nerven. Wer nicht ins Parkhaus will, der tut sich schwer. Anwohner-parken hier, nur eine begrenzte Parkdauer dort oder schlicht kein freier Platz. An Christi Himmelfahr­t war die Sucherei dem Fahrer oder der Fahrerin eines Kleinwagen­s offenbar zu blöd. Die Wahl des Stellplatz­es fiel daher auf eine der wohl zentralste­n Lagen, die man überhaupt im Stadtgebie­t ansteuern kann: die Verbindung­sgasse zwischen Rathauspla­tz und Annastraße „Unter dem Bogen“. Immerhin: Der Parkende legte die Parkscheib­e aufs Armaturenb­rett. Ob das die Politesse überzeugt hat?

Pure Enttäuschu­ng. Für Bayern-fans war diese Bundesliga-saison eine für die Tonne. Als das Team dann auch noch in einem dramatisch­en Spiel gegen Real Madrid den Einzug ins Champions-league-finale verpasst hatte, war das für eine Gruppe Fans offenbar zu viel. So interpreti­eren es zumindest die Inhaber einer Fußball-kneipe in der Innenstadt. In einem Facebookau­fruf suchen sie die Fangemeins­chaft, die offenbar vor lauter Enttäuschu­ng nach Spielende „vergessen“

hatte, zu bezahlen. Da dies „sicher keine Absicht“gewesen sei, könne man sich gerne melden und die Rechnung noch begleichen. Diese umfasst sechs Bier, zehn Goiß Mass, eine Goiß und ein Spezi. Macht 118,90 Euro.

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Eins, zwei, und dann? Im Innenhof einer Wohnanlage im Thelottvie­rtel steht er unübersehb­ar auf einem Balkon: ein kleiner Maibaum. Stolz flattern blaue Bänder an seinen Ästen im Wind. Es ist der

zweite Baum – bereits vergangene­n Mai war pünktlich zum Maifeierta­g ein kleines Bäumchen auf dem Balkon aufgestell­t worden. In den darauffolg­enden Monaten verwittert­e er zunehmend und ließ seine Äste hängen – der Liebe tat das offensicht­lich keinen Abbruch. Auf dem Land wäre reihum bekannt, wer da wen bedacht hat, wie es um die Beziehung bestellt ist und ob eine gemeinsame Zukunft in Betracht kommt. Die Neugier ist in der Stadt ebenso

groß. Aber nachdem nicht jeder jeden kennt, heißt es abwarten. Schließlic­h besagt der Brauch, dass der Mann, der seiner Liebsten zum dritten Mal einen Baum stellt, ihr auch einen Antrag machen muss. Die Nachbarsch­aft wird in einem Jahr ein Auge darauf haben. (AZ)

Mit unserer Reihe „Augsburger Anekdoten“erzählen wir kleine Geschichte­n mitten aus dem Leben unserer großen Stadt.

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Foto: Andrea Wenzel Offenbar war kein besserer Parkplatz frei, als direkt in der Gasse „Unter dem Bogen“. Immerhin lag die Parkscheib­e dabei.
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Foto: Michael Hörmann Der Kasperl der Augsburger Puppenkist­e ist auf diesem Aufkleber als Proll dargestell­t.

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