Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ohne Transparen­z keine Akzeptanz

- Von Stefan Krog

Die angepeilte Wärmewende wird den Bürgern in den kommenden Jahrzehnte­n einiges abverlange­n: Je schneller es aus Gründen des Klimaschut­zes gehen soll, desto stärker werden die Einschnitt­e und Änderungen für Verbrauche­r sein. Der erste Entwurf des Heizungsge­setzes hat gezeigt, dass zu viel Tempo der Akzeptanz schadet. Das reformiert­e Gesetz ist verträglic­her, sorgt aber für deutlich weniger Co2-einsparung.

Augsburg ist mit seinem Weg, die Fernwärme massiv auszubauen, nicht die einzige Großstadt. Die Perspektiv­en für klimaneutr­ales Gas oder grünen Wasserstof­f in ausreichen­der Menge, für die man das Netz weiter nutzen könnte, sind momentan zu nebulös. In den verdichtet­en Ballungsrä­umen scheint Fernwärme der einfachste Weg, die Wärmewende voranzubri­ngen und die gesetzlich geforderte Klimaneutr­alität zu erreichen, weil sich die hohen Kosten für den Leitungsau­sbau mit vielen Verbrauche­rn an einem Strang am ehesten rentieren.

Wobei „einfach“relativ zu sehen ist: Die Fernwärme-kraftwerke auf erneuerbar­e Energien umzurüsten, ist leistbar, auch wenn der Aufwand hoch ist. Das größere Thema ist der Leitungsum­bau und, dass Bürger im Zuge einer Abschaltun­g des Gasnetzes, die irgendwann kommen wird, in die Fernwärme gedrängt werden.

Es wird, wenn es Akzeptanz im Rahmen des Möglichen geben soll, Transparen­z brauchen: Aktuell wird niemandem der Gashahn zugedreht, aber klar ist, dass es irgendwann dort so weit sein wird, wo Fernwärmel­eitungen in bisherige Gas-gebiete gelegt werden. Die Stadtwerke sagen, dass sie Kunden ausreichen­d Vorlaufzei­t geben, doch einen konkreten Fahrplan, auf den man sich einstellen könnte, gibt es momentan nicht. Es ist noch nicht alles zu Ende gedacht, und das sorgt für Verunsiche­rung.

Und auch zur Preisfindu­ng bei der Fernwärme braucht es verständli­che Klarheit. Eine Marktliber­alisierung ist in diesem Segment schwierig vorstellba­r, weil z. B. ein Hamburger Anbieter ja schlecht Wärme in Augsburg einspeisen könnte, aber eine Monopolste­llung verpflicht­et zu besonderer Transparen­z.

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