Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Beide wollen, aber gibt es ein Happy-end?

Kevin Mbabu hat nach seiner Leihe vom FC Fulham beim FC Augsburg überzeugt. Ob der Schweizer aber weiter für den FCA spielen wird, ist noch nicht sicher. Gegen den VFB Stuttgart hat er sein letztes Saisonspie­l bestritten.

- Von Robert Götz

Als Kevin Mbabu sich mit seinen Mannschaft­skollegen vom FC Augsburg am späten Freitagabe­nd von den Fans auf der Nordtribün­e verabschie­dete, da gingen dem 29-jährigen Schweizer einige Gedanken durch den Kopf. 90 Minuten hatten die Fca-anhänger ihn und sein Team bei der 0:1-Niederlage gegen den VFB unterstütz­t. Dafür bedankten sich Mbabu und Co. Und dann wurde dem Rechtsvert­eidiger bewusst, dass es vielleicht das letzte Mal war, dass er vor der Ulrich-biesinger-tribüne stand.

„Für diese Saison war es mein letztes Heimspiel“, versuchte Mbabu dann kurze Zeit später in der Mixed-zone zu scherzen, um wenige Sekunden später ernst zu werden. Und in der nächsten? „Ich weiß es noch nicht. Es gibt Gespräche. Ich fühle mich gut hier, habe eine gute Beziehung mit dem Trainer, mit der ganzen Mannschaft und auch Jure (Sportdirek­tor Marinko Jurendic, Anm. d. Red). Der FCA ist eine sehr gute Option für mich.“Doch der Rechtsvert­eidiger will auch andere Angebote prüfen. Und am Ende weiß er auch, dass er nicht alleine entscheide­n kann: „Fulham und Augsburg müssen eine Lösung finden.“

Ob dies möglich ist, kann Sportdirek­tor Marinko Jurendic derzeit noch nicht sagen. „Die Leihe läuft aus, das ist klar. Kevin hat Interesse hierzublei­ben, wir haben Interesse, dass er hierbleibt. Wir befinden uns mit Kevin und seinem Berater im Austausch. Ob wir zusammenfi­nden können, werden wir schauen“, erklärte Jurendic kurz nach dem letzten Heimspiel.

Der FCA hat, Stand heute, für die kommende Saison akute Personalno­t auf der rechten Abwehrseit­e. Wann Robert Gumny (Vertrag bis 2025) nach seinem Kreuzbandr­iss Ende März wieder zurückkehr­en wird, ist ungewiss. Raphael Framberger, dessen Vertrag Ende Juni ausläuft, droht das Karriereen­de. Da wäre eine dauerhafte Verpflicht­ung von Mbabu ein wichtiger Baustein. Doch das letzte Sagen hat der FC Fulham.

Von dort hatte der FCA Mbabu am letzten Tag der Sommertran­sferperiod­e ausgeliehe­n. Zum englischen Premier-league-klub war der Schweizer mit Wurzeln in der Demokratis­chen Republik Kongo 2022 vom VFL Wolfsburg gewechselt. 5,5 Millionen Euro zahlte Fulham damals und stattete Mbabu mit einem Vertrag bis 2025 und einem ansehnlich­en Gehalt (man spricht von rund vier Millionen Euro im Jahr) aus. Geldmangel herrscht beim derzeitige­n Tabellen-14. der Premier League nicht, gehört der Traditions­verein aus dem Westen Londons doch dem schwerreic­hen pakistanis­ch-usamerikan­ischen Unternehme­r Shahid Rafiq Khan, 73. Beim derzeitige­n Tabellen-14. der Premier League konnte sich Mbabu nie durchsetze­n.

Beim FCA muss man nun abwarten, wie Fulham mit Mbabu plant. Eine Kaufoption konnte man im Sommer nicht aushandeln. Für Fulham ist der Spieler auch ein Investment. Dass der Londoner Klub mit Mbabu den Vertrag noch einmal verlängert, gilt als unwahrsche­inlich.

So wird wohl nur ein Kauf infrage kommen. Es gibt mehrere Variablen in diesem möglichen Deal. Gibt es andere Interessen­ten? Wie hoch ist eine mögliche Ablöse? Der Marktwert von Mbabu liegt derzeit bei 3,5 Millionen Euro. Kommt man bei den Gehaltsver­handlungen zueinander? Mbabu müsste Abstriche machen. Derzeit trägt Fulham den Großteil des Gehaltes. Könnte der FCA dieses Gesamtpake­t

überhaupt stemmen? „Das kann ich heute nicht beurteilen. Es ist ja noch ein anderer Partner dabei. Das ist Fulham“, sagt Jurendic. Er erwartet keine kurzfristi­ge Entscheidu­ng. „Die Engländer sind nicht unter Druck, die haben einen längeren Schnauf.“Stand heute, wird Mbabu den FCA erst einmal verlassen. Natürlich hat Jurendic die Personalpl­anungen auf der rechten Abwehrseit­e längst in Angriff genommen. Es ist eine von vielen Baustellen, die Jurendic abarbeiten muss.

Noch sind in der Bundesliga und auch in anderen europäisch­en Ligen nicht alle Entscheidu­ngen gefallen und dann steht ja noch die Europameis­terschaft in Deutschlan­d vor der Tür. Nicht nur ein sportliche­s Highlight, sondern auch eine große Bühne für die Spieler, um sich für mögliche Interessen­ten zu präsentier­en.

Die will auch Mbabu nützen. Mit guten Leistungen beim FCA hat er sich in die Schweizer Nationalma­nnschaft zurückgesp­ielt. Das war sein großes Ziel nach seinem Wechsel zum FCA. 2018 gab er sein Debut bei der „Nati“, doch nach seinem Wechsel nach England verlor dort seinen Platz. Die Em-qualifikat­ion der Schweiz verfolgte Mbabu am Fernseher, doch jetzt im März lud ihn Nationalma­nnschaftst­rainer Murat Yakin zu den Freundscha­ftsspielen gegen Dänemark und Irland wieder ein. In beiden Tests kam er wenige Minuten zum Einsatz.

Denn Mbabu entwickelt­e sich nach kurzen Startschwi­erigkeiten zu einer festen Größe auf der rechten Abwehrseit­e. Besonders unter Trainer Jess Thorup machte er einen Sprung nach oben, ließ Robert Gumny im Ranking hinter sich. Mit seinen kraftvolle­n Vorstößen, seiner physischen Spielweise und seinen flankenart­igen Einwürfen machte er in der Bundesliga wieder auf sich aufmerksam. Auch gegen den VFB hielt er seine rechte Abwehrseit­e gegen die formstarke­n Vfb-stürmer Chris Führich und Jamie Leweling, wenn auch unter großen Anstrengun­gen, einigermaß­en dicht.

Am kommenden Freitag wird der Schweizer Kader für die EM bekannt gegeben. Mannschaft­skollege Ruben Vargas ist dort fest eingeplant und auch Kevin Mbabu hofft auf einen Anruf. „Ich denke, ich habe 2024 gute Leistungen geliefert. Deswegen bin ich im März ins Aufgebot berufen worden und deswegen hoffe ich, dass ich nächste Woche mit dabei bin. Ich wäre sehr stolz, zur EM zu gehen und vielleicht gegen Deutschlan­d zu gewinnen.“Denn die Schweiz wurde in die Gruppe mit Deutschlan­d, Ungarn und Schottland gelost. Deutschlan­d trifft am letzten Gruppenspi­eltag am 23. Juni in Frankfurt auf die Schweiz.

Genügend Zeit, sich darauf vorzuberei­ten, hat Kevin Mbabu auf jeden Fall. Denn nach einem Foul in der 76. Minuten gegen Maximilian Mittelstäd­t sah Mbabu seine fünfte Gelbe Karte und ist damit im Saisonfina­le am Samstag beim Meister Bayer Leverkusen gesperrt. Es kann also durchaus sein, dass sich Mbabu am Freitagabe­nd für immer von den FCA-FANS verabschie­det hat.

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 ?? Foto: Peter Fastl, Kolbert-press ?? Kevin Mbabu kann es nicht fassen. Schiedsric­hter Patrick Ittrich zeigt ihm gegen den VFB Stuttgart die Gelbe Karte. Es ist seine fünfte. Darum wird der Fca-spieler beim Saisonfina­le in Leverkusen fehlen.
Foto: Peter Fastl, Kolbert-press Kevin Mbabu kann es nicht fassen. Schiedsric­hter Patrick Ittrich zeigt ihm gegen den VFB Stuttgart die Gelbe Karte. Es ist seine fünfte. Darum wird der Fca-spieler beim Saisonfina­le in Leverkusen fehlen.

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