Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Sieben magische Töne werden zum Lied
Das Familienkonzert „7 Tönchen auf einen Streich“macht Abstraktes greifbar. Und mit Frau Tönchen und ihrem Ensemble wird auch der 7/8-Takt zum vergnüglichen Kinderspiel.
Man soll Kinder ja nicht unterschätzen. Selbst wenn sie noch nicht zählen können, ist ihnen die Zahl sieben schon geläufig. Sie finden sie in den bekannten Märchen wie „Schneewittchen und die sieben Zwerge“, im „Wolf und die sieben Geißlein“, aber auch im Alltag mit seinen sieben Tagen, dem Regenbogen mit sieben Farben und den „sieben Sachen“, die noch gepackt werden müssen. Beim Familienkonzert während des „Kling Klang Gloria“-mozartfestes für Kinder im Abraxas fanden die zuschauenden Kinder im Kindergartenund Grundschulalter zahlreiche Beispiele, mit denen „Frau Tönchen“(Ingrid Hausl, die auch mit Ute Legner zusammen Text und Konzept erdachte) sie auf die Fährten lockte.
Wie immer verspielt und mit vielen Mitmachideen und Livemusik von großartigen Musikern gespickt war auch dieses neueste Konzert aus der „Fräulein Tönchens Musikkoffer“-serie über eine „Musikversteherin“, die Fragen und Interessantem rund um die Musik nachgeht. Die drei Jahre alten 35 Halbstundenvideos dieser Serie, die zusammen mit unterschiedlichen Musikern zu einzelnen Instrumenten oder auch zu Rap und Volksmusik in der Pandemie entstanden, kann man sich noch auf Youtube ansehen. Im Mittelpunkt steht natürlich Musik, aber sie bildet sich hier auch ab in Geräuschen, Sprachspielen und Bewegung. Und das ist einfach
animierend. „Vom Suchen und Finden“heißt das Motto des diesjährigen Kinder-mozartfestes. Das setzt Neugier voraus, die erst mal geweckt werden muss. Ingrid Hausl, die in diesem Format inzwischen „Frau Tönchen“heißt, nutzt ihr erzählerisches Talent, um die Zuhörer einzufangen.
Im grell gepunkteten Tellerrock öffnet sie ihre Musikkoffer, in denen
in diesem Konzert unter dem Titel „Sieben Tönchen auf einen Streich!“Wunderliches zu finden ist. Nämlich Zettel mit den Buchstaben „so“und „fa“usw., den seit dem Mittelalter festgelegten Tonsilben, die für die sieben Tonstufen der Tonleiter stehen. Zu jeder Tonsilbe gibt es Tonbeispiele von den Musikern, dem „Tönchen-ensemble“mit dem Jazzpianisten Tom
Jahn (der die Musik komponiert hatte), dem Saxofonisten Martin Krechlak (mit drei verschiedenen Saxofonen) und der Cellistin Assia Chappot, die „auf einen Streich“– nämlich Bogenstrich – die sieben Töne der Tonleiter erklingen lassen kann. Schon auf einem oder zwei Tönen kann man wunderbar musizieren, jazzig und rhythmisch komplex, das wird schnell bewiesen. Als dann alle sieben Tonhöhen des „Do-re-mi-fa-so-la-ti“gefunden sind, wird aus dem eher abstrakten Tonleitersystem ein weit ausschweifendes lyrisch-jazziges Lied.
Natürlich kommt die „magische Zahl“sieben auch in Kinderliedern wie „Backe, backe Kuchen“vor, das laut mitgesungen wird. Anspruchsvoller wird es aber, wenn das Publikum verschiedene Rhythmen klatschend begleiten darf. Und da versteckt sich plötzlich im rhythmisch gesprochenen Satz „Die sieben Tönchen“ein 7/8-Takt, der in der Musikerziehung eigentlich als schwierig gilt – in Deutschland jedenfalls. Hier in diesem Konzert, angeleitet durch wunderbare Musiker und Frau Tönchen, tanzt der ungerade Takt in den Körpern und Händen als beschwingter Rhythmus. Und alle Kinder schwingen mit.
Livemusik mit Humor kredenzt, dazu der spielerische Zugang zur Musik – das lassen sich die Grundschulen in Augsburg nicht entgehen. Die „Schulkonzerte“, die es traditionell während des „Mozartfestes für Kinder“gibt, sind in der kommenden Woche alle ausgebucht. Bedarf nach „musikalischem Futter“für Kinder ist also da – und Ideen haben Ute Legner und Ingrid Hausl vom Musikvermittlungsprogramm „Mehr Musik!“sicher auch noch. Nicht zuletzt zu Leopold Mozart, dessen Geburtshaus in dieser Woche auch von Schulklassen heimgesucht wird. Auch hier verspricht das Programm viel Spaß bei der Wissensvermittlung.