Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Sieben magische Töne werden zum Lied

Das Familienko­nzert „7 Tönchen auf einen Streich“macht Abstraktes greifbar. Und mit Frau Tönchen und ihrem Ensemble wird auch der 7/8-Takt zum vergnüglic­hen Kinderspie­l.

- Von Daniela Tiggemann

Man soll Kinder ja nicht unterschät­zen. Selbst wenn sie noch nicht zählen können, ist ihnen die Zahl sieben schon geläufig. Sie finden sie in den bekannten Märchen wie „Schneewitt­chen und die sieben Zwerge“, im „Wolf und die sieben Geißlein“, aber auch im Alltag mit seinen sieben Tagen, dem Regenbogen mit sieben Farben und den „sieben Sachen“, die noch gepackt werden müssen. Beim Familienko­nzert während des „Kling Klang Gloria“-mozartfest­es für Kinder im Abraxas fanden die zuschauend­en Kinder im Kindergart­enund Grundschul­alter zahlreiche Beispiele, mit denen „Frau Tönchen“(Ingrid Hausl, die auch mit Ute Legner zusammen Text und Konzept erdachte) sie auf die Fährten lockte.

Wie immer verspielt und mit vielen Mitmachide­en und Livemusik von großartige­n Musikern gespickt war auch dieses neueste Konzert aus der „Fräulein Tönchens Musikkoffe­r“-serie über eine „Musikverst­eherin“, die Fragen und Interessan­tem rund um die Musik nachgeht. Die drei Jahre alten 35 Halbstunde­nvideos dieser Serie, die zusammen mit unterschie­dlichen Musikern zu einzelnen Instrument­en oder auch zu Rap und Volksmusik in der Pandemie entstanden, kann man sich noch auf Youtube ansehen. Im Mittelpunk­t steht natürlich Musik, aber sie bildet sich hier auch ab in Geräuschen, Sprachspie­len und Bewegung. Und das ist einfach

animierend. „Vom Suchen und Finden“heißt das Motto des diesjährig­en Kinder-mozartfest­es. Das setzt Neugier voraus, die erst mal geweckt werden muss. Ingrid Hausl, die in diesem Format inzwischen „Frau Tönchen“heißt, nutzt ihr erzähleris­ches Talent, um die Zuhörer einzufange­n.

Im grell gepunktete­n Tellerrock öffnet sie ihre Musikkoffe­r, in denen

in diesem Konzert unter dem Titel „Sieben Tönchen auf einen Streich!“Wunderlich­es zu finden ist. Nämlich Zettel mit den Buchstaben „so“und „fa“usw., den seit dem Mittelalte­r festgelegt­en Tonsilben, die für die sieben Tonstufen der Tonleiter stehen. Zu jeder Tonsilbe gibt es Tonbeispie­le von den Musikern, dem „Tönchen-ensemble“mit dem Jazzpianis­ten Tom

Jahn (der die Musik komponiert hatte), dem Saxofonist­en Martin Krechlak (mit drei verschiede­nen Saxofonen) und der Cellistin Assia Chappot, die „auf einen Streich“– nämlich Bogenstric­h – die sieben Töne der Tonleiter erklingen lassen kann. Schon auf einem oder zwei Tönen kann man wunderbar musizieren, jazzig und rhythmisch komplex, das wird schnell bewiesen. Als dann alle sieben Tonhöhen des „Do-re-mi-fa-so-la-ti“gefunden sind, wird aus dem eher abstrakten Tonleiters­ystem ein weit ausschweif­endes lyrisch-jazziges Lied.

Natürlich kommt die „magische Zahl“sieben auch in Kinderlied­ern wie „Backe, backe Kuchen“vor, das laut mitgesunge­n wird. Anspruchsv­oller wird es aber, wenn das Publikum verschiede­ne Rhythmen klatschend begleiten darf. Und da versteckt sich plötzlich im rhythmisch gesprochen­en Satz „Die sieben Tönchen“ein 7/8-Takt, der in der Musikerzie­hung eigentlich als schwierig gilt – in Deutschlan­d jedenfalls. Hier in diesem Konzert, angeleitet durch wunderbare Musiker und Frau Tönchen, tanzt der ungerade Takt in den Körpern und Händen als beschwingt­er Rhythmus. Und alle Kinder schwingen mit.

Livemusik mit Humor kredenzt, dazu der spielerisc­he Zugang zur Musik – das lassen sich die Grundschul­en in Augsburg nicht entgehen. Die „Schulkonze­rte“, die es traditione­ll während des „Mozartfest­es für Kinder“gibt, sind in der kommenden Woche alle ausgebucht. Bedarf nach „musikalisc­hem Futter“für Kinder ist also da – und Ideen haben Ute Legner und Ingrid Hausl vom Musikvermi­ttlungspro­gramm „Mehr Musik!“sicher auch noch. Nicht zuletzt zu Leopold Mozart, dessen Geburtshau­s in dieser Woche auch von Schulklass­en heimgesuch­t wird. Auch hier verspricht das Programm viel Spaß bei der Wissensver­mittlung.

 ?? Foto: Peter Fastl ?? „7 Tönchen auf einen Streich“gab es mit Tom Jahn (Klavier), Martin Krechlak (Saxofon), Ingrid Hausl (Frau Tönchen) und Assia Chappot (Cello) beim Familienko­nzert von Kling Klang Gloria.
Foto: Peter Fastl „7 Tönchen auf einen Streich“gab es mit Tom Jahn (Klavier), Martin Krechlak (Saxofon), Ingrid Hausl (Frau Tönchen) und Assia Chappot (Cello) beim Familienko­nzert von Kling Klang Gloria.

Newspapers in German

Newspapers from Germany