Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Eine Pfarrerin nimmt Abschied
Katharina Beltinger, Pfarrerin von St. Markus in Lechhausen, geht in Ruhestand. Sie blickt auf viele schöne Momente zurück, spricht aber auch über unangenehme Punkte.
Umzugskisten werden gepackt. Katharina Beltinger wird das Pfarrhaus der evangelischen Kirchengemeinde St. Markus in Lechhausen bald verlassen. Eine neue Wohnung ist gefunden. Die Pfarrerin zieht nach Göggingen. „Nicht zuletzt aus familiären Gründen bleibe ich Augsburg treu“, sagt die gebürtige Oberfränkin. Vor 14 Jahren war sie nach Schwaben gekommen. Es waren für die Pfarrerin aufregende Dienstjahre in Lechhausen: „Wehmut ist beim Abschied vorhanden, aber ich freue mich auf meinen Ruhestand.“Sie sei froh, nicht mehr dauerhaft unter Druck stehen zu müssen. Katharina Beltinger spricht über Sorgen und Nöte einer Pfarrerin in Zeiten, in denen sich Menschen vermehrt von der Kirche abwenden.
Am Sonntag wurde die Pfarrerin in Lechhausen bei einem Gottesdienst verabschiedet. Dekan Frank Kreiselmeier entband sie von ihrer Tätigkeit. Katharina Beltinger hielt den Gottesdienst. Man nehme Abschied voneinander war Leitgedanke der Predigt. Nach dem Gottesdienst fand ein Empfang im Gemeindehaus statt. Gläubige und Weggefährten aus Lechhausen und umliegenden Stadtteilen nahmen teil.
Katharina Beltinger betreute zuletzt 2400 Gemeindemitglieder in St. Markus. Es sind auch Menschen darunter, die sie während ihrer Dienstzeit nie gesehen oder kennengelernt hat. Die Pfarrerin ist darüber zwar nicht enttäuscht, aber sie nimmt die Entwicklung wahr: „Es gibt zum Glück noch Menschen, die sich gerne in und für die evangelische Kirche engagieren.“Die Jugendarbeit in St. Markus laufe hervorragend. Dazu trage der Einsatz einer Jugendreferentin bei. Im Konfirmandenunterricht kooperieren die evangelischen Gemeinden St. Petrus (Lechhausen) und St. Lukas (Firnhaberau) mit St. Markus. Dies habe sich bewährt, sagt die Pfarrerin aus Lechhausen.
Nachdenklich spricht sie eine Entwicklung an, die ein intaktes Gemeindeleben aus ihrer Sicht schwerer mache. Katharina Beltinger nennt es „Herausforderungen“. Es geht um die Zahl von Kirchenbesuchern in Gottesdiensten. „Das war vor Corona bereits schwierig,
hat sich aber danach verstärkt.“Manchmal seien bei einem Gottesdienst in einem Pflegeheim mehr Gläubige als im Sonntagsgottesdienst.
Erwartungen von Kirchenmitgliedern an eine Pfarrerin seien hingegen weiterhin hoch. Womöglich seien Ansprüche sogar gestiegen. Es klingt durch, dass ein engagierter Pfarrer nicht rund um die Uhr arbeiten könne. Die Pfarrerin beklagt es nicht, erwähnt es aber: Auch außerhalb der Bürozeiten sei man gefragt. In persönlichen Krisen von Menschen habe man dafür stets Verständnis. Wenn es allerdings um reine Formalien gehe, sehe die Situation etwas anders aus.
Als Katharina Beltinger vor 14
Jahren nach Lechhausen kam, musste sie im Pfarrhaus an der Blücherstraße einziehen. Das war damals die Vorgabe für evangelische Geistliche. Zwischenzeitlich sieht man es lockerer, Pfarrpersonen könnten andernorts als im Pfarrhaus wohnen. In Lechhausen ist davon auszugehen, dass die Wohnung im Pfarrhaus vorerst leer stehen wird, wenn Katharina Beltinger ausgezogen ist. Wer ihr folgt, ist offen. Ein halbes Jahr Vakanz ist gegenwärtig üblich, heißt es.
Die scheidende Lechhauser Pfarrerin glaubt, dass Augsburg ein Standort sein könnte, für den sich interessierte Personen bewerben. Denkbar wäre ein Ehepaar, das sich die Stelle teilt. Katharina Beltinger bleibt Pfarrerin auf Lebenszeit. Dies gilt auch im Ruhestand. Sie stehe sicherlich als Aushilfe
An manche Gottesdienste erinnert sie sich gern.
zur Verfügung, sagt sie. Nur eines ist ausgeschlossen: In der jetzigen Gemeinde St. Markus werde sie keine Gottesdienste feiern.
Wenn es um schöne Erinnerungen geht, kommen bei der Pfarrerin Gottesdienste zur Sprache, die ihr im Gedächtnis geblieben seien. „Unvergessen ist der Gottesdienst zum Reformationsjubiläum im Jahr 2017.“Auch an Feierlichkeiten anlässlich des Beitritts von Lechhausen an die Stadt Augsburg (100-Jahr-feier) erinnere sie sich gerne.
Zum Abschied geht der Blick nach vorn. Im Herbst wird der Kirchenvorstand neu gewählt. Diesem Gremium komme eine weiterhin wichtige Aufgabe zu. Der Kirchenvorstand muss entscheiden, wie es in der Gemeinde weitergehen könne. Die Kirche besetzt Immobilien rund um die Kirche. Die Frage stellt sich zumindest, ob man sie von einzelnen Objekten trennen müsse.
Finanzpläne, Prüfen von eingehaltenen Brandschutzauflagen oder Kümmern um Reparaturen – diese Dinge hat Katharina Beltinger in den zurückliegenden Jahren anpacken müssen. Auch darüber spricht sie zum Abschied: „Ich bin froh, mich nun nicht mehr um diesen Verwaltungsaufwand kümmern zu müssen.“