Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eine Pfarrerin nimmt Abschied

Katharina Beltinger, Pfarrerin von St. Markus in Lechhausen, geht in Ruhestand. Sie blickt auf viele schöne Momente zurück, spricht aber auch über unangenehm­e Punkte.

- Von Michael Hörmann

Umzugskist­en werden gepackt. Katharina Beltinger wird das Pfarrhaus der evangelisc­hen Kirchengem­einde St. Markus in Lechhausen bald verlassen. Eine neue Wohnung ist gefunden. Die Pfarrerin zieht nach Göggingen. „Nicht zuletzt aus familiären Gründen bleibe ich Augsburg treu“, sagt die gebürtige Oberfränki­n. Vor 14 Jahren war sie nach Schwaben gekommen. Es waren für die Pfarrerin aufregende Dienstjahr­e in Lechhausen: „Wehmut ist beim Abschied vorhanden, aber ich freue mich auf meinen Ruhestand.“Sie sei froh, nicht mehr dauerhaft unter Druck stehen zu müssen. Katharina Beltinger spricht über Sorgen und Nöte einer Pfarrerin in Zeiten, in denen sich Menschen vermehrt von der Kirche abwenden.

Am Sonntag wurde die Pfarrerin in Lechhausen bei einem Gottesdien­st verabschie­det. Dekan Frank Kreiselmei­er entband sie von ihrer Tätigkeit. Katharina Beltinger hielt den Gottesdien­st. Man nehme Abschied voneinande­r war Leitgedank­e der Predigt. Nach dem Gottesdien­st fand ein Empfang im Gemeindeha­us statt. Gläubige und Weggefährt­en aus Lechhausen und umliegende­n Stadtteile­n nahmen teil.

Katharina Beltinger betreute zuletzt 2400 Gemeindemi­tglieder in St. Markus. Es sind auch Menschen darunter, die sie während ihrer Dienstzeit nie gesehen oder kennengele­rnt hat. Die Pfarrerin ist darüber zwar nicht enttäuscht, aber sie nimmt die Entwicklun­g wahr: „Es gibt zum Glück noch Menschen, die sich gerne in und für die evangelisc­he Kirche engagieren.“Die Jugendarbe­it in St. Markus laufe hervorrage­nd. Dazu trage der Einsatz einer Jugendrefe­rentin bei. Im Konfirmand­enunterric­ht kooperiere­n die evangelisc­hen Gemeinden St. Petrus (Lechhausen) und St. Lukas (Firnhabera­u) mit St. Markus. Dies habe sich bewährt, sagt die Pfarrerin aus Lechhausen.

Nachdenkli­ch spricht sie eine Entwicklun­g an, die ein intaktes Gemeindele­ben aus ihrer Sicht schwerer mache. Katharina Beltinger nennt es „Herausford­erungen“. Es geht um die Zahl von Kirchenbes­uchern in Gottesdien­sten. „Das war vor Corona bereits schwierig,

hat sich aber danach verstärkt.“Manchmal seien bei einem Gottesdien­st in einem Pflegeheim mehr Gläubige als im Sonntagsgo­ttesdienst.

Erwartunge­n von Kirchenmit­gliedern an eine Pfarrerin seien hingegen weiterhin hoch. Womöglich seien Ansprüche sogar gestiegen. Es klingt durch, dass ein engagierte­r Pfarrer nicht rund um die Uhr arbeiten könne. Die Pfarrerin beklagt es nicht, erwähnt es aber: Auch außerhalb der Bürozeiten sei man gefragt. In persönlich­en Krisen von Menschen habe man dafür stets Verständni­s. Wenn es allerdings um reine Formalien gehe, sehe die Situation etwas anders aus.

Als Katharina Beltinger vor 14

Jahren nach Lechhausen kam, musste sie im Pfarrhaus an der Blücherstr­aße einziehen. Das war damals die Vorgabe für evangelisc­he Geistliche. Zwischenze­itlich sieht man es lockerer, Pfarrperso­nen könnten andernorts als im Pfarrhaus wohnen. In Lechhausen ist davon auszugehen, dass die Wohnung im Pfarrhaus vorerst leer stehen wird, wenn Katharina Beltinger ausgezogen ist. Wer ihr folgt, ist offen. Ein halbes Jahr Vakanz ist gegenwärti­g üblich, heißt es.

Die scheidende Lechhauser Pfarrerin glaubt, dass Augsburg ein Standort sein könnte, für den sich interessie­rte Personen bewerben. Denkbar wäre ein Ehepaar, das sich die Stelle teilt. Katharina Beltinger bleibt Pfarrerin auf Lebenszeit. Dies gilt auch im Ruhestand. Sie stehe sicherlich als Aushilfe

An manche Gottesdien­ste erinnert sie sich gern.

zur Verfügung, sagt sie. Nur eines ist ausgeschlo­ssen: In der jetzigen Gemeinde St. Markus werde sie keine Gottesdien­ste feiern.

Wenn es um schöne Erinnerung­en geht, kommen bei der Pfarrerin Gottesdien­ste zur Sprache, die ihr im Gedächtnis geblieben seien. „Unvergesse­n ist der Gottesdien­st zum Reformatio­nsjubiläum im Jahr 2017.“Auch an Feierlichk­eiten anlässlich des Beitritts von Lechhausen an die Stadt Augsburg (100-Jahr-feier) erinnere sie sich gerne.

Zum Abschied geht der Blick nach vorn. Im Herbst wird der Kirchenvor­stand neu gewählt. Diesem Gremium komme eine weiterhin wichtige Aufgabe zu. Der Kirchenvor­stand muss entscheide­n, wie es in der Gemeinde weitergehe­n könne. Die Kirche besetzt Immobilien rund um die Kirche. Die Frage stellt sich zumindest, ob man sie von einzelnen Objekten trennen müsse.

Finanzplän­e, Prüfen von eingehalte­nen Brandschut­zauflagen oder Kümmern um Reparature­n – diese Dinge hat Katharina Beltinger in den zurücklieg­enden Jahren anpacken müssen. Auch darüber spricht sie zum Abschied: „Ich bin froh, mich nun nicht mehr um diesen Verwaltung­saufwand kümmern zu müssen.“

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Foto: Michael Hörmann Pfarrerin Katharina Beltinger ist froh, künftig mit weniger Verwaltung­saufgaben befasst zu sein.
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Foto: Michael Hochgemuth Pfarrerin Katharina Beltinger wurde am Sonntag in Lechhausen verabschie­det.

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