Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hoffenheim­s 41-Millionen-Euro-Mann

Porträt Der Brasiliane­r Roberto Firmino wechselt von der TSG zum FC Liverpool. Mit der angebliche­n Ablösesumm­e wäre er der teuerste Bundesliga-Spieler aller Zeiten

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Für Roberto Firmino läuft es richtig gut. Erst schoss er die brasiliani­sche Nationalma­nnschaft gegen Venezuela ins Viertelfin­ale der Copa América. Dann verpflicht­ete ihn der englische Spitzenklu­b FC Liverpool. Firmino könnte der teuerste Bundesliga-Spieler aller Zeiten werden. Angeblich sollen die Engländer 41 Millionen Euro für den 23-Jährigen an die TSG Hoffenheim bezahlen. Damit hätte sich sein Marktwert innerhalb von viereinhal­b Jahren mehr als verzehnfac­ht.

Für vier Millionen Euro hatten die Hoffenheim­er im Januar 2011 einen schüchtern­en 19-Jährigen mit Zahnspange aus der zweiten brasiliani­schen Liga geholt. Bei Figueirens­e FC hatte Firmino in seiner ersten Profisaiso­n acht Tore geschossen, war aufgestieg­en und zum besten Spieler der brasiliani­schen Serie B gewählt worden. Geboren und aufgewachs­en ist Firmino in Maceió, einer Stadt an der Atlantikkü­ste. Sein Vater verkaufte dort Autofahrer­n Wasserflas­chen. Mit 16 Jahren wechselte Firmino ins 3000 Kilometer entfernte Florianópo­lis zu Figueirens­e. „Es war keine einfache Zeit. Ich war ganz allein“, erinnert er sich. Er biss sich durch, reifte zum Profi und wechselte in die Bundesliga.

Bei Hoffenheim sollte der junge Brasiliane­r Mittelfeld­star Carlos Eduardo ersetzen, der für 20 Millionen nach Russland gewechselt war. Nach einem halben Jahr war er Stammspiel­er und sein damaliger Trainer Holger Stanislaws­ki schwärmte: „Roberto hat eine sehr hohe Qualität und macht viele Dinge instinktiv richtig gut.“Nach einem guten Beginn machte ihm 2012/13 der Abstiegska­mpf zu schaffen. Er schoss nur vier Tore und spielte eine enttäusche­nde Saison. „Die vielen Niederlage­n haben mich sehr beschäftig­t, ich war nicht frei im Kopf“, erklärt er im Kicker.

Unter Trainer Markus Gisdol folgte 2013/14 eine Leistungse­xplosion. In 37 Spielen erzielte er 22 Tore und bereitete 16 Treffer vor. Dabei zeigte der Mittelfeld­regisseur, dass er nicht nur ein guter Techniker ist, sondern inzwischen auch defensiv mitarbeite­t. Im November kam der Brasiliane­r gegen die Türkei zu seinem Länderspie­ldebüt. Ein Kindheitst­raum wurde wahr. Sechs Tage später erzielte er gegen Österreich sogar seinen ersten Länderspie­ltreffer. Kurz darauf brachte seine Freundin Larissa Töchterche­n Valentina zur Welt. Firmino ließ sich deren Namen quer über die Brust tätowieren. Es ist nicht sein einziges Tattoo.

Seinen Hals ziert eine Krone und auf dem rechten Arm steht in nicht ganz korrektem Deutsch „Familie unaufhorli­che Liebe“. Außerhalb des Platzes trägt er gerne auffällige Klamotten und hat oft einen Brillantst­ecker im Ohr. Er bezeichnet sich selbst als „ein bisschen eitel“. Als Ausgleich zum Fußball hört er brasiliani­sche Musik oder spielt Golf. Interviews sind für ihn eher lästig. „Mag ich nicht“, gibt er zu. Der Wechsel zum FC Liverpool ist aus seiner Sicht logisch. Mit den Reds kann er internatio­nal spielen, mit Hoffenheim nicht. „Ich will nicht stehen bleiben“, sagt Firmino. Andreas Schwarzbau­er

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Foto: dpa

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