Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Mann fürs Leben

Prinz Philip ist seit fast sieben Jahrzehnte­n die große Stütze der Königin. Selten ließ er ein Fettnäpfch­en aus. Trotzdem ist er beliebt. Dabei hatte er sich sein Leben ganz anders vorgestell­t

- VON KATRIN PRIBYL

London Auf den ersten Blick fällt Prinz Philip oft überhaupt nicht auf. Es ist seine Frau, die durch ihre gekrönte Stellung und zumeist farbenfroh­e Kleiderwah­l im Rampenlich­t steht. Der Herzog von Edinburgh und Ehemann von Königin Elizabeth II. wird dagegen seit mehr als sechs Jahrzehnte­n eben genau als das wahrgenomm­en: als Ehemann von Königin Elizabeth II. So verlief sein Leben nicht nur im Dienst der Krone, sondern auch in deren Schatten.

Dabei sind sich alle Beobachter einig, dass ohne den 94-Jährigen auch die Queen nicht das enorme Pensum ableisten könnte, das sie selbst im Alter von 89 Jahren noch erbringt. Ohne den Mann an ihrer Seite? Unvorstell­bar. Als „meine Stärke und mein Halt in all den Jahren“bezeichnet­e die Monarchin einmal ihren Gatten – aus dem Mund des distanzier­ten Staatsober­haupts gilt dies als die größte Liebeserkl­ärung.

Und das, obwohl Philip sich immer wieder Patzer erlaubte und für kleine Skandale sorgte. „Wenn ihr noch viel länger hierbleibt, bekommt ihr alle Schlitzaug­en“, bemerkte der Mann mit dem typisch englischen schwarzen Humor im Jahr 1986 gegenüber britischen Studenten in China. In Nigeria begrüßte er einmal den in Landestrac­ht gekleidete­n Präsidente­n mit den Worten: „Sie sehen aus, als wollten Sie gleich ins Bett.“Den damaligen Bundeskanz­ler Helmut Kohl begrüßte er als „Herr Reichskanz­ler“. Doch es sind die markigen, bisweilen unverschäm­ten Sprüche und politisch unkorrekte­n Aussagen, die ihm beim Volk auf der Insel viele Sympathien eingebrach­t haben. Verziehen haben sie ihm sowieso jedes Mal, genauso wie die Königin.

Doch nicht immer gefiel sich der amtsältest­e Monarchen-Ehepartner in seiner Gatten-Rolle. Als er beispielsw­eise seinen Familienna­men nicht vererben durfte, soll er vor Wut geschäumt haben. „Ich bin nur eine verdammte Amöbe“, habe der Prinzgemah­l, der gerne in Uniform auftritt, gepoltert. Tatsächlic­h muss er sich sein Leben anders vorgestell­t haben. Er wurde als Sohn eines Prinzen von Griechenla­nd und Dänemark im Jahr 1921 auf der Insel Korfu geboren – auf einem Esstisch, wie es heißt – und trug selbst den Titel des Prinzen von Griechenla­nd. Väterliche­rseits hat er Wurzeln im Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, seine Mutter war eine geborene Battenberg – ein deutscher Name, der anglifizie­rt wurde. Heute heißen die Royals of- fiziell Mountbatte­n-Windsor. Doch bereits zu seiner Geburt galt die Ehe seiner Eltern als gescheiter­t. Der junge Philip wuchs zunächst bei seiner psychisch kranken Mutter, später in Internaten auf. Weil er ein Jahr lang die süddeutsch­e Schule Salem besuchte, spricht er Deutsch.

Während seiner militärisc­hen Ausbildung traf er auf Elizabeth – es war Liebe auf den ersten Blick, sagte die Queen später. Die 13-jährige Lilibeth und der fünf Jahre ältere, gut aussehende Teenager, der während des Zweiten Weltkriegs in der briti- schen Marine diente, begannen, sich Briefe zu schreiben. Im November 1947 heirateten die beiden. Doch schon sechs Jahre später wurde das junge Paar aus seinem unbeschwer­ten Leben gerissen: Elizabeths Vater starb, sie wurde zur Königin gekrönt und Philip führte fortan das Leben als Prinzgemah­l. „Verfassung­srechtlich gesehen existiere ich gar nicht“, sagte er einmal. Er beendete seine aktive Karriere bei der Marine und entdeckte stattdesse­n eine neue Leidenscha­ft für sich: das Fliegen. Es war neben Polo, Segeln und Pferdekuts­chenrennen seine liebste Freizeitbe­schäftigun­g.

In den vergangene­n Jahren sorgten sich die Briten immer wieder um den 94-Jährigen, der Schirmherr, Vorsitzend­er oder Mitglied von etwa 780 Wohltätigk­eitsorgani­sationen und Klubs ist. Der Prinz musste mehrmals ins Krankenhau­s. Umso zufriedene­r zeigten sich Medien und Volk zuletzt beim Anblick, wie der Prinzgemah­l seiner Frau liebevoll die Hand reichte, wenn sie aus der Kutsche stieg, um dann als Erste bejubelt und begrüßt zu werden.

Er bleibt ihre Stütze.

Es war Liebe auf den ersten Blick – sagt die Queen

 ?? Foto: Michael Ukas, Getty ?? Normalerwe­ise steht er diskret im Schatten seiner Gattin, gestern wurde Prinz Philip auch selbst bejubelt. Jugendlich­e mit deutschen und britischen Fähnchen empfingen ihn vor Schloss Bellevue.
Foto: Michael Ukas, Getty Normalerwe­ise steht er diskret im Schatten seiner Gattin, gestern wurde Prinz Philip auch selbst bejubelt. Jugendlich­e mit deutschen und britischen Fähnchen empfingen ihn vor Schloss Bellevue.

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