Augsburger Allgemeine (Land Nord)
MAN streicht Jobs in der Lkw-Sparte
Konzern baut 1800 Stellen ab. Das trifft auch die Standorte in München und Nürnberg
München Der Lkw- und Bushersteller MAN streicht 1800 Jobs und damit jeden zwanzigsten Arbeitsplatz, setzt diese Schrumpfkur aber ohne betriebsbedingte Kündigungen um. Rund 1400 Arbeitsplätze sind demnach in der Verwaltung betroffen und weitere 400 in der Produktion, teilte die Volkswagen-Marke mit.
Weltweit beschäftigt MAN in der Lkw-Sparte rund 36 000 Mitarbeiter, davon 20 000 in Deutschland. Größter Standort ist München mit 9200 Mitarbeitern. In Nürnberg sind es 4300, in Salzgitter 2500 und im österreichischen Steyr 2400. Diese Standorte sind demnach von dem Arbeitsplatzabbau betroffen.
In Augsburg sitzen zwei andere zum VW-Konzern gehörende MAN-Sparten. MAN Diesel & Turbo sowie Renk werden von dem Sanierungsprogramm nicht erfasst.
Der Abbau von derart vielen Stellen im Lkw-Bereich war im Zuge des Sparprogramms erwartet worden. MAN sprach von einer „Neuausrichtung der Produktionsstandorte sowie der Verschlankung in allen Verwaltungsbereichen“. Die 1800 Stellen sollen vor allem durch Verzicht auf Nachbesetzungen frei werdender Jobs, freiwillige Abfindungen sowie Altersteilzeit eingespart werden. Für das Programm stellt sich MAN darauf ein, dass 2015 Aufwendungen im niedrigen dreistelligen Millionen-Bereich nötig sein werden.
Die Arbeitnehmerseite unterstützt den Umbau. Gesamtbetriebsrats-Chef Saki Stimoniaris sprach von einer einheitlichen Standortund Beschäftigungssicherung für alle Lkw-Standorte und hob hervor: „Nur die Kolleginnen und Kollegen, die MAN wirklich verlassen wollen, werden MAN auch verlassen.“Niemand werde zum Jobverlust gezwungen.
Der Umbau geht mit einer generellen Neuausrichtung der Werke einher und hängt auch mit der besseren Verzahnung zu Scania zusammen. Die zweite Lkw- und Busmarke im VW-Konzern war erst vor rund einem Jahr ganz unter das Dach der Gruppe gefahren. Zuvor hakte es oft bei der Zusammenarbeit. Seit kurzem hat der Nutzfahrzeugbereich mit dem Ex-DaimlerVorstand Andreas Renschler einen neuen Chef, der VW vorbei an seinem früheren Arbeitgeber zum Lkw-Branchenprimus machen soll.
Mit dem Umbau verliert zum Beispiel der MAN-Standort Salzgitter die Produktion von Lkw und Bus-Fahrgestellen, die nun teils ins Münchner Schwesterwerk geht. Dafür erhält Salzgitter den Zuschlag für Aufgaben, die das Werk nun teilweise auch für die konzernweite Allianz aus MAN und Scania leisten wird – darunter der übergreifende Bau jener Achsen, die keine Verbindung mit dem Getriebe haben.
Scania fertigt Getriebe für MAN
Scania wird, wie erwartet, künftig für MAN die Getriebe fertigen. Die teuren Herzstücke der Fahrzeuge sind ein großer Kostenfaktor. Die Getriebekooperation soll ab 2016 bis zu 500 Millionen Euro sparen – gerechnet über den mehrjährigen Zeitraum der Getriebegeneration.
Mit dem 2014 geglückten vollständigen Durchgriff auf Scania traut sich VW Einsparungen von insgesamt jährlich mindestens 650 Millionen Euro zu. Das soll aber erst in den nächsten zehn bis 15 Jahren erreicht sein. Nutzfahrzeugmodelle haben weit längere Produktzyklen als die Pkw-Welt, weil ihre geringere Stückzahl die Kosten in der Forschung und Entwicklung über längere Zeit einspielen muss. (dpa)