Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Glückliche Gesichter
Deutscher Nachwuchs freut sich über den Halbfinal-Einzug. Die Olympia-Qualifikation war nur ein Etappenziel. Lahm und Klose in Rio dabei?
Prag Auch als Kabinen-DJ Leonardo Bittencourt die „Samba do Brasil“einwarf, kam bei den Mannschaftskollegen nicht wirklich Partystimmung auf. Rio de Janeiro war für die deutschen Fußball-Junioren nach der historischen Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 noch zu weit weg. Vielmehr überwog die Erleichterung, das Halbfinale bei der U-21-EM nach einem nicht gerade souveränen 1:1 (0:0) gegen Gastgeber Tschechien erreicht zu haben.
„Ich fühle mich jetzt super. Ich bin glücklich, dass wir im Halbfinale stehen und das Olympia-Ticket in der Tasche haben“, sagte Trainer Horst Hrubesch. Das Weiterkommen ist allerdings mit einem Umzug nach Olmütz für das Spiel am Samstag (18 Uhr) gegen Portugal verbunden, da die DFB-Auswahl den Gruppensieg verpasste. „Einerseits ist es schade, dass wir nicht gewonnen haben und umziehen müssen. Andererseits ist es geil, dass wir das Ticket gezogen haben“, sagte Stimmungskanone Bittencourt, der als Sohn eines gebürtigen Brasilianers den Kollegen das südamerikanische Feeling vermittelte: „Ich habe direkt eine brasilianische Musik aufgelegt, damit die Jungs wissen, was nächstes Jahr auf sie zukommt.“
Ansonsten gingen alle Beteiligten im deutschen Lager vergleichsweise nüchtern mit der Tatsache um, dass sich erstmals seit 1988 in Seoul eine deutsche Mannschaft für ein olympisches Fußball-Turnier qualifizierte. Auch Hrubesch blieb gelassen. Dabei hatte der 64-Jährige die U 21 2013 auch deswegen wieder übernommen, weil er sich den OlympiaTraum erfüllen wollte.
Wichtiger ist aber der Titelgewinn. Gerade nach dem EM-Titel mit den U-21-Junioren 2009 und dem WM-Triumph 2014 in Brasilien sind die Trophäen und weniger die Zwischenstationen das Ziel. „Das ist nur ein Etappenziel. Wir wollen Europameister werden. Und das beinhaltet die Olympia-Teilnahme“, sagte Weltmeister Matthias Ginter.
DFB-Sportdirektor Hansi Flick sah es ähnlich. Man habe das „Minimalziel“erreicht. „Wir haben immer gesagt – und da ist die DFL mit im Boot –, dass wir nach Rio wollen“, sagte der ehemalige Assistent von Bundestrainer Joachim Löw. Nun gelte es aber, „den großen Traum des Finales und des Europameistertitels wahr werden zu lassen“. Denn acht Spieler im gegenwärtigen Kader wollen ganz besonders einen krönenden Abschluss, weil sie 2016 für Rio aus Altersgründen nicht mehr infrage kommen.
Zudem sind Torwart Marc-André ter Stegen oder Kevin Volland auch im Blick von Löw für die EM 2016. Volland will sich nach der U-21-EM vor allem „auf die A-Nationalmannschaft konzentrieren“. Horst Hrubesch darf drei Spieler mitnehmen, die älter als 23 Jahre sind. So sieht es das Reglement vor. Dafür haben angeblich die zurückgetretenen Weltmeister Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker Interesse angemeldet. „Vorstellen kann ich mir alles, ob es dann so kommt, weiß ich noch nicht“, sagte er. (dpa) Jürgen Klinsmann beschreibt die Olympia-Teilnahme 1988 als einen „Höhepunkt“in seiner Karriere, und
für den damaligen Chefcoach Hannes Löhr war der Gewinn der Bronzemedaille in Seoul ein „außergewöhnlicher Moment“. Dabei wurde die Olympia-Auswahl einst in der Bundesliga nur als angesehen. Auf den reiste die DFB-Auswahl in die südkoreanische Hauptstadt, wusste dort aber zu begeistern.
gramm Drücker lästiges Pflichtpro
letzten In Klinsmann, Frank Mill und Wolfram Wuttke standen drei Spieler im 20-köpfigen Kader, die wenige Wochen zuvor auch bei der EM-Endrunde unter Teamchef Franz Beckenbauer dabei waren.
deutsche Aufstellung 1988
Die Spiel um Platz drei gegen Italien (3:0): Uwe Kamps – Thomas Hörster – Roland Grahammer, Wolfgang Funkel, Michael Schulz, Gerhard Kleppinger – Thomas Häßler, Wolfram Wuttke (Christian Schreier), Ralf Sievers (Rudi Bommer) – Jürgen Klinsmann, Frank Mill.
Außerdem im Kader:
Acht Spieler überschreiten in Rio die Altersgrenze
im
Oliver Reck, Holger Fach, Gunnar Sauer, Armin Görtz, Olaf Janßen, Karl-Heinz Riedle, Fritz Walter. (dpa)