Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Harmoniere­ndes Duo

Lena Goeßling und Melanie Leupolz erläutern, worauf es im Viertelfin­ale gegen Frankreich ankommt

- VON FRANK HELLMANN

Montreal Gleich neben dem Quartier Chinois, dem Chinatown von Montreal, liegt der Kongresspa­last. Ein Wirrwarr von Sälen, Etagen, Fahrstühle­n und Rolltreppe­n. Am Dienstag sind nun auf der zweiten Ebene schon von weitem zwei mit leuchtend orangefarb­enen Trainingsj­acken bekleidete junge Frauen zu erkennen gewesen, die zielsicher über den dunklen Teppich einen vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) angemietet­en Raum ansteuerte­n. Gestatten: Lena Goeßling und Melanie Leupolz. Zuletzt im Achtelfina­le gegen Schweden und vermutlich nun auch im Viertelfin­ale gegen Frankreich (Freitag, 22 Uhr MESZ/live ZDF) die deutsche Doppel-Sechs.

Willkommen zur Pressekonf­erenz, bei der die Protagonis­ten einen Marathon bestreiten müssen. Nur mit dem Frage-Antwort-Spiel auf dem Podium ist es bei der FrauenNati­onalmannsc­haft nämlich nicht getan, es folgen exklusive Fernsehint­erviews, in der es um sportliche Einschätzu­ngen geht; vertiefend­e Gespräche mit dem Radio, die sich eher um private Eindrücke drehen. Vorweg: Wenn die 29 Jahre alte Goeßling und die erst 21-jährige Leupolz im Olympiasta­dion so gut harmoniere­n wie im Kongressze­ntrum, dann ist schon mal eine gute Grundlage gelegt, um bis ins Halbfinale vorzustoße­n.

Auf was es im Viertelfin­ale ankommt, trug das Gespann – obwohl meterweit voneinande­r entfernt – wie im Stereosoun­d vor, so gleichlaut­end die Tonart. „Wir dürfen Frankreich keine Luft zum Atmen geben. Wir werden powern ohne Ende“, versprach die in Bielefeld geborene Goeßling. „Es wird der gewinnen, der es mehr will. Wir werden alles geben“, verkündete die im Allgäu aufgewachs­ene Leupolz. Dass sie vielleicht einen Tick bescheiden­er rüberkommt, liegt in der Natur der Sache: Die eine hat 75 Länderspie­le (Goeßling), die andere 31 Einsätze (Leupolz).

Hauptsache, es funktionie­rt. „Bei uns reicht ein Blickkonta­kt, ein Kommando: Taktisch kenne ich die Spielweise auf dieser Position seit der U15“, erzählte die erstaunlic­h selbstbewu­sste Leupolz.

Den anschließe­nden Lacher verbuchte indes die gerne spontan antwortend­e Goeßling für sich. Auf die Frage, ob für das blinde Verständni­s auch eine private Bande nötig sei, antwortete sie spontan: „Nee!“War aber nur ein Scherz, ganz sicher. Sie wissen, dass es auf ihre Ernsthafti­gkeit ankommt, soll Frankreich­s Spielfluss zum Erliegen kommen. Gerade aus der Zentrale mit dem Quartett um Camille Abily, Amandine Henry und Louisa Necib entfaltet der Gegner seine größte Stärke. „Wenn die Französinn­en ins Kombiniere­n kommen, wird es schwierig, das zu verteidige­n. Wir müssen ihnen unser Spiel aufdrängen“, weiß Goeßling.

Sie als ordnende Hand vom Pokalsiege­r VfL Wolfsburg und Leupolz als wichtiger Neuzugang vom Meister FC Bayern haben ihren Stammplatz erst mit der WM abgesicher­t: Die eine wurde durch zu viele Fehlzeiten im Nationalte­am teilweise verdrängt, die andere schien im Konkurrenz­kampf mit Dzsenifer Marozsan zu unterliege­n.

Doch Silvia Neid hat erkannt, dass die lauf- und zweikampfs­tarke Leupolz neben Goeßling die klügere, weil verlässlic­here Lösung darstellt, um den Verbund defensiv stabil zu halten.

Marozsan ist zweifelsoh­ne die noch bessere Technikeri­n, aber die offensive Option hebt sich die Bundestrai­nerin lieber für den weiteren Spielverla­uf auf. Und wechselt vielleicht – wie gegen Schweden – schon zur Halbzeit.

Leupolz („Ich war nicht verletzt“) bekam dafür keine Begründung geliefert, „das war aber absolut okay, denn ‚Maro‘ ist eine super Spielerin. Wir haben hier alle ein Ziel.“Sich nämlich den Traum vom Titel zu erfüllen.

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Foto: dpa Lena Goeßling (links) und Melanie Leupolz freuen sich auf das Duell mit Frankreich.

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