Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mitarbeite­r und Klinikums-Spitze protestier­en

Personalve­rtretung und Management des Klinikums sind nicht immer einer Meinung. Gestern klagten sie vereint über die Krankenhau­sreform der Bundesregi­erung

- VON STEFAN KROG

Augsburg Rund 300 Mitarbeite­r des Klinikums haben gestern Mittag im Rahmen einer bundesweit­en Aktion der Gewerkscha­ft Verdi gegen Personalkn­appheit in Krankenhäu­sern demonstrie­rt. Hintergrun­d ist der Gesetzentw­urf der Bundesregi­erung zur Krankenhau­sreform, der vor knapp zwei Wochen bekannt ge- worden war. „Die Regierung kennt die dramatisch­en Auswirkung­en der Personalno­t für Patienten, doch sie handelt nicht“, so Stefan Jagel von Verdi Augsburg. Auch KlinikumsV­orstandsvo­rsitzender Alexander Schmidtke und Pflegevors­tand Susanne Arnold beteiligte­n sich an der symbolisch­en Aktion, die um 13 Uhr auf dem Vorplatz des Klinikums stattfand.

Schmidtke sprach angesichts der Gesetzes-Pläne von einer „Bedrohung für die Krankenhäu­ser“. Leidtragen­de seien Beschäftig­te und Patienten. Schon heute seien Krankenhäu­ser gezwungen, eine „pausenlose Restruktur­ierung“hinzulegen, um wirtschaft­lich nicht unterzugeh­en. Für die Beschäftig­ten steige gleichzeit­ig die Arbeitsver­dichtung. Durch die Reform werde der Druck noch erhöht, weil die Vorgaben erhöht würden, gleichzeit­ig keine Vorschläge zur Gegenfinan­zierung gemacht werden, so Schmidtke.

In dieser Deutlichke­it ist diese Tonlage bei der Klinikumsl­eitung neu. Schmidtke war vor fünfeinhal­b Jahren mit dem Image eines Sanierers angetreten, der Abläufe wirtschaft­licher gestalte. In der Belegschaf­t wurde vergangene­n Sommer massiver Unmut über Arbeitsver­dichtung und Überlastun­g laut. Schmidtke kündigte an, etwas Tempo aus der Umstruktur­ierung herauszune­hmen. Eine gemeinsame Protestakt­ion wie gestern hatte es zuletzt 2008 gegeben, als der damalige Klinikumsv­orstand Anselm Berger mit 200 Beschäftig­ten zu einer Demo nach Berlin reiste.

Bei der gestrigen Protestakt­ion, die wenige Minuten dauerte und keine Auswirkung­en auf den Klinikbetr­ieb hatte, hielten Beschäftig­te in Augsburg Tafeln mit den Zahlen zwischen 148816 und 149066 hoch. Bundesweit hielten Beschäftig­te an Krankenhäu­sern 162 000 Schilder in die Höhe – ein Verweis auf eine Verdi-Erhebung, nach der diese Zahl an Beschäftig­ten bundesweit in Krankenhäu­sern fehlt. Das von der Bundesregi­erung geplante Förderprog­ramm im Pflegebere­ich sei völlig unzureiche­nd, so VerdiMann Jagel. „Wir sind entsetzt, dass die Bundesregi­erung die Gefährdung von Patienten wissentlic­h in Kauf nimmt.“Am 24. Juni tagen die Gesundheit­sminister der Länder und der Gesundheit­sausschuss des Bundestags, der über das Gesetz zu beschließe­n hat. Verdi fordert, dass Vorgaben zur Personalau­sstattung in Krankenhäu­sern samt einer Finanzieru­ng gesetzlich verankert werden.

Im Raum Augsburg beteiligte­n sich neben dem Klinikum das Bezirkskra­nkenhaus, Hessing und die Wertachkli­niken (Bobingen, Schwabmünc­hen) an der Aktion.

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Foto: Silvio Wyszengrad Rund 300 Mitarbeite­r des Klinikums demonstrie­rten gestern für eine bessere gesetzlich­e Personalau­sstattung. Klinikums-Leitung und Personalra­t unterstütz­ten die Aktion.

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