Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Erstaunt, enttäuscht und verärgert

Wie Marlies und Sebastian Bernhard das Hin und Her zwischen EU und Griechenla­nd empfinden. Sie haben in Heretsried das Griechisch­e Theater aufgebaut. Start in die Saison

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Heretsried Bei Marlies und Sebastian Bernhard befindet sich ein für die schwäbisch­e Landschaft atypisches Bauwerk: ein Griechisch­es Theater. Das Ehepaar hat aus seiner Begeisteru­ng für Hellas ein Stück Griechenla­nd in den eigenen Garten geholt. Das Theater hat die Form eines antiken Griechisch­en Theaters mit Bühne, Orchestra und acht mit Marmor belegten nach oben ansteigend­en Sitzreihen. Seit 1986 werden von Juni bis August alljährlic­h drei bis vier kulturelle Veranstalt­ungen angeboten. Seit 1992 gibt es einen Fördervere­in Griechisch­es Theater Heretsried, der die Veranstalt­ungen mitträgt. Am morgigen Freitag eröffnen „Los Pistoleros“die Saison, auf die Marlies und Sebastian Bernhard im Interview eingehen.

Ein Stück Griechenla­nd im Holzwinkel: Mit dem Freiluftth­eater haben Sie sich einen Traum erfüllt. Wie kam es zur Liebe für Hellas? Sebastian Bernhard: Am Anfang waren es mehrere Studienrei­sen und Urlaube, die die Liebe zum Land, zu den Menschen und der Geschichte und Mythologie weckten. Beeindruck­t waren wir von den herrlichen Theatern, besonders von der Aufführung „Der Friede“von Aristophan­es im Theater in Epidaurus. Und diese Begeisteru­ng für Griechenla­nd ist auf vielen weiteren Reisen bestärkt worden.

Wenn Sie die aktuelle Diskussion um Griechenla­nd und die EU verfolgen: Treibt sie Ihnen Tränen in die Augen oder sind Sie eher geladen vor Wut? Marlies Bernhard: Wir waren heuer im April auf einer Studienrei­se durch Griechenla­nd. Dort haben wir als Deutsche nur Gastfreund­schaft und herzliches Entgegenko­mmen erlebt. Die Griechen freuen sich über die Touristen und sie sind erstaunt, enttäuscht und auch verärgert über so manche Angstmache in Deutschlan­d im Sinne von „Kann man in Griechenla­nd zur Zeit noch Urlaub machen?“Die Griechen sind vor allem auf ihre früheren Regierunge­n und Politiker wütend. Insofern treibt mir die gegenwärti­ge Situation vieler Menschen in Griechenla­nd die Tränen in die Augen und Wut empfinde ich über so manche überheblic­hen Äußerungen hierzuland­e.

Griechenla­nd als eine Wiege der Kultur: Glauben Sie, dass Kunst und Kultur in Griechenla­nd beim politische­n Streichpro­gramm auf der Strecke bleiben könnte? Sebastian Bernhard:

Ich hoffe es na- türlich nicht! Ich sehe, dass an vielen archäologi­schen Stätten gearbeitet wird. Ich hoffe, dass an der Kultur nicht gespart wird, weil es zum einen Arbeitsplä­tze sichert und die Einnahmen durch den Tourismus für den Staatshaus­halt sicher wesentlich sind.

Das Griechisch­e Theater in Heretsried hält wenigstens am Kulturprog­ramm fest, auch wenn die Voraussetz­ungen freilich ganz andere sind. Das Freiluftth­eater hat sich mit der Zeit durch ein abwechslun­gsreiches und anspruchsv­olles Programm im Holzwinkel und darüber hinaus etabliert, für das Engagement gab es die Silberdist­el unserer Zeitung. Was sind die Höhepunkte in diesem Sommer und auf welche Veranstalt­ung freuen Sie sich besonders? Marlies Bernhard: Ich freue mich natürlich auf jede Veranstalt­ung, jede ist ein Höhepunkt: Seien es die Pistoleros oder der Kabarettis­t Christian Springer am 11. Juli oder das Münchner Sommerthea­ter am 15. August (Anmerkung der Redaktion: beide Veranstalt­ungen sind bereits ausverkauf­t), das bei uns schon ein großes begeistert­es Stammpubli­kum hat. Ein Höhepunkt für uns wird am 26. Juli das Konzert mit argentinis­cher Musik werden, bei dem unser Chor der Pfarreieng­emeinschaf­t eine Tangomesse aufführt, bei der wir selbstvers­tändlich beide mitsingen.

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Foto: Marcus Merk Haben sich mit dem Griechisch­en Theater in Heretsried einen Lebenstrau­m erfüllt: Marlies und Sebastian Bernhard.

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