Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gegen den Abschwung
Auch wenn die aktuellen Zahlen zur Konjunktur nicht in den Himmel wachsen, stehen die meisten deutschen Unternehmen robust da – von hausgemachten Problemen wie bei VW mal abgesehen. Es läuft recht rund in der Wirtschaft. Doch kein Aufschwung währt ewig. Zu denken muss es geben, wenn die Firmen hierzulande wenig investieren. Deutschland muss aufpassen, nicht in einen neuen Reformstau zu fahren.
Die Bundesregierung musste sich zuletzt häufig Problemen von außen widmen – von der Eurokrise bis zum Ukraine-Konflikt. Nach innen sind einige Baustellen unbearbeitet geblieben. Dies haben auch führende Ökonomen Deutschlands – die fünf Wirtschaftsweisen – eben erst deutlich gemacht. Es geht um das Steuersystem oder um einen zeitlich gestreckten Renteneintritt. Einige Industriezweige halten sich mit Investitionen auch deshalb zurück, weil nicht klar ist, wohin sich die Energiewende entwickelt und wie teuer sie wird. Und für die eingetroffenen Flüchtlinge droht der hart erkämpfte Mindestlohn plötzlich zur Eintrittsbarriere in den Arbeitsmarkt zu werden.
Doch auf die Regierung zu zeigen, ist nur das eine. Wirtschaft und Universitäten müssen sich auch an die eigene Nase fassen. Nachdenklich muss es machen, dass die einflussreichsten Konzerne der Gegenwart – Google, Facebook oder Amazon – in den USA entstanden sind, nicht hierzulande. warnt: „Höhere Leitzinsen in den USA sowie die massiv gestiegene Verschuldung vieler Schwellenländer-Unternehmen vor allem in China sind ein schwer verdaulicher Cocktail.“Denn China ist nicht das einzige Sorgenkind. Auch die Geschäfte etwa in Russland oder Brasilien schwächeln.
Immerhin die Binnenkonjunktur floriert – auch dank des Sondereffekts Flüchtlinge. Unterbringung, Versorgung und Betreuung kosten viel Geld, sorgen aber auch für positive Impulse. Harald Schmidt
und Jörn Bender, dpa