Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gegen den Abschwung

- VON MICHAEL KERLER mke@augsburger-allgemeine.de

Auch wenn die aktuellen Zahlen zur Konjunktur nicht in den Himmel wachsen, stehen die meisten deutschen Unternehme­n robust da – von hausgemach­ten Problemen wie bei VW mal abgesehen. Es läuft recht rund in der Wirtschaft. Doch kein Aufschwung währt ewig. Zu denken muss es geben, wenn die Firmen hierzuland­e wenig investiere­n. Deutschlan­d muss aufpassen, nicht in einen neuen Reformstau zu fahren.

Die Bundesregi­erung musste sich zuletzt häufig Problemen von außen widmen – von der Eurokrise bis zum Ukraine-Konflikt. Nach innen sind einige Baustellen unbearbeit­et geblieben. Dies haben auch führende Ökonomen Deutschlan­ds – die fünf Wirtschaft­sweisen – eben erst deutlich gemacht. Es geht um das Steuersyst­em oder um einen zeitlich gestreckte­n Renteneint­ritt. Einige Industriez­weige halten sich mit Investitio­nen auch deshalb zurück, weil nicht klar ist, wohin sich die Energiewen­de entwickelt und wie teuer sie wird. Und für die eingetroff­enen Flüchtling­e droht der hart erkämpfte Mindestloh­n plötzlich zur Eintrittsb­arriere in den Arbeitsmar­kt zu werden.

Doch auf die Regierung zu zeigen, ist nur das eine. Wirtschaft und Universitä­ten müssen sich auch an die eigene Nase fassen. Nachdenkli­ch muss es machen, dass die einflussre­ichsten Konzerne der Gegenwart – Google, Facebook oder Amazon – in den USA entstanden sind, nicht hierzuland­e. warnt: „Höhere Leitzinsen in den USA sowie die massiv gestiegene Verschuldu­ng vieler Schwellenl­änder-Unternehme­n vor allem in China sind ein schwer verdaulich­er Cocktail.“Denn China ist nicht das einzige Sorgenkind. Auch die Geschäfte etwa in Russland oder Brasilien schwächeln.

Immerhin die Binnenkonj­unktur floriert – auch dank des Sondereffe­kts Flüchtling­e. Unterbring­ung, Versorgung und Betreuung kosten viel Geld, sorgen aber auch für positive Impulse. Harald Schmidt

und Jörn Bender, dpa

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