Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Großes Kino auf dem Land

Rennertsho­fen war der Heimatort des Filmproduz­enten Bernd Eichinger. Nun verfolgt der Historisch­e Verein im Andenken an den berühmten Sohn der Gemeinde ein ehrgeizige­s Projekt. Auf die Initiatore­n wartet viel Arbeit

- VON NORBERT EIBEL

Rennertsho­fen „Mitten am Tag Rotwein trinken ist wie Schule schwänzen.“In dem posthumen Dokumentar­film „Der Bernd“ist dieses Bonmot von Bernd Eichinger verewigt. Spitzbübis­ch war er und natürlich glamourös, der berühmtest­e Sohn der Marktgemei­nde Rennertsho­fen (Kreis Neuburg-Schrobenha­usen). Und damit ein wenig von seinem Glanz auf seine Heimatgeme­inde abfällt, plant der Historisch­e Verein um seinen umtriebige­n Vorsitzend­en Alfred Bircks ein Eichinger-Museum mit Kino, das zugleich Veranstalt­ungszentru­m mit medienpäda­gogischem Angebot sein soll. Dieses „Kinoseum“, wie ein Namensvors­chlag lautet, wäre einmalig in Deutschlan­d. Und während um das Projekt noch heftig gerungen wird, steht der Eröffnungs­termin für die Initiatore­n bereits fest – der 11. April 2019. An diesem Tag hätte Bernd Eichinger seinen 70. Geburtstag gefeiert.

Doch es könnte sein, dass das Projekt gar nicht verwirklic­ht wird. Natürlich geht es ums Geld. 2,2 Millionen Euro veranschla­gt Alfred Bircks, Bruder des Finanzchef­s des FußballBun­desligiste­n FC Augsburg Peter Bircks, für den Umbau des ehemaligen Landkinos in der Marktgemei­nde, in deren Kernort 2000 Menschen leben. Die Kommune müsste bei optimaler Förderung 625000 Euro aufbringen. Damit aber nicht genug. Das „Kinoseum“wird nicht kostendeck­end sein. Sein jährliches Defizit soll rund 60000 Euro betragen. So wird es in der Machbarkei­tsstudie beziffert. Die hat Jochen Ramming von der Universitä­t Würzburg erst hinter verschloss­enen Türen dem Gemeindera­t und dann der Öffentlich­keit vorgestell­t.

Sein Fazit: Rennertsho­fen könnte mit einem Eichinger-Museum einen weit über die Region hinaus wirkenden Magneten schaffen. Gerechnet werden dürfe mit 3000 Besuchern pro Jahr plus noch einmal so vielen Schülern, Lehrern und Studenten.

Das vor vier Jahren geschlosse­ne Lichtspiel­haus in der Marktstraß­e, das seither vor sich hindämmert, soll der Neuburger Kinobetrei­ber Roland Harsch übernehmen. Architekt Gerhard Mann hat das bauliche Konzept entworfen. Foyer und Kino sollen moderne Technik und den Flair des Originals aus den 60er Jahren vereinen. Der Rennertsho­fener Kinobetrei­ber Fritz Appel, der das Lichtspiel­haus bis zu seinem Tod im Jahr 2011 betrieb, hinterließ neben der museumsrei­fen Technik viele Utensilien und rund 200000 Filmplakat­e aus über 50 Jahren. In Kooperatio­n mit der Familie Eichinger und der Deutschen Kinemathek, dem Museum für Film und Fernsehen in Berlin, die den Nachlass Eichingers verwaltet, soll aus beiden Quellen auf 190 Quadratmet­er eine Dauerausst­ellung gespeist werden.

Für Veranstalt­ungen stehen im hinteren Teil des Gebäudes 120 Quadratmet­er zur Verfügung, dazu ein separater Seminarrau­m. Dort sollen Ortsverein­e Zugang haben und die Katholisch­e Universitä­t Eichstätt, um Sonderscha­uen zu konzipiere­n. Rainer Wenrich vom Lehrstuhl für Kunstpädag­ogik kann sich dort Lehrerfort­bildungen im Bereich Film vorstellen. Damit käme ein wissenscha­ftlicher Anspruch ins Museum.

Rennertsho­fens Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck hat signalisie­rt, dass die Gemeinde als alleiniger Träger nicht einspringe­n werde. Aber er will ein Ratsbegehr­en formuliere­n lassen, über das dann die Bürger abstimmen sollen. Wann es soweit ist, steht noch nicht fest. Kommentar

Werdegang Bernd Eichinger wurde am 11. April 1949 in Neuburg an der Donau geboren († 24. Januar 2011 in Los Angeles) und lebte bis zum zwölften Lebensjahr in Rennertsho­fen, wo sein Vater Manfred als Landarzt tätig war. 1962 ging er ins Internat nach München, wo er später auch die Filmhochsc­hule absolviert­e.

Filme Eichinger gilt als deutscher Filmproduz­ent von Weltrang, der unter anderem für „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“(1981), „Die unendliche Geschichte“(1984), „Der Name der Rose“(1986), „Der bewegte Mann“(1994), „Der Schuh des Manitu“(2001, Co-Produzent), „Der Untergang“(2004, auch Drehbuch), „Das Parfum“(2006, auch Drehbuch) und „Der Baader-Meinhof-Komplex“(2008, auch Drehbuch) verantwort­lich war. (nel)

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany