Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Lehrer in Warteschleife?
Entsetzen nach Gesetzentwurf
Augsburg Nicht jeder Nachwuchslehrer in Bayern soll nach dem Studium direkt in die praktische Ausbildung einsteigen dürfen: Seit öffentlich wurde, dass die bayerische Regierung diese Idee diskutiert, empören sich Studenten, Lehrer, Opposition und Verbände. „Gerade jetzt brauchen Abiturienten positive Signale, um sich für ein Lehramtsstudium zu entscheiden“, sagte gestern Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV). Schließlich benötige man Lehrer, um die jungen Flüchtlinge in Bayern zu unterrichten. Eine Beschränkung der Zulassung würde abschreckend wirken, befürchtet Fleischmann.
Bislang hat jeder Lehramtsstudent das Recht auf einen Platz in einer der bayerischen Seminarschulen. Die angehenden Pädagogen lernen dort, ihr Wissen aus dem Studium im Unterricht anzuwenden. Allerdings sind manche Fächer so überlaufen, dass vor allem Lehrer für Realschule und Gymnasium nach dem Referendariat auf der Straße stehen. Mit der neuen Gesetzesvorlage nun will das Kultusministerium die Ausbildung besser steuern und den Ansturm auf die Seminarschulen verringern.
Der Entwurf sieht vor, dass angehende Lehrer im Extremfall bis zu drei Jahre auf einen Referendariatsplatz warten müssen. Das Problem in der Lehrerbildung aber verlagere sich so nur nach unten, sagt Klaus Wenzel, Sprecher des Forums Bildungspolitik, das 46 Organisationen aus dem Bildungsbereich vereint. Statt arbeitslosen Lehrern hingen dann eben Studenten in der Luft. Auch BLLV-Präsidentin Fleischmann hält es für wesentlich sinnvoller, Lehrkräften den Wechsel in andere Schularten zu erleichtern.
Ludwig Unger vom Ministerium hingegen betont, dass eine gute Ausbildung an den Seminarschulen nur gewährleistet sei, wenn der Ansturm der Referendare entzerrt werde. Hält der Andrang auf Fächer wie Deutsch, Englisch oder Geschichte weiter an und schafft es der Entwurf zum Gesetz, könnte das große Warten aufs Referendariat schon bald beginnen.