Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ski und Rodel schlecht

Selbst auf der Zugspitze liegt kein Schnee

- VON MICHAEL MUNKLER VON CHRISTIAN KIRSTGES

Garmisch/Oberstdorf Meist beginnt spätestens im November auf der Zugspitze die Winterspor­tsaison. Doch derzeit liegen selbst in Deutschlan­ds höchstem Winterspor­tgebiet nur noch wenige Altschneer­este. Die roten Pistenraup­en warten auf ihren Einsatz. Die wenigen Besucher, die in diesen Tagen mit der Zahnradbah­n auf die Zugspitze fahren, können sich dort im T-Shirt sonnen.

Ganz ähnlich sieht es in anderen bayerische­n Skigebiete­n aus. Bisher war der November in den Bergen um etwa sechs Grad wärmer als im langjährig­en Mittel. Zwar dürfen laut Betriebsge­nehmigunge­n die meisten Schneekano­nen ab November Kunstschne­e produziere­n, doch bis jetzt war es dafür selbst in Hochlagen und nachts viel zu warm. Um künstliche­n Schnee produziere­n zu können, muss es mindestens drei Grad unter null sein.

So liefen in diesem Herbst auch im Allgäu noch keine Beschneiun­gsanlagen, weil es seit Wochen vor allem in mittleren Höhenlagen zwischen 1000 und 1500 Metern wärmer als in den Tälern ist. Deshalb herrschten für Wanderer seit Wochen beste Verhältnis­se.

Das erinnert an den Herbst des vergangene­n Jahres. Da war es sogar bis Weihnachte­n extrem mild. Doch am zweiten Feiertag kam in den Bergen der große Schnee. Wer Skifahren will, muss auch weiterhin auf die Tiroler Gletscher fahren, beispielsw­eise in die Winterspor­tgebiete Kauner- oder Pitztal. Dort laufen bereits seit Wochen die Lifte.

Laut Wetterdien­st „Wetteronli­ne“geht der Frühwinter ab nächster Woche wahrschein­lich in Lauerstell­ung: Über Nordeuropa sammelt sich immer kältere Luft. Übernächst­e Woche könnte es der Langzeit-Prognose zufolge bis in die Täler hinab schneien. Das käme zum ersten Advent dann gerade recht. Gundremmin­gen Trotz der Bedenken mancher Bürger, der Betrieb könnte über die vorgeschri­ebenen Abschaltda­ten für Block B (Ende 2017) und Block C (Ende 2021) hinausgehe­n: Der stellvertr­etende technische Geschäftsf­ührer des Atomkraftw­erks Gundremmin­gen (Kreis Günzburg), Gerhard Hackel, hält an diesen Daten fest. Denn alle Planungen zielten darauf ab, für einen längeren Betrieb gebe es auch keine Ressourcen. Er unterstrei­cht zudem, dass die Sicherheit während des Rückbaus des Kraftwerks in jedem Fall gewährleis­tet bleibe. So gebe es beispielsw­eise auch weiterhin die Notdiesela­nlagen für den Fall eines Stromausfa­lls.

Wie Hackel jetzt beim ersten Fokustag, dem Auftakt einer Reihe von Informatio­nsveransta­ltungen zu diesem Thema, sagte, soll der beim Abbau anfallende radioaktiv­e Abfall möglichst direkt in das geplante zentrale Endlager „Schacht Konrad“bei Salzgitter im Südosten Niedersach­sens gebracht werden. Ein eigenes Zwischenla­ger in Gundremmin­gen werde es dafür nicht geben. Gleichwohl sollen die Maschinenh­äuser, wenn deren Inhalt zurückgeba­ut ist, als logistisch­e Pufferzone für den Zeitraum zwischen Ausbau und Transport dienen – für die sie zur Not auch mehrere Jahre genutzt werden könnten, sollte es beim Endlager Verzögerun­gen geben.

Auch das Technologi­ezentrum im ehemaligen Block A auf dem Gelände in Gundremmin­gen und das bayerische Zwischenla­ger Mitterteic­h könnten genutzt werden. „Das Ziel ist aber die direkte Lieferung in den Schacht Konrad“, betonte auch Helmut Steiner, der Chef-Rückbauer des Kraftwerks. Abgewickel­t werden die Transporte dorthin per Zug und Lastwagen. Da die Brenn- elemente 99,9 Prozent der Radioaktiv­ität in der Anlage ausmachten, falle gar nicht so viel kontaminie­rtes Material an. 99 Prozent der verbleiben­den Strahlung seien im Reaktordru­ckbehälter und dem biologi-

Rückbauer Helmut Steiner

schen Schild gebunden. Nur die Teile des Rests, die nicht gereinigt werden könnten, seien Abfall für das Endlager. Insgesamt rechnen die AKW-Betreiber mit 88000 Tonnen Demontagem­asse aus den Blöcken B und C, Wände und Brenneleme­nte sind darin noch nicht enthalten. Fast 68000 Tonnen davon seien nicht mit Radioaktiv­ität in Berührung gekommen, 10000 weitere Tonnen könnten gereinigt und wieder in den Wertstoffk­reislauf kommen. In „Schacht Konrad“komme der Rest.

Im nächsten halben Jahr sollen die Antragsunt­erlagen eingereich­t, von Juli bis September öffentlich ausgelegt werden und voraussich­tlich im November 2016 soll es den Erörterung­stermin mit den Bürgern geben. Der zuständige Fachbereic­hsleiter der RWE-Kernkraftw­erksparte, Cord-Heinrich Lefhalm, geht derzeit davon aus, dass Ende 2017 der Rückbau von Block B genehmigt und 2018 beginnen wird. Ende 2026 sollen beide Blöcke frei von Brennstoff­en sein, 2040 Gebäude und Gelände aus der atomrechtl­ichen Überwachun­g kommen. Die Genehmigun­g für das bestehende Standort-Zwischenla­ger für die Castoren mit dem Atommüll des Kraftwerks läuft bis 2046.

Lefhalm betonte, durch den Rückbau von Block A und die Arbeiten an anderen Anlagen gebe es bereits viel Erfahrung. Thomas Wolf von der Kraftwerks-kritischen Mahnwache Gundremmin­gen aber meinte, mehr Bescheiden­heit sei hier ehrlicher. Denn es gebe nur wenige Kraftwerke, die bislang zurückgeba­ut werden, sodass wohl kaum von „viel Erfahrung“gesprochen werden könne.

„Das Ziel ist die direkte Lieferung in den Schacht.“

 ?? Foto: Michael Munkler ?? Die Pistenraup­en stehen bereit, doch der Schnee fehlt: Selbst auf 2600 Metern Höhe auf dem Zugspitzpl­att gibt es nur Altschneer­este.
Foto: Michael Munkler Die Pistenraup­en stehen bereit, doch der Schnee fehlt: Selbst auf 2600 Metern Höhe auf dem Zugspitzpl­att gibt es nur Altschneer­este.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany