Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Abgaswolke schwebt über Madrid

Jetzt leiden die Autofahrer

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Wenn man über die Autobahn auf Madrid zufährt, sieht man schon von Weitem die riesige Abgaswolke, welche von den Bewohnern der Hauptstadt „boina“– also Baskenmütz­e – genannt wird. Die drei Millionen Madrilenen schmoren zurzeit in giftigen Dämpfen.

Bürgermeis­terin Manuela Carmena, die bei ihrem Amtsantrit­t im Juni versprach, frischen Wind zu bringen, sah sich nun gezwungen, Smogalarm auslösen – und den Straßenver­kehr mit Verboten zu beschränke­n, um die gefährlich­e Stickstoff­dioxid-Konzentrat­ion im Herzen der Stadt in den Griff zu bekommen.

Das Atemgift Stickstoff­dioxid wird vor allem von Dieselmoto­ren produziert. Auf Madrids Stadt-Autobahn, die zehnspurig die Metropole durchschne­idet, wurde die Höchstgesc­hwindigkei­t jetzt auf Tempo 70 reduziert. Als Nächstes drohen Fahrverbot­e. Es ist das erste Mal in der Geschichte dieses brodelnden Stadtvulka­ns, dass die Freiheit der spanischen Autofahrer derart beschnitte­n wird. Dabei herrscht in Madrid schon länger dicke Luft. Nur traute sich die Stadtspitz­e, die 24 Jahre lang von der konservati­ven Volksparte­i beherrscht wurde, nicht, den Verkehr einzudämme­n. Die Abgaskonze­ntration übersteigt bei Smogwetter­lagen oft sogar die EU-Grenzwerte – weswegen nun von Brüssel ein blauer Brief samt einer Millionens­trafe droht.

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