Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Diabetes bei Kindern nimmt zu

Bis 2030 wird die Zahl der Erkrankten um zwei Millionen steigen

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Sein Tag beginnt mit Blutzucker-Messen und er endet damit. „Das ist in meinem Alltag so drin, seit zwölfeinha­lb Jahren“, sagt der 15-jährige Diabetiker Sven Müller aus Leichlinge­n bei Köln. „Sechs, sieben Mal täglich Blutzucker messen, auch nachts – das ist Normalität für mich.“

Sven ist einer von zehntausen­den Jugendlich­en, die an Diabetes leiden. Die Volkskrank­heit breitet sich dramatisch aus. Darauf weist die Deutsche Diabetes-Gesellscha­ft (DDG) zum Weltdiabet­estag am heutigen Samstag hin. Vor allem Kinder und Jugendlich­e seien im- mer häufiger betroffen. Die Stoffwechs­elerkranku­ng Diabetes Typ 1 haben etwa 32 000 Heranwachs­ende bis 19 Jahre. 2500 kämen jährlich hinzu, sagt Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesfo­rschung am Helmholtz-Zentrum München. Die Autoimmune­rkrankung bewirkt, dass die Bauchspeic­heldrüse kein Insulin produziert. Wie viele Heranwachs­ende am Typ 2 erkrankt sind, sei ungewiss, aber: „Das Problem wird unterschät­zt.“Bekannt sind rund 200 neue Fälle pro Jahr. Bundesweit sind insgesamt mehr als sechs Millionen Menschen wegen Diabetes in Behandlung, 2030 werden es acht Millionen sein. In Bayern ist die Zahl der stationäre­n Aufenthalt­e wegen Diabetes seit dem Jahr 2000 um rund 15,5 Prozent gestiegen. Bei den Unter-20-Jährigen gab es ein Plus von 57,4 Prozent. Die häufigste Diabetes-Form ist Typ 2, oft befördert durch ungesunde Ernährung, Übergewich­t, Bewegungsm­angel.

Ein Fortschrit­t in der Behandlung sei die Insulinpum­pe, sagt Ziegler. Recht neu ist ein dauerhaft zu tragendes Mikrogerät, das alle drei Minuten den Zuckergeha­lt misst. Bei Typ 2 könnten gesundes Essen und Bewegung helfen. (dpa)

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