Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Versteigerung im Museum Buchheim
Aus zwei renommierten bayerischen Sammlungen kommen zahlreiche Objekte unter den Hammer – etwa Expressionisten-Graphik und hochherrschaftliche Antiquitäten
Augsburg Im vergangenen Jahr haben Nachfahren der Wittelsbacherin Sisi und ihres Mannes, des Habsburger Kaisers Franz Joseph I., Familienbesitz versteigern lassen – und jüngst die Nachkommen des Schweinfurter Sammlers Georg Schäfer. Jetzt, Ende November 2015, kommen Kunstschätze aus zwei weiteren namhaften bayerischen Kollektionen unter den Hammer: Das Münchner Auktionshaus Neumeister versteigert am 28. November gleichsam in authentischen Räumen, nämlich im Bernrieder „Museum der Phantasie“, Druckgrafik der klassischen Moderne aus dem Privatbesitz des verstorbenen Sammler-Ehepaares Buchheim; und Sotheby’s in London verkauft meistbietend am 24./25. November Kunst und Antiquitäten aus der bayerischen Kunsthandelsdynastie Bernheimer (München/Burg Marquartstein). Sammler haben mithin die Möglichkeit, Objekte mit einer ansehnlichen Provenienz zu erwerben.
Sammlungserweiterung durch Depotverkauf
Aus der Sammlung von Lothar Günther Buchheim, dem Künstler, Chronisten, Galeristen und Kunstbuch-Verleger (1918 – 2007), berühmt geworden vor allem durch die Verfilmung seines Romans „Das Boot“(1981), werden 230 Positionen vor allem expressionistischer deutscher Kunst und (nach)impressionistischer französisch/spanischer Kunst auf Papier versteigert.
Sinn und Hintergrund der Auktion ist es vor allem, die BuchheimExpressionisten-Sammlung in Bernried am Starnberger See durch den Erlös zu erweitern. Verkauft werden Zweit- und Dritt-Exemplare aus dem Fundus des Museums, die Lothar-Günther Buchheim im Wissen um die (über lange Zeit anhaltende) Unterbewertung von ex- pressionistischer deutscher Kunst zusätzlich gekauft hatte.
Breit vertreten sind auf der einen Seite Max Beckmann, Otto Dix, Erich Heckel und Otto Mueller, auf der anderen Seite Braque, Chagall, Picasso, Rouault. Die Katalogwerte liegen zwischen wenigen 100 und mehreren 10000 Euro. Besichtigt werden können die Blätter zu den üblichen Öffnungszeiten des Museums. Besonders schön: zahlreiche Selbstporträts von Max Beckmann, darunter das „Selbstbildnis mit steifem Hut“(1921), das mit rund 50000 Euro bewertet ist.
Im vergangenen Jahr blickte der international agierende Münchner Kunsthändler Konrad Bernheimer auch biografisch auf die 150-jährige Firmengeschichte zurück („Narwalzahn und Alte Meister“); nun schließt er sein Münchner Geschäft, um sich auf seine Londoner Galerie Colnaghi mit alter Kunst zu konzentrieren. Die mittelalterliche Burg Marquartstein im Chiemgau, die Bernheimer 1987 erworben hatte, steht seit längerem bei Sotheby’s zum Verkauf an – aus ihrem Inventar sowie aus dem Bernheimer Palais in München bezieht Sotheby’s das Auktionsgut: darunter Gemälde von Jan Brueghel Vater und Sohn. Das norditalienische Mantua müsste sich Ende November eigentlich engagieren in London, da auch vier Kalkstein-Säulen des 14./15. Jahrhunderts aus dem berühmten Palazzo Ducale mit Andrea Mantegnas Fresken im Hochzeitszimmer angeboten werden (Schätzpreis: 98000 bis 141000 Euro).
Von König Ludwig II. zum Hoflieferanten ernannt
Auch Möbel, Lampen, Porzellan und Teppiche werden aus dem Besitz der deutsch-jüdischen Familie Bernheimer, die seit König Ludwig II. in Sachen Kunst königlich-bayerischer Hoflieferant war und später von den Nazis enteignet wurde, auktioniert.
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