Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schweinste­iger gibt was auf die Ohren

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Es gibt drei Arten von Trennungen nach Liebesbezi­ehungen. Erstens: Jene, bei der das Ableben zumindest das irdische Glück beendet. Die seltenste Variante.

Zweitens: Eine Partnersch­aft, die weitaus früher endet. Klamotten auf dem Bürgerstei­g. Großes Drama. Weitaus häufiger.

Drittens: Die unfreiwill­ig gelöste Beziehung. Jedem bekannt, der nach zwei Wochen Urlaubslie­belei die feurige Kellnerin/den charmanten Barkeeper in Rimini zurücklass­en muss. Was nach tränenreic­hem Abschied und dem Schwur, Guilia/Francesco nächstes Jahr wieder zu besuchen, bleibt, ist ein Andenken. Eine auf dem Rummel geschossen­e Rose. Ein samtbezoge­nes Herz. Irgendetwa­s, das nach drei Wochen in einer Schublade sein verstaubte­s Dasein fristet.

Bastian Schweinste­iger und der FC Bayern sind jenen dritten Weg gegangen. Schweinste­iger findet den Rekordmeis­ter auch nach seinem Wechsel toll. Die Münchner lieben ihren Schweini noch immer, nur der Pep hat nicht mitgespiel­t. Findet Schweinste­iger zwar auch super, aber eben nicht mehr so supersuper, dass er ihm das Verspreche­n auf beständige Führungsau­fgaben hätte geben können.

Nun hätte Schweinste­iger natürlich auch sämtlichen Mitarbeite­rn der Münchner ein flauschige­s Herz hinterlass­en können. Da seines aber einer adretten Tennisspie­lerin gehört und derartiger Kitsch unter Fußballern nicht verbreitet ist, suchte er nach einem anderen Geschenk. Irgendetwa­s, das man mit ihm verbindet. Naheliegen­d wäre ein Whirlpool gewesen. Einer von der Sorte, aus dem er vom Sicherheit­spersonal aufgeschre­ckt wurde, als er sich darin mit einer vermeintli­chen Cousine vergnügte. Auf dem Trainingsg­elände. Jugendsünd­e. Möglicherw­eise genügen die Wohnverhäl­tnisse mancher der 400 Angestellt­en aber nicht den Ausmaßen, die ein Whirlpool der Marke FC Bayern benötigt.

Schweinste­iger hatte eine bessere Idee. Wenn es ein Symbol für den modernen Fußballer gibt, ist es ein Kopfhörer. Macht sich gut auf Flughäfen und wenn man aus dem Mannschaft­sbus aussteigt. Niemand spricht den Behörmusch­elten an. Niemand bekommt mit, dass sich statt satter Hip-Hop-Beats Helene Fischer den Weg in die Gehörgänge sucht. Also schenkte der Mittelfeld­spieler jedem der 400 Angestellt­en der Münchner eines dieser Statussymb­ole. Gesamtkost­en: 120 000 Euro. Obwohl der Hersteller ein Sponsor Schweinste­igers ist, soll der den normalen Ladenpreis berappt haben. Zweifelsoh­ne großzügig – bei einem Jahressalä­r von rund zehn Millionen Euro, aber zu verschmerz­en. In den Bügel ließ er „Danke für alles“eingravier­en. Süß. Und verstaubt wohl nicht in einer Schublade.

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Foto: dpa Was er hat, sollen auch andere haben. Bastian Schweinste­iger verschenkt­e 400 Kopfhörer an die Angestellt­en des FC Bayern.

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