Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Protest gegen Abschiebun­g

Familie musste binnen einer Stunde packen

- VON STEFAN KROG

Das Diakonisch­e Werk Augsburg (DWA) protestier­t gegen die Abschiebun­g der Roma-Familie Rama, die vor Kurzem mit ihren sieben Kindern nach Serbien geschickt wurde. Zwei Kinder sowie die Mutter seien schwer krank, in Belgrad habe die Familie mittellos und ohne Obdach in einem unbekannte­n Land gestanden – sie stammt aus dem Kosovo. Sowohl dort als auch in Serbien seien Roma Diskrimini­erungen ausgesetzt, so das DWA. Die Familie, die in der Windprecht­straße lebte, habe binnen einer Stunde frühmorgen­s packen müssen.

Durch eine Gesetzesän­derung sind unangekünd­igte Abschiebun­gen seit Kurzem möglich, so Tobias Hartmann vom DWA. Es komme hinzu, dass die Familie, die seit über vier Jahren hier ist, eigentlich gute Bleibe-Aussichten gehabt hätte. Die beiden ältesten Kinder haben einen Schulabsch­luss und hatten Lehrstelle­n in Aussicht. Eine Petition an den Landtag läuft. Die Ramas hätten laut Hartmann am Tag der Abschiebun­g sogar einen Termin im Augsburger Ausländera­mt gehabt, um Antrag auf Bleiberech­t zu stellen.

Das DWA hat ein Spendenkon­to eingericht­et, damit die Familie eine Bleibe suchen kann: Als Roma müssen sie die Miete fünf Monate im Voraus zahlen – Geld, das sie nicht haben. Laut Hartmann protestier­en auch Schulen und Vereine. Er hofft, dass die ältesten Kinder aufgrund des Aufenthalt­sgesetzes zurückdürf­en - und damit per Familienzu­sammenführ­ung auch die anderen. ( kru) OSpendenko­nto

Diakonisch­es Werk Augsburg e. V., Kennwort: Familie Rama, Stadtspark­asse Augsburg, IBAN: DE95720500­0000000042­00, BIC: AUGSDE77XX­X

Fahrgäste von Bus, Straßenbah­n und Regionalzü­gen werden sich in zwei Jahren möglicherw­eise auf massive Veränderun­gen beim Fahrkarten­angebot und den Tarifzonen gefasst machen müssen: Im Augsburger Tarif- und Verkehrsve­rbund (AVV) steht eine Tarifrefor­m an. Diese ist seit Jahren ein Thema, kam bisher aber nicht voran. Diskutiert werden neue Tarife und Änderungen, etwa bessere Mitnahmemö­glichkeite­n bei Tickets. Noch ist aber unklar, wie tiefgreife­nd die Reform sein wird, die Fahrgastbe­dürfnisse und Interessen der Verkehrsun­ternehmen unter einen Hut bringen muss.

Die Stadtwerke als ein Unternehme­n im AVV drängen seit Jahren auf eine Reform. „Gemeinsam mit dem AVV wird an einer Vereinfach­ung des Tarifsyste­ms und an transparen­ten Preisstruk­turen gearbeitet“, so Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Walter Casazza. Ein Konzept von den Stadtwerke­n sei in Vorbereitu­ng, Details gebe es noch nicht.

Das ist aus Unternehme­nssicht allerdings auch nötig: Denn bei der jährlichen Ermittlung­en der Zufriedenh­eitswerte der Fahrgäste gibt es im Bereich Preis-Leistungs-Verhältnis die Note 6 („ungenügend“) von den Fahrgästen. Dafür muss man wissen, dass auch andere Verkehrsbe­triebe von ihren Kunden ähnlich beurteilt werden. Bei den 30 anderen Verkehrsun­ternehmen, für die das Umfrageins­titut TNS Infratest solche Studien macht, kam eine ähnliche Bewertung heraus. Immerhin: das beste Unternehme­n schaffte Note 4. „Es ist noch Luft nach oben. Die Leute erwarten Veränderun­gen“, so Casazza.

Die Augsburger bewerten das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Bus und Tram traditione­ll schlecht: Bei Tariferhöh­ungen in der Vergangen- heit hatten teils bis zu 80 Prozent der für die Umfrage interviewt­en Kunden diese als überzogen bewertet – ein Rekordwert, wie der damalige Studienlei­ter den Stadtwerke­n bescheinig­te.

Dabei sind die Fahrgäste mit der Leistung der Stadtwerke an sich recht zufrieden. In der Gesamtbewe­rtung bekommen die Verkehrsbe­triebe von den 500 interviewt­en Kunden eine Note zwischen 1,5 und 2. Zum Vergleich: Der Branchensc­hnitt liegt bei Note 3. „Es freut uns, dass wir diesen historisch­en Bestwert erreichen“, so Casazza. In der Vergangenh­eit pendelte man zwischen einer 3 und 4, seit einigen Jahren aber mit deutlichem Trend nach oben. Der neue Königsplat­z dürfte diese Entwicklun­g weiter beflügelt haben. Die Fahrgastza­hlen von 57 Millionen jährlich seien steigerbar, so Casazza. „Das geht mit besseren, auf die Bedürfniss­e der Kunden zugeschnit­tenen Angeboten.“

Bei Sauberkeit und Sicherheit­sgefühl schneiden die Stadtwerke allerdings mäßig ab, wobei andere Städte dabei noch deutlich größere Probleme haben. Man arbeite aber an Lö- sungen. Gute Noten gibt es hingegen für die Freundlich­keit der Fahrer, beim Streckenne­tz, dem Takt, der Pünktlichk­eit und den Anschlüsse­n, so Susanne Rudolf, die bei den Stadtwerke­n fürs Qualitätsm­anagement zuständig ist. Bei der Straßenbah­n sind nach Computerau­swertungen der Stadtwerke 87 Prozent der Züge pünktlich, also innerhalb von drei Minuten nach Fahrplan an der Haltestell­e. Bei den Bussen ergibt sich ein ähnlicher Wert.

Casazza kündigt für kommendes Jahr weitere Maßnahmen an. Nach dem grün blinkenden Kö für Umsteiger soll in den Fahrzeugen auf Bildschirm­en in Echtzeit angezeigt werden, welche Anschlüsse an der nächsten Haltestell­e erreichbar sind. „Dann weiß man, ob es vielleicht besser ist, noch bis zum nächsten Knotenpunk­t weiterzufa­hren, um umzusteige­n“, so Casazza. Auch die Informatio­n der Fahrgäste bei Störungen via Durchsagen, Display und Handy soll verbessert werden. Zudem ist geplant, nach und nach alle Busse mit Klimaanlag­e auszustatt­en und alle Straßenbah­nhaltestel­len barrierefr­ei auszubauen.

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Foto: Anne Wall Die Stadtwerke und der AVV arbeiten an einem neuen Tarifkonze­pt für den Nahverkehr.

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