Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Staatsanwalt prüft Vorwürfe gegen Stadtsparkasse
Mehrere Anleger fühlen sich über den Tisch gezogen, weil sie Geld verloren. Deren Anwalt hat nun Anzeige erstattet
Acht Jahre, nachdem die Stadtsparkasse einer älteren Kundin ein Anlagezertifikat verkauft hat, das zu einem großen Verlust führte, wird die Angelegenheit ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Die Frau verlor damals 120 000 Euro. Der Anwalt der Kundin hat, nachdem sich weitere Betroffene gemeldet haben, im Oktober Strafanzeige wegen gewerbsmäßigen Betrugs erstattet. Er vermutet, dass Kunden systematisch über Risiken im Unklaren gelassen wurden. Entsprechende Schritte hatte er schon im Januar angekündigt (wir berichteten). Die Staatsanwaltschaft bestätigte gestern auf Anfrage den Eingang der Anzeige.
Die Ermittlungsbehörde forderte zunächst weitere Unterlagen von dem Anwalt an, die inzwischen gesichtet werden. Man stehe momentan aber noch ganz am Anfang des Verfahrens, so Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai. Ob etwaige Straftaten vorliegen und welche das sein könnten, müsse erst geprüft werden, betont er.
In einem Zivilverfahren hatte die Frau in erster Instanz vom Landgericht Recht bekommen, allerdings hatte das Oberlandesgericht in zweiter Instanz die Ansprüche zurückge- wiesen. Die Richter erkannten zumindest keinen Vorsatz. Damit griff die Verjährung.
Bei der Anlagemöglichkeit handelte es sich um ein Express-Zertifikat der Crédit Suisse. Im Info-Material – das alles fand vor der Finanzmarktkrise statt – wurde es als „Korb voller Chancen“bezeichnet. Die Wertentwicklung hing vom Aktienkurs zehn deutscher Unternehmen ab, darunter Lufthansa, Deutsche Bank und Allianz. Aus 100 Euro konnte man bei gutem Verlauf in vier Jahren 144 Euro machen. Doch beim Ausfall einer der Aktien drohte Totalverlust. Genau das passierte mit der Hypo Real Estate.
Der Anwalt ist der Meinung, dass Kunden getäuscht wurden. Hintergrund: Es gibt verschiedene Beschreibungen des Produkts. Nicht auf allen steht in voller Deutlichkeit, dass Totalverlust eine Möglichkeit ist. Zu klären ist, ob Kunden nur die „harmlosen“Beschreibungen vorgelegt bekamen.
Die Sparkasse hält dagegen. „Wir weisen den Vorwurf einer systematischen und damit vorsätzlichen Falschberatung auf das Schärfste zurück“, sagte Walter Eschle, der stellvertretende Vorstandschef, im Januar. Von etwaigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft habe man auch keine Kenntnis, hieß es gestern zudem.