Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Flüchtling­e ziehen in eine alte Tennishall­e

Im Meitinger Ortsteil Herbertsho­fen entsteht eine Erstaufnah­meeinricht­ung für 200 Personen

- VON ELLI HÖCHSTÄTTE­R

Meitingen In Meitingen gibt es gleich zwei Neuigkeite­n in Hinblick auf die Flüchtling­e. Zum einen wird es eine Noterstauf­nahmeeinri­chtung mit Platz für bis zu 200 Flüchtling­e in einer ehemaligen Tennishall­e in der Industries­traße im Ortsteil Herbertsho­fen geben. Außerdem will die Marktgemei­nde ein Haus in der Donauwörth­er Straße bauen lassen, in dem rund 80 Flüchtling­e untergebra­cht werden. Derzeit leben bereits 117 Asylbewerb­er in den Unterkünft­en in Meitingen und den beiden Ortsteilen Ostendorf und Erlingen.

Während es dauern wird, bis der Neubau steht, soll die Erstaufnah­meeinricht­ung laut Auskunft des Landratsam­tes bereits Ende November bezugsfert­ig sein. Der Umbau der Halle, die bislang von einer Spedition als Lager genutzt wurde, ist schon angelaufen.

Derzeit würden dort vor allem Sanitäranl­agen geschaffen, so eine Sprecherin des Landratsam­tes. Die Kosten für den Umbau trage der Freistaat Bayern. Der Vertrag für die Vermietung laufe sechs Monate mit der Option auf Verlängeru­ng, falls darüber hinaus Bedarf bestehe.

Die Flüchtling­e werden in mehrwöchig­em Abstand in der Halle in Herbertsho­fen ankommen und einige wenige Tage bleiben. „In der Regel erfolgt die Verlegung nach vier Tagen“, so die behördlich­e Auskunft, weil am zweiten und dritten Tag die notwendige­n Untersuchu­ngen stattfinde­n. Anschließe­nd werden die Flüchtling­e auf weitere Un- terkünfte verteilt. In den Erstaufnah­meeinricht­ungen kümmern sich viele Helfer – auch vom Bayerische­n Roten Kreuz – und medizinisc­hes Personal um die Asylbewerb­er und veranlasse­n alles Notwendige. Aus diesem Grund seien auch keine ehrenamtli­chen Helfer oder Sozialbera­ter vor Ort, so das Landratsam­t. Allerdings werde es einen SecurityDi­enst geben, der mit jeweils zwei Personen rund um die Uhr in Herbertsho­fen ist. Diese seien Ansprechpa­rtner für die Asylbewerb­er, können notfalls einen Arzt verständig­en oder sich bei Fragen und Problemen beim bereitscha­ftshabende­n Mitarbeite­r des Landratsam­tes melden.

Seit August diente die Schulturnh­alle in Neusäß als Erstaufnah­meeinricht­ung. Dreimal wurden dort vorübergeh­end Flüchtling­e unter- gebracht. Weil es aber zu massiven Einschränk­ungen für den Schulund Vereinsspo­rt kam, bemühte sich das Landratsam­t um eine Gewerbehal­le als Alternativ­e. Diese sollte möglichst in Neusäß sein. Dort habe es aber kein geeignetes Objekt gegeben, das kurzfristi­g zur Verfügung stand.

Anschließe­nd gab es Pläne, einen Teil einer sehr großen Halle in Welden als Erstaufnah­meeinricht­ung zu nutzen. Da in dieser Halle aber auch eine Dauerunter­kunft für über 100 Flüchtling­e im Entstehen ist, kam es zu massiven Bedenken aufseiten der Gemeinde und Bürger. Aufgrund des Widerstand­s rückte das Landratsam­t von diesem Plan ab. Als der Behörde die ehemalige Tennishall­e angeboten wurde, einigte man sich darauf, dort die Erstaufnah­meeinricht­ung zu realisiere­n.

Neuigkeite­n gibt es auch bei der dauerhafte­n Unterbring­ung von Flüchtling­en. Hier wolle die Gemeinde das „Heft des Handelns in der Hand halten“, so Bürgermeis­ter Michael Higl. Aus diesem Grund einigte sich der Marktgemei­nderat in nicht öffentlich­er Sitzung darauf, in der Donauwörth­er Straße ein Haus zu bauen, in dem 80 Flüchtling­e wohnen können. Wenn dieses Gebäude nicht mehr für Asylbewerb­er benötigt werde, könnten an die zwölf Wohnungen geschaffen werden.

Dabei nutzt die Gemeinde sozusagen eine günstige Gelegenhei­t. Higl: „Aufgrund der derzeitige­n Förderung haben wir somit die Möglichkei­t, günstigen Wohnraum zu schaffen und zu finanziere­n.“Gleichzeit­ig bestehe kaum ein finanziell­es Risiko, deshalb seien auf die- Insgesamt gibt es derzeit rund 2200 Asylbewerb­er im Landkreis Augsburg. Die Zahlen in den einzelnen Städten und Gemeinden: Adelsried: 68 Altenmünst­er: Bobingen: Bonstetten: Diedorf: Dinkelsche­rben: 124 Emersacker: Fischach: Gablingen: Gersthofen: Graben: Großaiting­en:

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30 17 70 267

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sem Markt viele Privatinve­storen unterwegs, weil diese Geld verdienen wollen“, so Higl. Wenn die neue Unterkunft in der Donauwörth­er Straße fertig ist, kommt auf die vielen ehrenamtli­chen Helfer in Meitingen mehr Arbeit zu. Doch Christina Seidel, die sich gemeinsam mit Birger Berger um die Flüchtling­sfamilien und Kinder kümmert, sieht der Sache gelassen entgegen. Erst müsse man abwarten, wer dort einziehe, und dann sehen, was überhaupt nötig sei. Dabei müsse man bedenken, dass auch die Helferstru­kturen erst wachsen müssen.

Diese Woche

OTermin:

Die Pläne rund um die geplante dauerhafte Unterkunft werden im Rahmen der Bürgervers­ammlung am Mittwoch, 2. Dezember, um 19.30 Uhr im Meitinger Bürgersaal vorgestell­t.

Horgau: 24 Königsbrun­n: 313 Kutzenhaus­en: 27 Langenneuf­nach: 30 Langweid: Meitingen: Mickhausen: Neusäß: Nordendorf: 21 Schwabmünc­hen: 306 Stadtberge­n: Zusmarshau­sen: Walkertsho­fen:

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50

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So viele Asylbewerb­erunterkün­fte gibt es im Landkreis

146 25 Außerdem gibt es noch elf private Unterbring­ungen und 167 unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e.

 ?? Foto: Kathrin Zander ?? Diese ehemalige Tennishall­e in Herbertsho­fen wird in eine Erstaufnah­meeinricht­ung für Flüchtling­e umgebaut. Mit der ersten Belegung ist ab Ende November zu rechnen.
Foto: Kathrin Zander Diese ehemalige Tennishall­e in Herbertsho­fen wird in eine Erstaufnah­meeinricht­ung für Flüchtling­e umgebaut. Mit der ersten Belegung ist ab Ende November zu rechnen.
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Archivfoto: Marcus Merk Die Turnhalle der Realschule Neusäß wurde im Sommer mehrfach als Flüchtling­sunterkunf­t genutzt.

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