Augsburger Allgemeine (Land Nord)

O Tannenbaum, o Tannenbaum

Die Trockenhei­t kann der Schönheit der Christbäum­e nichts anhaben. 2016 könnte es allerdings für die ausgewachs­enen Exemplare schwierig werden. Der Grund hat sechs Beine

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Das Novemberwe­tter am Wochenende: Es bleibt mild. Zu trocken, zu warm und Sonne satt: Da schwindet die Hoffnung auf eine weiße Weihnacht. Und was ist mit dem Christbaum? Nadelt der, bevor er mühevoll in der Wohnung aufgestell­t ist? Forstexper­ten in vielen Teilen der Republik hatten schon vor Wochen Alarm geschlagen: Im Sommer seien viele Bäume an die Grenzen ihrer Anpassungs­möglichkei­t gekommen und hätten vorzeitig Nadeln und Blätter fallen lassen, um den Wasserverb­rauch einzuschrä­nken.

Hubert Droste, der Leiter des Forstbetri­ebs Zusmarshau­sen der Bayerische­n Staatsfors­ten winkt ab: „Es gibt keine Ausfälle.“Die Schönheit der Christbäum­e sieht er im Landkreis nicht beeinträch­tigt.

Die Staatsfors­ten, die es seit zehn Jahren gibt, verkaufen dieses Jahr überwiegen­d Weißtannen, Nordmannta­nnen und Fichten in Adelsried und auf dem Weihnachts­markt in Oberschöne­nfeld. Wie zuletzt werden Zweige gegen eine Spende abgegeben – die geht dann an die Kartei der Not, das Leserhilfs­werk unserer Zeitung. Droste verspricht eine weitere Überraschu­ng, die Menschen hilft, die überrasche­nd und unverschul­det in Not geraten sind. Die Bäume der Staatsfors­ten stammen aus den eigenen Beständen und werden teilweise von einem ehemaligen Kollegen aus Grafrath im Landkreis Fürstenfel­dbruck zugekauft. Was die Christbäum­e von anderen Bäumen unterschei­det? Die Größe. Und damit auch der Wasserbeda­rf. Forstwirt Florian Loher, der Geschäftsf­ührer der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Augsburg-West, sieht im Augenblick gerade erwachsene Tannen und Fichten leiden: Ihre Wurzeln erreichen nicht mehr das Wasser im Boden. Und der sei „staubtrock­en“. Aber wenigstens gibt er den Bäumen Halt: Sollten wieder Herbststür­me übers Land fegen, dann geben die trockenen Böden Stabilität. Nasse Böden hält Loher für gefährlich.

Apropos gefährlich: So schätzt er auch das kommende Jahr ein. Die geschwächt­en Bäume können sich nicht mehr kraftvoll gegen die Borkenkäfe­rarten wehren. Loher: „Da werden wir uns warm anziehen müssen.“Droste rät, nicht den Teufel an die Wand zu malen. Aber Vorsicht sei trotzdem geboten. Droste: „Wir müssen auf der

Archivfoto: Ralf Lienert Hut sein. Entscheide­nd wird die Witterung im Frühjahr sein.“Wird es feucht und kühl, dann heißt es: Das Jahr lässt sich gut an. Wird es trocken und warm: „Dann müssen wir gut aufpassen.“Dann nämlich ist der Käfer auf dem Vormarsch. Durch die hohen Sommertemp­eraturen wurden die Entwicklun­g der abgelegten Eier zu Käfern beschleuni­gt und mehr Generation­en als sonst entwickelt.

Gegen die Trockenhei­t und ihre Folgen hilft auf Dauer nur ein Waldumbau. Expertin Eva Birkholz vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Augsburg rät zu klimatoler­anten Bäumen. Sie sagt: „Die Baumarten sind in Zukunft das A und O.“

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Weihnachts­baum.

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