Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ausgerechnet an Schulen ist die Strahlung stärker als anderswo
Gutachter stellt in Neusäß Ergebnisse der Messungen vor
Neusäß Die Strahlung durch Mobilfunkantennen und -masten gibt vielen Bürgern ein ungutes Gefühl: Wie hoch ist die Strahlenbelastung rund um meine Wohnung? Wie viel ist ungesund? Einige dieser Fragen konnte nun ein Sachverständiger des TÜV im Planungsausschuss Neusäß beantworten – zumindest für das Neusässer Stadtgebiet. Denn dafür gab die Stadt ein Gutachten in Auftrag, das Dr. Thomas Gritsch, Sachverständiger für elektromagnetische Umweltverträglichkeit beim TÜV, nun vorstellte.
Gesetzliche Grenzwerte bei den Immissionen werden an keinem der Mobilfunkstandorte im Stadtgebiet auch nur annähernd erreicht. Gritsch hat sich bei seiner Untersuchung allerdings nicht nur die deutschen Grenzwerte herangezogen. Denn da die Wirkung und Folgen von Mobilfunkstrahlung noch nicht vollständig erforscht sind, wenden die Schweiz und Österreich einen „Vorsorgewert“an, der je nach Art der Funkantenne nur ein Bruchteil des deutschen Grenzwertes beträgt. Legt man den „strengen“Schweizer Wert zugrunde, ergaben die Messungen eine Überschreitung an einigen Standorten:
In Westheim an der Grundschule bei der Damm- und Hindenburgstraße wurde die höchste Sendeleistung in Neusäß gemessen. „Dies dient zur Versorgung der ICE-Strecke“, so Gritsch.
Am Schulzentrum Ortliebstraße In Steppach am Dreieck. Von 14 Standorten sind sieben noch erweiterungsfähig, fünf sind laut dem Experten nur eingeschränkt erweiterungsfähig, an zwei Standorten ist keine Erweiterung empfohlen. Die Krux an der Sache ist nur, dass die Kommunen gegenüber den Mobilfunkbetreibern gar kein Mitbestimmungsrecht über die Erweiterung einer Sendeanlage haben, solange die genehmigte Sendeleistung noch nicht voll
in
der ausgeschöpft ist. „Die Mobilfunkbetreiber müssen zu Ihren Anregungen aber Stellung nehmen“, erläuterte Gritsch. Eine Reduzierung der Strahlenbelastung um etwa 25 Prozent kann durch das Angebot von freiem WLAN erreicht werden, berichtete der Gutachter. Das wird zwar vom Freistaat gefördert, muss aber von der Kommune eingerichtet und bezahlt werden. Nun wollen die Fraktionen beraten, was die Ergebnisse zur Folge haben sollen.
Laut Gritsch sei übrigens der Sendemast nicht das Gefährlichste, sondern das Vieltelefonieren mit dem Handy. Langzeitstudien hätten ein um 40 Prozent erhöhtes Risiko für Hirntumoren bei Menschen ergeben, die über einen Zeitraum von über zehn Jahren täglich länger als 30 Minuten mit dem Handy telefonieren. Das gleiche Risiko besteht bei Tabakrauch (aktiv und passiv), Asbest und UV-Strahlung.