Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die bedrohten Riesen

Weshalb das Zusammenle­ben zwischen Mensch und Baum schwierig ist. Und weshalb es Winterlind­en ein wenig leichter haben

- 40 Meter. Mit etwa 180 Jahren sind sie ausgewachs­en.

schicht befinde sich der mühsam produziert­e Traubenzuc­ker, der den Bäumen als Nahrung dient.

Eine tendenziel­l höhere Überlebens­chance hat in diesem Fall die Linde. „Sie ist sehr gewebebild­ungswillig“, erklärt Helga Wiebe. Wird eine Linde angefahren, tun sich das wasserhalt­ige Splintholz und die traubenzuc­kerhaltige Bastschich­t erneut zusammen und bilden ein Gewebe, das die angefahren­e Stelle verschließ­t. Derselbe Vorgang, der in der Wissenscha­ft als Überwallun­g bezeichnet wird, zeigt sich auch, wenn ein Ast abgesägt wird. In ein paar Wochen ist die Schnittflä­che überwallt.

Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, dass die Linde, und ganz speziell die Winterlind­e, ein typischer Stadtbaum geworden ist. Die Winterlind­e, die erst vor wenigen Wochen zum Baum des Jahres 2016 gewählt wurde, braucht weniger Wasser, Nährstoffe und Licht als andere Baumarten bzw. als die Sommerlind­e. „Die Winterlind­e ist biologisch betrachtet genügsam und dabei noch geschichts­trächtig“, erklärt Helga Wiebe die Besonderhe­it des gekürten Baumes. Die Linde steht in der Geschichte nicht selten für Klarheit, Geselligke­it und Gesundheit und versprüht zur Blütezeit im Juni einen angenehmen Duft.

Neben der Aufklärung­sarbeit, die Helga Wiebe betreibt, freut sie sich über Neupflanzu­ngen der Stadt Neusäß. Am Ende des Lohwalds und am Beginn des Schmuttert­als stehen einige. Nachdem die Pflanzwann­e ausgehoben und die Bäume eingesetzt wurden, wurden Plastikroh­re mit angebracht, um eine ausreichen­de Bewässerun­g sicherzust­ellen. Doch diese Aktion ist ebenso arbeits- und kosteninte­nsiv, wie im Falle von Baumaßnahm­en im Wurzelbere­ich von Altbäumen auf einen sogenannte­n Wurzelvorh­ang zu setzen. Dabei werden die Wurzeln vorsichtig freigelegt und mit einem feuchten Jutesack umhüllt.

Ein massiver Zaun soll zusätzlich schwere Geräte abhalten, um die Bodenverdi­chtung zu minimieren. Doch neben der Kostenfrag­e bleibt auch die Frage: Inwiefern möchten sich die Menschen den natürliche­n Gegebenhei­ten anpassen, die beispielsw­eise durch Bäume vorgegeben sind?

Für Neugierige

Der Naturpark Augsburg Westliche Wälder hat eines seiner Themenange­bote den Bäumen in Dorf und Stadt gewidmet. Ziel soll sein, die andersarti­gen Lebensbedi­ngungen der Bäume im Asphaltdsc­hungel zu erkennen und ein Problembew­usstsein für die Ökologie an dieser Stelle zu entwickeln. Die Gruppenfüh­rung ist regional unabhängig buchbar, denn Anschauung­smaterial in Form von umbauten Bäumen gibt es häufig. Anmeldunge­n und Anfragen sind telefonisc­h unter 08238/300133 und per E-Mail an wiebe@naturpark-augsburg.de möglich. (brast)

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Foto: Marcus Merk Helga Wiebe hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen die Augen für die Natur und insbesonde­re für die Bäume in Stadt und Land zu öffnen.
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