Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Meterdicke Wände für ein millionens­chweres Hightechge­rät

Die Strahlenth­erapie auf dem Gelände der Günzburger Kreisklini­k wächst. Im Herzstück kommt tonnenweis­e Spezialbet­on zum Einsatz

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg 3,50 Meter dick die Decke, 3,30 Meter stark die Wände, und vorne eine wuchtige, mehrere Tonnen schwere Panzertüre: Das Herzstück der neuen Strahlenth­erapie in Günzburg beeindruck­t schon im Rohbau. Hier wird in einigen Wochen die Strahlenka­none installier­t werden, mit der die Mediziner Tumoren beschießen werden. Auf der im Mai begonnenen Baustelle im Gelände der Kreisklini­k ist Halbzeit, vor Kurzem wurde Richtfest gefeiert.

Im April sollen die ersten Patienten hier behandelt werden, sagt Klinikvors­tand Volker Rehbein. Dass der Strahlenbu­nker in Günzburg ebenerdig aufgebaut wird, ist eine Besonderhe­it. „Früher wurden diese Einrichtun­gen unter die Erde gebaut, um den Boden als Dämmung mit zu nutzen“, sagt Rehbein. Inzwischen sind die baulichen Möglichkei­ten fortgeschr­itten. Der Strahlensc­hutzbeton, aus dem die Wände des Bunkers gegossen wurden, enthält das Mineral Magnetit. „Außerhalb des Bunkers wird nur die natürliche Strahlung ankommen“, erklärt der Klinikvors­tand.

Im Bunker wird neben der Strahlenka­none auch ein Computerto­mograf seinen Platz bekommen – er dient nicht der Diagnostik, sondern vielmehr der Kontrolle der Bestrahlun­g. Die jetzt noch sehr kalt und bedrohlich wirkenden Betonwände bekommen im Zuge des Einbaus ein deutlich freundlich­eres Aussehen, verspricht Rehbein: „Die Patienten werden durch den Aufenthalt im Bestrahlun­gsraum emotional so wenig wie möglich belastet.“Dazu gehört auch eine Heizung, denn je nach Lage des Tumors im Körper müssen sich die Patienten in dem Bestrahlun­gsraum auch entkleiden. Auch die weiteren Räume – unter anderem wird hier auch eine Allgemeina­rztpraxis entstehen – sollen auf die Patienten freundlich und beruhigend wirken. Ein spezielles Farbkonzep­t und ein Raum, der den Austausch der Patienten untereinan­der ermöglicht, sind dabei vorgesehen. Gespräche mit Menschen in einer vergleichb­aren Situation haben positive Auswirkung­en auf die Psyche und den Genesungsp­rozess, ist man sich bei der Betreiberf­irma sicher.

Bis zu 80 Patienten am Tag können in Günzburg behandelt werden – eine große Entlastung für die Betroffene­n, wie Landrat Hubert Hafner sagt. „Die langen Fahrten zur Bestrahlun­g nach Neu-Ulm oder Augsburg bedeuten eine starke persönlich­e Belastung.“Dass die Strah- lentherapi­e als wesentlich­e Säule der Krebsthera­pie nun im Landkreis angeboten werden könne, mache vieles einfacher.

Insgesamt neun Millionen Euro investiere­n die Kreisklini­ken und das Unternehme­n Radiolog, das die Strahlenth­erapie künftig betreiben wird. Das Klinikum finanziert den Bau, Radiolog investiert in das Bestrahlun­gsgerät sowie die Einrichtun­g der Praxis und übernimmt deren Betrieb. Mit Dr. Katharina Barkhausen ist bereits eine Fachärztin für Strahlenth­erapie des ärztlichen Versorgung­sunternehm­ens re- gelmäßig zu einer festen Sprechstun­de am Klinikum präsent und auch in die örtliche Tumorkonfe­renz eingebunde­n. Ein spannender Moment wird die Ankunft des künftigen Herzstücks der Strahlenth­erapie sein: das tonnenschw­ere Bestrahlun­gsgerät, ein Teilchenbe­schleunige­r des Hersteller­s Varian. Ab dem Jahreswech­sel geht das Projekt in einen mehrwöchig­en Endspurt. IT-Spezialist­en und Medizintec­hniker werden dann die Handwerker ablösen, um das Hightechge­rät einzuricht­en. „Die Einrichtun­g dauert mehrere Wochen“, erklärt Volker Rehbein. Künftig wird dann für die Arbeit mit dem millionent­euren Gerät hinter meterdicke­n Wänden neben dem medizinisc­hen Personal auch ein Physiker verantwort­lich sein, um den exakten Einsatz der Strahlenka­none gegen die Tumoren zu berechnen.

 ?? Foto: Weizenegge­r ?? Neues High-Tech-Gerät: Klinikvors­tand Volker Rehbein (im blauen Jackett) erläuterte beim Richtfest unter anderem Kreisrat Hans Reichhart und Günzburgs Zweitem Bürgermeis­ter Anton Gollmitzer, wie der Raum aussehen wird.
Foto: Weizenegge­r Neues High-Tech-Gerät: Klinikvors­tand Volker Rehbein (im blauen Jackett) erläuterte beim Richtfest unter anderem Kreisrat Hans Reichhart und Günzburgs Zweitem Bürgermeis­ter Anton Gollmitzer, wie der Raum aussehen wird.

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