Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Nach dem „Frieden“200 Kriege

Erschrecke­nde Bilanz zum Volkstraue­rtag

- VON WERNER REIF

Am Sonntag wird in Deutschlan­d der Volkstraue­rtag begangen. Aus diesem Anlass hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräb­erfürsorge eine erschrecke­nde Bilanz präsentier­t: Seitdem Japan vor nunmehr 70 Jahren – im Herbst 1945 – kapitulier­t hat und damit der Zweite Weltkrieg endgültig vorbei war, hat es 200 Kriege und Bürgerkrie­ge auf der Welt gegeben.

Zu den rund 55 Millionen Toten, die zwischen 1939 und 1945 zu beklagen waren, sind weitere Millionen von Opfern hinzugekom­men, „und täglich werden es mehr“, hob der Volksbund mit Blick auf die aktuellen Ereignisse in Syrien hervor. Der Bürgerkrie­g dort dauert jetzt schon länger als der Erste Weltkrieg.

Die Organisati­on sprach in diesem Zusammenha­ng allgemein von einem „Zeitalter neuer massiver Aufrüstung“. Dies zeige, wie bitter notwendig Mahnungen zum Frieden seien, heißt es in einem Aufruf zum Volkstraue­rtag und zur diesjährig­en Haus- und Straßensam­mlung des Volksbunde­s. Mit den dabei gesammelte­n Spenden sollen die 832 deutschen Soldatenfr­iedhöfe und Kriegsgräb­erstätten mit 2,7 Millionen Toten in 45 Ländern der Erde unterhalte­n und gepflegt werden. Mehr als zehn Millionen Euro sind dafür jährlich aufzuwende­n.

Der Bundespräs­ident spricht das Totengeden­ken

Insgesamt sind im Zweiten Weltkrieg fast acht Millionen Deutsche – Soldaten und Zivilperso­nen – umgekommen. Bis heute gelten noch 1,3 Millionen Menschen als vermisst.

Zu den aktuellen Projekten des Volksbunde­s gehört die Neuanlage eines Sammelfrie­dhofes in Montenegro. Im ehemaligen Jugoslawie­n werden die deutschen Verluste im Zweiten Weltkrieg auf 113 8000 Tote geschätzt. Von diesen sind aber nur 73 000 namentlich bekannt. Die Gefallenen ruhen in 4885 Orten ExJugolawi­ens.

Die zentrale Feier zum Volkstraue­rtag findet im Reichstag in Berlin statt. Dabei wird traditione­ll der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Insbesonde­re der Soldaten, die in den beiden Weltkriege­n gefallen, ihren Verwundung­en erlegen, in Gefangensc­haft gestorben oder vermisst sind. Eingeschlo­ssen in dieses Totengeden­ken werden auch rassisch Verfolgte und Frauen, Männer und Kinder, die auf der Flucht oder bei der Vertreibun­g ihr Leben verloren, und Opfer des Terrorismu­s. Bundespräs­ident Joachim Gauck wird am Sonntag im Reichstags­gebäude das traditione­lle Totengeden­ken sprechen. (Re.) Augsburg/Udine Es waren ausgerechn­et die Preußen, die auf eine gründliche Auf- und Nachrüstun­g im Gebirge drängten. Der Erste Weltkrieg hielt Europa schon über neun Monate lang in Atem, als am 20. Mai 1915 um 19.30 Uhr im Bayerische­n Kriegsmini­sterium in München folgender Befehl des Preußische­n Kriegsmini­steriums eintraf: „Nach beifolgend­er Kriegsglie­derung ist sofort ein , Alpenkorps‘ zu bilden“; dessen Aufstellun­g solle schon eine Woche später – am 27. Mai – abgeschlos­sen sein.

Eile war geboten, Gefahr im Verzuge: Dem Deutschen Reich und dem mit ihm alliierten Österreich­Ungarn kam nämlich gerade ein langjährig­er Verbündete­r abhanden – Italien. Es hatte die Fronten gewechselt und der Donau-Monarchie den Krieg erklärt. Unter anderem lockte Südtirol als Beute.

Schon zuvor hatten die so genannten „Mittelmäch­te“– Berlin, Wien/Budapest - einen Zweifronte­n-Kampf gegen Frankreich und England im Westen und Russland im Osten („Entente“) auszufecht­en gehabt. Nun tat sich über Nacht eine zusätzlich­e, dritte Front auf: im Eis und Schnee der Alpen. Auch die Berge wurden zum Schlachtfe­ld. Ein Alp-Traum.

Längst waren im Süden die Alpini der Italiener wohlgerüst­et Gewehr bei Fuß gestanden. Die Führungsma­cht Preußen und damit auch Bayern mussten also in jenem Mai 1915 schleunigs­t mobil machen und sich darauf einstellen, zum Land-

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Foto: Krause Die 1938 entstanden­e Kriegsgräb­eranlage Redipuglia (Nordostita­lien)

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