Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Singen in der Einflugschneise
Natur Warum Vögel an Flughäfen früher tirilieren als anderswo
Augsburg Der Herbst hat begonnen und klammheimlich wird es immer ruhiger im Wald und in den Gärten. Kein Tirilieren mehr in den Lüften und auf den Bäumen. Die meisten Singvögel haben sich bereits auf den Weg in wärmere Gefilde gemacht.
Bevor es Winter und ganz still wird, gilt es noch von einer Untersuchung zu berichten, die sich mit dem Singverhalten hiesiger Vögel befasst. Sie gehört zu den Entdeckungen, die die Welt nicht revolutionieren, aber trotzdem ganz interessant sind. So fanden die Forscher des MaxPlanck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen am Starnberger See heraus, dass Vögel an Flughäfen morgens früher als ihre Artgenossen in ruhigeren Gebieten singen. Beobachtet wurde das Verhalten von Rotkehlchen, Amseln, Blaumeisen, Kohlmeisen und Buchfinken in der Nähe des Berliner Flughafens Tegel im Vergleich zu dem der Artgenossen in einer einige Kilometer entfernten stilleren Gegend. Und siehe da: Die Airportvögel beginnen wegen des Fluglärms fünf bis zehn Minuten früher zu singen als ihre Artgenossen.
Jetzt könnte man sagen: Fünf Minuten – was soll das? Die paar Minuten hin oder her. Forscher Henrick Brumm aus Seewiesen erklärt jedoch: „Schon kleine Unterschiede beim Beginn des Morgengesangs können zu erheblichen Unterschieden beim Fortpflanzungserfolg der Tiere führen.“Tatsächlich zeigen andere Untersuchungen, dass früher singende Vögel mehr Paarungspartner finden und zudem erfolgreicher beim Fremdgehen sind. Ab 78 Dezibel Lärm kommunizieren die Vögel praktisch gar nicht mehr – schlecht fürs gefiederte Liebesleben.