Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Beschwerden kamen aus der Allergologie
den Patienten nicht zuzumuten“, berichtet der Diedorfer. „Es hätte Klagen und Beschwerden gegeben, das Bild musste daher abgehängt werden.“
Warum genau das Bild den Patienten nicht zuzumuten sei, versteht Pecher nicht. Auch Karl Binswanger kann es nicht so recht erklären. Binswanger ist im Klinikum nicht nur Leiter des Bereichs Finanzbuchhaltung, sondern auch Vorstandsbeauftragter, weshalb „sämtliche Beschwerden von Mitarbeitern und Patienten bei mir aufschlagen“. So auch die Beschwerde aus der Allergologie in Haunstetten. „Zwei Patienten haben sich über das Bild beschwert. Und auch die Oberärztin und die Mitarbeiter der Allergologie waren der Meinung, dass das Bild nicht an- gemessen sei, da die Dame auf dem Gemälde oben nur leicht bekleidet ist“, berichtet Binswanger. Das Bild habe er daraufhin – einvernehmlich mit dem Künstler, wie er betont – abgehängt. „Der Künstler war sofort bereit, das Werk auszutauschen. Wenn er sich gesträubt hätte, hätte das Bild hängen bleiben können.“
Pecher erinnert sich anders an die Situation: „Mir blieb gar nichts anderes übrig, als das Bild auszutauschen. Man hat mich erst informiert, als mein Gemälde schon abgehängt war.“Die Beschwerden von Klinikpersonal und Patienten kann Pecher nicht nachvollziehen, negative Rück- habe er bisher keine bekommen. „Im Mai hing das Bild sogar schon vier Wochen in der Eingangshalle des Klinikums. Da hat niemand etwas gesagt.“
Auch Gerlinde Eberle vom Kulturkreis Haunstetten kann die Aufregung nicht nachvollziehen. Regelmäßig organisiert sie Ausstellungen im Klinikum Süd. „Ich kann das nicht verstehen. Ich kenne Herr Pechers Bild und finde es sehr schön. Ich kann daran nichts Anstößiges erkennen.“Normalerweise gebe es keine Probleme bei den Bildern, die der Kulturkreis für die Ausstellungen auswählt. „Vor vielen Jahren wurden wir mal gebeten, ein sehr dunkles Gemälde auszutauschen und den Patienten etwas Erfreulicheres zu zeigen. Aber es war noch nie notwendig, auf ein Bild zu verzichten.“
Die Wünsche der Patienten hätten im Klinikum oberste Priorität, heißt es aus der Pressestelle. Vorstandsbeauftragter Binswanger mag zu den Vorwürfen, das Bild sei anstößig, lediglich sagen: „Ich bin Finanzexperte und kein Kunstexperte.“
Im Wartebereich der Allergologie, wo zunächst das Golden Girl die Patienten anblickte, präsentiert Pecher nun eine abstrakte Farbkomposition. Die Entscheidung nimmt der Künstmeldungen ler zähneknirschend hin. „Ich finde es schon ein wenig bedrückend, wenn ein derart harmloses Bild zensiert wird“, sagt er. „Andererseits bin ich natürlich froh, dass ich meine Bilder ausstellen darf.“
Das Gemälde der jungen Frau hängt inzwischen im Neusässer Seniorenheim Notburga. Dort stört sich niemand daran. Dabei dachte Pecher zunächst, dass sein „Golden Girl“nirgendwo besser aufgehoben sei als in einem Krankenhaus: „Das goldene Kleid, das die Frau auf dem Gemälde trägt, ist aufgeklebte Folie. Sie stammt von einer alten Rettungsdecke.“