Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Schreckgespenst wird zum Verbündeten
Diese Woche Als die City-Galerie vor 15 Jahren eröffnete, ließ dies den örtlichen Handel erzittern. Heute sieht die Sache völlig anders aus. Warum das Einkaufszentrum vielleicht sogar eine Rettung war
Der Untergang des Innenstadthandels schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Als vor 15 Jahren die City-Galerie am Vogeltor ihre Türen öffnete, galt dies vielen im örtlichen Handel als unverzeihlicher Sündenfall der städtischen Ansiedlungspolitik. Wie konnten die verantwortlichen Kommunalpolitiker dieses riesige Einkaufszentrum genehmigen, das fortan die Umsätze aus der City saugen würde! Ist es ihnen egal, wenn der angestammte Handel kaputt geht? So und so ähnlich klagten Geschäftsleute damals in der Innenstadt.
Heute wird die Sache anders gesehen. Positiver. Die City-Galerie ist schon lange kein Schreckgespenst mehr für Gewerbetreibende in der City. Wer hätte es seinerzeit gedacht: Kleinere Ladenbetreiber und der scheinbar übermächtige Konkurrent von einst sehen sich heute sogar im selben Boot. Sie verbindet der gemeinsame Kampf gegen einen brandgefährlichen Konkurrenten, den Betreiber von Läden und Geschäften als zerstörerisch für die gewohnte alte Ordnung erleben: das Internet. Diese Herausforderung zu bestehen, ist für ein großes Einkaufszentrum so wichtig wie für einen kleinen Händler in seinem Ladengeschäft.
Denn rosig sind die Zeiten für die Händler in der Innenstadt nicht. Zeiten, in denen viele Kunden lieber zu Hause per Klick online bestellen und dies häufig, nachdem sie sich zuvor im Fachgeschäft ausführlich haben beraten lassen. Der Onlinehandel ist heute das Schreckgespenst für einen Ladenbetreiber in der Fußgängerzone genauso wie für einen Händler im großen Einkaufszentrum mit seinen 100 Geschäften. Die Zeiten haben sich gewandelt – und dass grundlegend. Vor 15 Jahren wurde die CityGalerie von Gewerbetreibenden noch als riesige Bedrohung gefürchtet. Heute ist sie mit ihrer Lage nahe an der Innenstadt der Leuchtturm für den gesamten Handel. Die City-Galerie lockt auswärtige Besucher nach Augsburg, die ohne diese magnetische Wirkung den Weg hierher niemals finden würden. Das ist seit 15 Jahren so. Wähnegativer renddessen hat die Stadt noch immer das Problem, vom Umland zu wenig als attraktiver Einkaufsort wahrgenommen zu werden.
Alle Anstrengungen, wie die neue Bepflasterung der Fußgängerzone und die Vielzahl privater Investitionen in Gebäude und Geschäfte, haben bislang keinen massiven Umkehrschub verursacht. Völlig wirkungslos blieben die vielen Maßnahmen zur Aufwertung der Innenstadt natürlich nicht. Augsburg ist auf einem guten Weg. Doch auf den großen Durchbruch, wie er erhofft und erträumt wurde, auf den wartet man noch.
Gut möglich, dass die City-Galerie mit ihren 1200 Arbeitsplätzen den Innenstadthandel in den letzten 15 Jahren sogar vor einer Entwicklung bewahrt hat, die ohne sie viel verlaufen wäre. Weil sie auswärtige Kunden mit ihrem riesigen Angebot von Geschäften und Parkplätzen nicht nur zu sich ins Haus lockt, sondern viele dieser Kunden von dort durch die Altstadt ins Zentrum bummeln. Von dieser Erhöhung der Besucherfrequenz profitieren alle. Aber auch, weil das Management der City-Galerie sich in der Standortvermarktung Augsburgs stark und an vorderer Stelle engagiert. Der Innenstadthandel, der seit jeher unter der unterdurchschnittlichen Kaufkraft der Augsburger leidet, hat einen starken Partner bei der Außendarstellung der Einkaufsstadt gefunden.
Mit der anhaltenden positiven wirtschaftlichen Entwicklung wird die Kaufkraft weiter steigen. Die Prognosen für Augsburgs Zukunft stimmen positiv. Darin liegt auch Hoffnung für den Handel, der es insgesamt schwer hat. Dies hat mit dem geänderten Einkaufsverhalten der Menschen zu tun, womit wir wieder beim Internet wären. Oft fehlt einem erfolgreichen Familiengeschäft aber auch nur der geeignete Nachfolger. Die Herausforderung besteht allerdings auch darin, mit hervorragendem Service und überzeugender Beratung jene Kunden zu gewinnen, die mit der Anonymität des Internets immer weniger anfangen können.
In der Stadt gibt es viele engagierte Händler, die mit bewährten Mitteln und neuen Ideen etwas Besonderes sind im vielfach austauschbaren Angebot – und genau damit die Menschen begeistern.