Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Stahlwerkbesitzer will Hausumbau verhindern
Justiz Etwa 300 Meter von den Meitinger Lech-Stahlwerken soll ein Wohnhaus behindertengerecht umgebaut werden. Gegen die Baugenehmigung klagt Unternehmenschef Max Aicher. Er sieht sein Unternehmen dadurch behindert
Auf dem Bild nebenan wirkt es wie David gegen Goliath: Der Besitzer einer der größten Firmen im Landkreis will vor Gericht verhindern, dass ein Nachbar sein Wohnhaus behindertengerecht ausbaut. Am Montag treffen die Parteien am Verwaltungsgericht in der Augsburg aufeinander.
Etwa 300 Meter Luftlinie vom Betriebsgelände der Lech-Stahlwerke im Meitinger Ortsteil Herbertshofen liegt das Wohnhaus einer Familie. Weil es innerhalb der Familie einige Pflegefälle gibt, die auf die Hilfe von Pflegepersonal und auf eine behindertengerechte Umgebung angewiesen ist, stellte der Hausherr vor knapp einem Jahr einen Antrag bei der Gemeinde Meitingen. Das Haus soll behindertengerecht umgebaut werden, außerdem ist ein Ausbau um 48 Quadratmeter geplant – in den beiden Zimmern soll eine Pflegekraft wohnen können. Gegen das vom Landratsamt genehmigte Vorhaben wehrt sich aber nun Max Aicher, Eigner der Meitinger Lech-Stahlwerke.
Aicher befürchtet, dass durch die Erweiterung der Wohnfläche im Außenbereich seine eigenen Pläne torpediert werden: Seit Jahren will er die Produktion erhöhen und das Stahlwerk erweitern. Gescheitert ist er bislang vor allem an der Lärmproblematik. Nur mit einem Kompromiss gelang es vor Kurzem, ie Erlaubnis für Investitionen und Modernisierungen auf dem Gelände zu erhalten.
Dass nun der private Bauherr die Erlaubnis bekommen hat, um- und auszubauen, stört Aicher: „Wir bekommen für nichts eine Genehmigung. Und da steht jetzt schon ein Familienanwesen, wo früher ein Einfamilienhaus stand.“Gespräche mit dem Besitzer des seit 1960 bestehenden Hauses habe es immer wieder gegeben – Aicher hatte ihm nach eigener Aussage auch angeboten, ihm das Haus abzukaufen: „Das ist aber immer an den Forderungen des Besitzers gescheitert.“Wenn nun das bestehende Familienhaus erweitert wird, befürchtet Aicher daraus erwachsende Ansprüche der Anwohner: „Das tut uns als LechStahlwerke weh. Die Gefahr ist, dass Leute da hinbauen und sich dann beschweren, dass es ihnen wegen uns zu laut ist. Das ist überhaupt das einzige Haus, das näher an uns heranrückt.“
Dass es im Umkreis der LechStahlwerke generell nicht sonderlich viele Nachbarn gibt – dafür hat Aicher bereits gesorgt: Er hat einen Großteil der Grundstücke im Umfeld des Stahlwerks aufgekauft. Eine der wenigen Ausnahmen bildet nun das Wohnhaus der Familie, das jetzt umgebaut werden soll.
Das Landratsamt will sich im Vorfeld der Verhandlung am Augsburger Verwaltungsgericht nicht zum laufenden Verfahren äußern. Meitingens Bürgermeister Michel Higl betont, damals im Rahmen der Genehmigung die Zustimmung erteilt zu haben, weil es sich bei dem Haus bereits um einen bestehenden Bau gehandelt hat. Er wünscht sich, dass sowohl die Interessen der Bürger, aber auch die des Stahlwerks berücksichtigt werden: „Ich hoffe, dass mit Investitionen der Standort gesichert wird.“Derzeit arbeiten rund 800 Menschen bei den LechStahlwerken, damit sind sie einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region.
Ob die Klage überhaupt zulässig ist, ist derzeit noch nicht sicher. Eine der Fragen, mit denen sich das Verwaltungsgericht auseinandersetzen muss, ist die nach den Besitzverhältnissen. Denn formal gehören Max und seiner Frau Evelyn Aicher, die als Kläger auftreten, zwar viele Grundstücke rund um das Stahlwerk herum – die Fläche, auf der das Meitinger Stahlwerk selbst sich befindet, ist jedoch im Besitz einer GmbH.