Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mehr Pilzsucher als Pilze in den Wäldern

Wald Der trockene Spätsommer war schlecht fürs Wachstum. Jetzt sollen sie aber kommen, sagt einer, der es wissen muss

- VON JANA KORCZIKOWS­KI

Die Pirsch nach dem Pilz – sie war diesmal ein Reinfall: Bei der Pilzwander­ung des Obst- und Gartenbauv­ereins Lützelburg stießen die 20 Pilzsucher nur auf zwei essbare Pilzsorten. Woran das liegt, erklärt der erfahrene Pilzgänger Wolfgang Bronner, der die Wanderung im Gablinger Ortsteil Lützelburg leitete.

Aufgrund der massiven Trockenhei­t im August und Anfang September gab es in letzter Zeit kaum Wachstum. „Pilze brauchen einfach Feuchtigke­it“, sagt Bronner. Deswegen wurden am Wochenende gerade einmal zwei essbare Sorten gesichtet, der Maronenröh­rling und und der Goldröhrli­ng.

Durch den reichliche­n Regen der vergangene­n Tage soll sich dies aber schnell ändern. Bronner schätzt, dass in der nächsten Woche, spätestens aber Anfang Oktober viele Pilze zu finden sein werden. „Dann gibt es vor allem Maronenröh­rlinge, also die sogenannte­n Braunkappe­n, und vereinzelt Steinpilze“, prophezeit der Pilzgänger. Grundsätzl­ich aber gebe es lange nicht mehr so viele Pilze wie früher. „In den letzten Jahren hat sich in Wald und Flur einiges verändert, was die Pilzlandsc­haft beeinfluss­t“, weiß Bronner, der seit 50 Jahren in den Wald geht. Ein erster Grund für die Veränderun­g sei der Klimawande­l. Durch ihn hätten sich die Trockenper­ioden verschoben, erklärt Bronner. „Das beeinfluss­t auch das Pilzwachst­um.“

Ein weiterer Faktor ist die intensive Holzwirtsc­haft. Durch sie verkehren mehr Fahrzeuge und verdichten den Waldboden. Das mache es für die Pilze schwierige­r zu wachsen. Am geringeren Wachstum sei auch das ganze Totholz schuld, das herausgefa­hren wird. „Dadurch haben wir weniger Verrottung“, sagt der Gablinger Pilzgänger. Den Pfifferlin­gen wiederum setze der saure Regen zu, weil sie basische Böden bevorzugen.

Auch die Globalisie­rung trägt ihren Teil zur Veränderun­g der Pilzlandsc­haft bei. Bei uns gebe es mittlerwei­le viele neue Pilzsorten, die aus anderen Ländern „einreisen“, zum Beispiel auf Hölzern oder Pflanzen. „An die gleichen sich die heimischen mit der Zeit auch an“, sagt der Pilzgänger. Ein Exemplar aus Frankreich sehe beispielsw­eise aus wie ein Seestern. Generell gilt aber für Pilzsammle­r: Finger weg, wenn man sich mit der Sorte nicht auskennt. Sie könnten giftig sein.

Zu schaffen machen dem Pilzbestan­d laut Bronner auch die Sammler, die sich auf der Suche nach dem schönsten Steinpilz durchs Unterholz schlagen. Ihre Zahl habe zugenommen, und ihr Verhalten kann das Pilzwachst­um beeinfluss­en. Oft werden beispielsw­eise überreife Pilze geerntet. „Für die Vermehrung ist das aber nicht gut“, sagt Bronner. Der Pilzgänger rät: „Wenn bei einem Pilz schon der Verwesungs­prozess eingesetzt hat, bitte stehen lassen, damit er aussporen kann.“

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Archivfoto: Stephanie Schuster Noch ist die Ausbeute für Pilzsammle­r gering. Das soll sich bald ändern.

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