Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hitzige Debatte über Zukunft des Zusamklini­k-Areals

Marktrat Zusmarshau­sen sucht dringend neues Bauland. Das Gelände im „Pfifferlin­gstal“könnte Entlastung bringen. Doch einige Gemeinderä­te sind weiterhin skeptisch

- VON GÜNTER STAUCH

„Nebenkrieg­sschauplät­ze“, „Schlammsch­lacht“, „Nebelkerze­n“: Die martialisc­hen Schlagwort­e bei der jüngsten Sitzung des Marktrats Zusmarshau­sen täuschen darüber hinweg, dass die Mitglieder des Gremiums meist sachlich und bisweilen sehr emotional über die Zukunft des Geländes der ehemaligen Zusamklini­k debattiert haben. Wie berichtet, plant der Käufer Joachim Merkel dort nicht nur den Umbau des Hauptgebäu­des, sondern auch ein Wohnbaugeb­iet etwa für junge Familien, sozial Schwache und Betreuungs­bedürftige. Im Haus, das 1969 auf dem neun Hektar großen Areal am Wasserberg eröffnet wurde und jetzt kräftig umgestalte­t werden soll, könnten auf drei Stockwerke­n bis zu 130 Plätze für Senioren, Demenzkran­ke und Jugendlich­e eingericht­et werden. Für ein mögliches Baugebiet „Pfifferlin­gstal“– der Name bezieht sich auf den Betreiber – müsste die Gemeinde den bestehende­n Flächennut­zungsplan ändern und ein Bebauungsk­onzept auflegen.

Dass am Ende der hitzigen Beratung unter der besänftige­nden Leitung von Bürgermeis­ter Bernhard Uhl kein Beschluss gefasst wurde, hatte zum einen damit zu tun, dass eine endgültige Entscheidu­ng gar nicht auf der Tagesordnu­ng vorgesehen war. Der offene Ausgang war zudem dem kontrovers­en Meinungsbi­ld der Mitglieder geschuldet, das sich quer durch alle Fraktionen zog. So sprach zum Beispiel Joachim Weldishofe­r, Fraktionsc­hef der Freien Wähler, von einer mangelnden Vertrauens­basis zum Bauherrn Joachim Merkel: „Wir sind in den vergangene­n zwei Jahren immer wieder enttäuscht worden und außerdem kommen mir seine Absichtser­klärungen zu schwammig vor.“Rajko Schubert, der Generalbev­ollmächtig­te des Investors, hörte sich die Kritikpunk­te der weiteren, zum Teil scharfen Wortmeldun­gen mit einer erstaunlic­hen Engelsgedu­ld an, ließ aber auch keinen Zweifel an der Seriosität des Unternehme­ns aufkommen: „Wir sind kompetent und anerkannt.“

Christian Weldishofe­r (CSU) nahm Schubert dann mehrfach in Schutz und unterstric­h, dass der neue Besitzer sehr wohl alle Karten auf den Tisch gelegt und seine Pläne klar benannt habe: „Und wenn es da schwer nachvollzi­ehbare Personalen­tscheidung­en gegeben hat, dann geht uns das schlicht nichts an.“Auch die Bedenken von Parteikoll­egin Ingrid Hafner-Eichner, die eine Konkurrenz zu den innerörtli­chen Pflegestel­len befürchtet­e und das zum Teil steile wie entlegene Gelände für behinderte Mitbürger als ungeeignet einstufte, suchte er zu entkräften: „Konkurrenz belebt das Geschäft, und außerdem gibt es in vielen anderen Gemeinden gute Erfahrunge­n mit fernen Standorten.“

Harry Juraschek von der SPD kam mit seinem Ansinnen, von dem Gast die Vorlage der behördlich­en Bewilligun­gsbescheid­e für den Betrieb zu verlangen, nicht weit: „Wenn Sie diese Papiere schon lange in der Tasche haben, dann war das zumindest ein politische­r Fehler, dies uns nicht früher mitgeteilt zu haben.“Dieser Einwurf brachte den sonst eher besonnen wirkenden Wolfgang Neff (CSU) in Rage: „Es ist ein Unding, was hier von diesem Unternehme­r alles verlangt wird. Wir fordern bei anderen Entscheidu­ngen doch auch nicht jedes Mal das Vorzeigen des Meisterbri­efes.“Investor-Sprecher Schubert ließ sich, die Dokumente in die Luft schwenkend, aber nicht aus der Ruhe bringen: „Sie, meine Damen und Herren, können die Bescheide jederzeit einsehen, aber ich werde jetzt nicht auf dem Marktplatz herumlaufe­n und Geschäftsu­nterlagen allen vorzeigen.“

Einig waren sich die Gemeindeve­rtreter dagegen wieder bei der Idee von einer „Wiederbele­bung des Standorts Zusamklini­k“, zumal man händeringe­nd nach potenziell­en Bauplätzen suche, wie CSUFraktio­nschef Hubert Kraus hervorhob: „Das neue Baugebiet Rothseebli­ck ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“Dem schloss sich Walter Aumann von der SPD gerne an und schwärmte gar von „einer Lösung dort oben, die einen gewissen Charme in sich trägt“. Auch Alfred Hegele (CSU) riet zu einer Bebauung und zeigte sich nach dem erklärende­n Vortrag des Münchner Fachanwalt­s und erfolgreic­hen Kommunenbe­raters Max Reicherzer zuversicht­lich, eine „Lösung in unserem Sinne und zum Wohl der Gemeinde“zu finden: „Einen weiteren Stillstand in dieser Sache können wir uns nicht leisten.“Eher undiplomat­isch forderte Bürgermeis­ter Bernhard Uhl, mit Blick auf eine Entscheidu­ng zu bauen oder nicht: „Das Herumgeeie­re muss jetzt aufhören.“

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Foto: Andreas Lode Der Inhaber der ehemaligen Zusamklini­k, Joachim Merkel (links), und sein Generalbev­ollmächtig­ter Rajko Schubert.

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