Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Leid wird in Kauf genommen
Zu „Hilfsgüter gehen in Flammen auf“(Politik) vom 21. September: Mich erstaunt immer wieder die naive Berichterstattung über den Krieg in Syrien. Seit Menschengedenken und bis heute sind Zangenbildung, Einkesselung, Belagerung und Abschneiden von Nachschub kriegstaktische Maßnahmen, um einen Feind zu besiegen. Sie werden auch heute noch an jeder Offiziersschule gelehrt. Das damit verbundene Leid der Zivilbevölkerung wurde und wird in Kauf genommen. Wer kann also erwarten, dass die Belagerer, in diesem Fall die Regierungstruppen, die den Sieg vor Augen haben, Hilfsgüter in die Stadt bringen lassen, von denen aus Berichten von anderen Orten bekannt ist, dass sich damit zuallererst die Besatzer (Rebellen) versorgen und nur ein kleiner Teil wirklich der Zivilbevölkerung zugutekommt. Wenn es den (westlichen) Politikern wirklich um Humanität und Schutz für die Zivilbevölkerung geht, frage ich mich, warum in Anbetracht der Lage – Aleppo ist eingekesselt – nicht die in der Stadt sich hinter der Bevölkerung verschanzenden Rebellen aufgefordert werden, zu kapitulieren oder sich aus Aleppo zurückzuziehen. Das wäre die einfachste und wirkungsvollste Maßnahme, um den leidenden Menschen zu helfen. Damit trügen aber die Regierungstruppen einen Sieg davon. Weil das jedoch nach Ansicht der westlichen Politik nicht sein darf, werden weiterhin die Besatzer unterstützt. Lieber dann doch die Zivilbevölkerung leiden lassen!
Georg Schmid, Ehekirchen