Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Immer mehr Diebe in Zügen und Bahnhöfen
Kriminalität Die Bundespolizei verzeichnet eine drastische Zunahme der Fälle. Was die Bahn rät
In Deutschlands Zügen und Bahnhöfen werden immer öfter Reisende bestohlen. Die Bundespolizei verzeichnet eine drastische Zunahme bei der Zahl der Taschenund Handgepäckdiebstähle: Im vergangenen Jahr hat die Behörde bundesweit 44 800 Fälle registriert, etwa 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Wie aus einem Sicherheitsbericht der Deutschen Bahn hervorgeht, hatten die Ordnungshüter im Jahr 2014 noch 35 800 solcher Taten verzeichnet. Schon das war ein Plus von fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2016 dürfte die Zahl der Fälle noch weiter steigen.
Auch in der Region schlagen die Diebe immer öfter zu. Nach Angaben der Bundespolizeiinspektionen in Bayern handelt es sich bei den Tätern im Freistaat allerdings nicht so häufig um professionelle, international agierende Diebesbanden wie in anderen Regionen Deutschlands. Am Augsburger Bahnhof seien vornehmlich Gelegenheitsdiebe am Werk, die unaufmerksame Fahrgäste bestehlen, sagt Rainer Schlemmer, Sprecher der für Augsburg zuständigen Bundespolizeiinspektion in Nürnberg. Dennoch gab es in Augsburg 2015 nach Angaben der Bundespolizei 20 Prozent mehr Diebstähle. In Ingolstadt hat sich die Zahl dagegen nicht verändert.
Im Gebiet der Bundespolizei Rosenheim, das vom Berchtesgadener Land bis zum Bodensee reicht und das Allgäu umfasst, haben die Beamten 2014 noch 50 Fälle gezählt, ein Jahr später 75. Trotz der Steigerung um 50 Prozent seien die Zahlen bei der Größe des Gebiets eher niedrig, sagt Yvonne Oppermann, Sprecherin der Inspektion Rosenheim. „75 Fälle deuten nicht unbedingt auf Bandenkriminalität hin.“
Am Münchner Hauptbahnhof sind nach Angaben von Christian Köglmeier von der dortigen Bundespolizeiinspektion vorwiegend Laientäter aktiv oder etwa Gruppen von Jugendlichen, die es sich zunutze machen würden, dass Fahrgäste schlafen. Gerade während der Wiesn sei besondere Vorsicht geboten, sagt Köglmeier. Am größten Bahnhof der Landeshauptstadt hat die Zahl der Diebstähle 2015 um etwa 20 Prozent zugelegt. Einen Grund dafür sieht Köglmeier darin, dass die Leute unaufmerksamer werden. Fahrgäste hätten heutzutage immer ihr Handy dabei. Entweder seien sie durch dieses abgelenkt oder sie ließen es so liegen, dass ein Dieb schnell zugreifen könne.
Die Bahn setzt im Kampf gegen Taschendiebstähle auf Prävention. Wie ein Sprecher der Bahn in München sagt, sollen Plakate und Aufkleber in Zügen und Bahnhöfen die Fahrgäste sensibilisieren. Durchsagen an Bahnhöfen und in den Zügen raten zur Vorsicht. Die Bahn empfiehlt Reisenden, ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt zu lassen und Wertsachen nicht leichtfertig griffbereit in Außentaschen von Jacken und Rücksäcken zu transportieren. Die Bundespolizei rät Fahrgästen zudem, nur so viel Bargeld wie nötig mitzunehmen, Hand- und Umhängetaschen mit Verschlüssen zum Körper hin zu tragen und alle Wertsachen mitzunehmen, wenn sie ihren Platz verlassen.
Nach Angaben der Deutschen Bahn sind in größeren Bahnhöfen neben Polizeibeamten auch eigene Sicherheitskräfte des Konzerns in zivil unterwegs, um Taschendieben das Handwerk zu legen. „Sie haben zuvor eine Ausbildung von der Bundespolizei erhalten und sind so in der Lage, typisches Verhalten zu erkennen, Taschendiebe zu beobachten und zu stellen“, teilt der Bahnsprecher mit. Hans-Hilmar Rischke, Sicherheitschef der Bahn, fordert von der Justiz zum Schutz der Fahrgäste eine konsequentere Bestrafung von Taschendieben. „Uns machen insbesondere viele polizeibekannte Wiederholungstäter zu schaffen“, sagt er.