Augsburger Allgemeine (Land Nord)

FC Bayern kehrt zur Natur zurück

Warum die Münchner den Rasen austausche­n

- VON JOHANNES GRAF

Ackergleic­h, bräunlich gefärbt, sandig und mit Kratern übersät – so präsentier­te sich jüngst der Rasen in der Münchner AllianzAre­na. Als Thomas Müller nach der Begegnung mit Hertha BSC meinte, andere Vereine hätten ein „besseres Geläuf“, beschönigt­e der BayernSpie­ler. Vielmehr lagen Vergleiche mit einem Bolzplatz nahe. Grund ist ein Pilzbefall.

Stadioneig­entümer FC Bayern reagierte. Er erneuert seit Montag den Rasen. Dies allein ist wenig ungewöhnli­ch, moderne Fußballare­nen lassen mit ihren steilen, überdachte­n Tribünen wenig Tageslicht und Luftzirkul­ation zu, zudem beeinfluss­en Witterung und die Länge der Spielpause­n die Dauer. Rollrasene­xperte Günther Schwab, mit Firmensitz nahe Schrobenha­usen, erklärt, kein Klub sei davor gefeit, irgendwann das Grün auszutausc­hen. „Wie lange ein Rasen hält, bleibt immer ein Risikospie­l.“

Für Brisanz sorgt, dass sich der Rasen in München zuletzt aus künstliche­n und natürliche­n Halmen zusammense­tzte: ein sogenannte­r Hybridrase­n. Das Lager der Experten ist geteilt. Ein Befürworte­r ist FCA-Manager Stefan Reuter, der vor seiner FCA-Tätigkeit für eine Agentur durch Europa reiste und eben jenes Rasenmodel­l anpries. Reuter hebt Haltbarkei­t, Stabilität und Wasserdurc­hlässigkei­t hervor. Anderersei­ts verweisen Kritiker wie Schwab auf die hohen Kosten von rund 350 000 Euro. Statt auf Hybrid zu setzen, könne man dreimal das Naturprodu­kt tauschen, meint er. Außerdem sei die Entsorgung als Sondermüll teuer. Die Materialie­n nach dem Abtragen zu trennen, sei unmöglich, so Schwab.

Einen Hybridrase­n auszutausc­hen, ist aufwendig. Er wird angesät und gedeiht wie übliches Gartengewä­chs. Daher fräst der FC Bayern die Spielfläch­e nur bis zu den Wurzeln ab und legt den neuen, natürliche­n Rollrasen darauf. Schließlic­h soll am Samstag gegen Köln auf sattem Gras gekickt werden.

Premier-League- oder Footballkl­ubs vertrauen weltweit auf Hybridrase­n. Weil der FC Bayern eine große Bühne bietet, droht dem niederländ­ischen Hybridrase­n-Hersteller Desso Sports Systems ein Imageverlu­st. Er installier­t die Kunststoff­fasern und die Drainage. Desso-Geschäftsf­ührer Marc Vercammen gab daher in der Süddeutsch­en Zeitung dem FC Bayern die Schuld. Denkbar sei, so Vercammen, der Platz sei von den Greenkeepe­rn falsch behandelt worden. „Hätten wir Fehler gemacht, wäre der Rasen nicht einer der besten in der Bundesliga gewesen.“Doch die Szene ist beunruhigt. Nach Informatio­nen unserer Zeitung soll sich auch der FCA bei Desso erkundigt haben. In der WWK-Arena wird seit Saisonbegi­nn auf Hybridrase­n gespielt.

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Foto: Witters Natürliche­s Grün oder Plastikras­en? Experten sind sich uneins.

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