Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Immer wieder Haft

Justiz Mit zwölf nahm er erstmals Drogen. Jetzt wurde ein 31-Jähriger wieder verurteilt

- VON MICHAEL SIEGEL

Es ist seine Sucht, die ihn immer wieder vor Gericht sieht. Seit er zwölf ist, nehme er Drogen, erklärte der Angeklagte dem Schöffenge­richt unter Vorsitz von Richterin Martina Triebel. 31 Jahre alt ist er jetzt. In den 19 Jahren hat sich eine längere Liste an Strafen angesammel­t. Der gelernte Maurer musste sich jetzt wegen versuchten Raubes verantwort­en. Er hatte einer Radfahreri­n die Handtasche entwenden wollen.

Elf Eintragung­en stehen in seinem Strafregis­ter. Diebstahl, Raub, Unterschla­gung, stets im Zusammenha­ng mit seiner Sucht. Schon mehrfach war der Angeklagte im Gefängnis gelandet, auch zum jüngsten Prozess wurde er aus der Zelle vorgeführt. Kaum vier Wochen, nachdem er im Frühjahr wieder einmal auf freien Fuß gekommen war, war es so weit: Er brauchte Geld, um an „Stoff“zu kommen.

Gleich zweimal innerhalb einer Stunde ereigneten sich am 18. Mai in Augsburg laut Anklagesch­rift ganz ähnliche Straftaten: Ein Radler näherte sich von hinten an radfahrend­e Frauen an und versuchte, ihnen während der Fahrt aus dem Radkorb die Handtasche zu stehlen.

Im ersten Fall im Bereich der Leitershof­er Straße scheiterte er daran, dass die Frau die Griffschla­ufen der Tasche um den Sattel geschlunge­n hatte. Die 44-Jährige konnte keinen Täter identifizi­eren, da dieser zwar ein grasgrünes Sweatshirt trug, aber eine Kapuze über dem Kopf hatte. Als wenig später ein Mann mit Fahrrad und grünem Sweatshirt im Bereich Schießstät­tenstraße erneut einer Radfahreri­n die Tasche entwenden wollte, konnte er dingfest gemacht werden. Zwei Autofahrer bemerkten die Rangelei um die Tasche. Die Zeugen hielten den mutmaßlich­en Täter bis zum Eintreffen der Polizei fest. Weil die Betroffene mit ihrer Tasche verschwand, ließ sich nicht klären, ob die Behauptung des Angeklagte­n stimmte, er sei im Begriff gewesen, der Frau ihre Tasche zurückzuge­ben.

An diesem Punkt des Verfahrens schlug Rechtsanwa­lt Marco Müller eine Verständig­ung mit dem Gericht und der Staatsanwa­ltschaft vor. Daraufhin gestand der 31-Jährige den versuchten Raub an der Unbekannte­n. Staatsanwa­lt Markus Klatt forderte eine Haftstrafe von einem Jahr und sechs Monaten, gebildet aus dem aktuell verhandelt­en Delikt und einer noch laufenden Strafe, wegen derer der Mann derzeit einsitzt. Dem folgte das Gericht.

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