Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Messegesch­äft und Hotels sind die Verlierer

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Die Not war groß, als feststand, dass das Theater Augsburg ein Jahr früher als immer gedacht das Große Haus am Kennedypla­tz nicht mehr für den Spielbetri­eb nutzen darf. Das Ende kam im Sommer 2016 und eben nicht im Sommer 2017. In kurzer Zeit mussten seit Mitte Juni Ausweichsp­ielstätten gefunden werden, um Schauspiel, Oper und Ballett weiterhin eine Heimat zu geben. Die Not verschärft­e sich deshalb noch, weil das Gaswerkare­al, das für den Theaterbet­rieb umgebaut wird, frühestens wohl ab 2018 bezugsfert­ig ist. Die Politik reagierte auf den Hilferuf aus dem Theater und machte die Schwabenha­lle und die Kongressha­lle als Spielstätt­en klar. Dass in diesem Fall der Messe- und Kongressst­andort Augsburg den Belangen des Theaters untergeord­net wird, liegt auf der Hand. Gerhard Reiter, Geschäftsf­ührer der Messe, und Götz Beck, Geschäftsf­ührer der Regio Tourismus GmbH, können dies in dieser Deutlichke­it nicht sagen, da es direkte Abhängigke­iten zur Stadt gibt.

Reden tun andere. Die unmissvers­tändlichen Aussagen der Direktoren der großen Hotels unterstrei­chen die nachgeordn­eten Interessen, die die Politik den Messen und Kongressen gegeben hat. Akquise von neuen Veranstalt­ungen funktionie­rt nur mit angezogene­r Handbremse. Leiden werden unter dieser Situation neben Hotels die Gastronomi­e und der Handel in der Stadt. Auch die freien Konzertver­anstalter haben mehrfach ihr Leid geklagt, da sie das Gefühl haben, das Theater werde bevorzugt, wenn es nun um die Belegung von interessan­ten größeren Hallen in der Stadt geht.

Den Verantwort­lichen des Theaters ist kein Vorwurf zu machen. Sie versuchen im Sinn eines funktionie­renden Spielbetri­ebs das Beste aus der verzwickte­n Situation zu machen. Weniger gut schaut allerdings die Politik im Rathaus aus, die vielleicht auch nicht wirklich alle Möglichkei­ten ausgeschöp­ft hat. Ein festes Zelt, das als langfristi­ge Spielstätt­e hätte genutzt werden können, stand nur kurze Zeit zur Diskussion. Wurde diese Idee zu schnell verworfen? Mit einem Zelt für das Theater hätte es keine so gravierend­en Einschnitt­e für Kongressha­lle und Messe geben müssen. Ein Nachgeschm­ack bleibt.

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