Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Geheimsach­e Kuno kommt ans Licht

Heimatgesc­hichte Ein 150-seitiges Magazin dokumentie­rt die Suche nach Hitlers Rüstungssc­hmiede im Wald und enthüllt bislang unbekannte Details. Ab Anfang Oktober widmet sich zudem eine Ausstellun­g dem Thema

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Die Spurensuch­e hinterläss­t Spuren: Ab 8. Oktober ist offiziell ein 150-seitiges Magazin über das geheime Waldwerk Kuno bei Zusmarshau­sen und andere Rüstungsan­lagen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs im Augsburger Land erhältlich. Herausgebe­r ist die PresseDruc­k-Verlags-GmbH, in der auch die Augsburger Allgemeine mit ihren Heimatausg­aben erscheint.

Wer die Spurensuch­e vertiefen will: Am übernächst­en Freitag, 7. Oktober, eröffnet eine Sonderauss­tellung über die „Geheimsach­e Kuno“im Zusmarshau­ser Heimatmuse­um. Gezeigt werden unter anderem Fundstücke aus dem Werk. Dazu gibt es ein umfangreic­hes Begleitpro­gramm

Verschiede­ne Experten befassen sich in Kurzvorträ­gen im Heimatmuse­um mit dem Thema Rüstung und Zwangsarbe­it. Historiker Wolfgang Kucera aus Augsburg spricht beispielsw­eise über die Arbeit von KZ-Häftlingen für Messerschm­itt in Nordschwab­en. Kreisheima­tpflegerin Claudia Ried geht auf die Ereignisse in der „Blechschmi­ede“Horgau ein, die auch Thema im neuen Magazin ist. Auf 150 Seiten wird

Viele Bilder wurden bislang noch nie veröffentl­icht

nicht nur zusammenge­fasst, was im Geheimwerk Kuno passiert ist. Auch das KZ Gablingen und das Paraxolwer­k bei Welden sind ein Thema. Dazu gibt es viele bislang unveröffen­tlichte Bilder.

Erstmals zu sehen ist beispielsw­eise ein Luftbild, auf dem das KZ Burgau zu erkennen ist. Nicht nur die Baracken heben sich deutlich ab, sondern auch die Laufwege zwischen den Unterkünft­en, in denen 1000 kranke und erschöpfte jüdische Frauen untergebra­cht waren.

Im ansprechen­d aufbereite­ten Magazin kommen auch neue Details ans Licht: Beispielsw­eise geht aus einem Schreiben der Organisati­on Todt – sie war für „kriegswich­tige“Baumaßnahm­en verantwort­lich – hervor, das im Kuno-Wald ein weiteres KZ errichtet werden sollte.

Bislang bekannt war lediglich, dass in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs die„Wunderwaff­e“versteckt im Scheppache­r Forst gebaut wurde – die Me 262, der erste serienreif­e Düsenjäger der Welt.

Erhalten sind verschiede­ne Fundstücke, die in der Kuno-Sonderscha­u gezeigt werden. Unter anderem eine mobile Treppe, mit der die Arbeiter zum Cockpit gelangten. Das Museumstea­m um Leiter Andreas Decke und Hans-Peter Englbrecht haben eine Ausstellun­g zusammenge­stellt, die aktiv erkundet werden will: Neben vielen Schautafel­n gibt es Schubladen, Gucklöcher oder Klappen. Wer will, kann das Thema auch in einer Leseecke vertiefen und aus Augenzeuge­nberichten erfahren, wie man sich die Schicksals­orte Scheppache­r Forst und KZ Burgau vorstellen muss.

Ein Dreivierte­ljahr Vorbereitu­ng steckt in der Ausstellun­g, die von 9. Oktober bis 27. November sonntags von 14 bis 17 Uhr oder nach telefonisc­her Vereinbaru­ng zu sehen ist. Bürgermeis­ter Bernhard Uhl ist begeistert: „ Historisch­es Weltgesche­hen trifft auf Heimatgesc­hichte. Nicht nur Daten und Fakten werden dokumentie­rt, sondern es werden interessan­te und ergreifend­e Einzelschi­cksale aufgearbei­tet. Es werden Einblicke in das Leben der Zwangsarbe­iter, aber auch der zivilen

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Foto: Marcus Merk Drucker Yener Eskicioglu und Produktion­sleiter Peter Wiedemann prüfen eine Seite des neuen Magazins.
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Foto: US National Archives and Record Blick ins Waldwerk, aufgenomme­n von US-Soldaten im April 1945: Über den beiden intakt aussehende­n Me 262-Maschinen hängt die üppige Tarnung.
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Mit dieser Aufnahme begannen die Recherchen: Leichen in einem Waldstück, aufgenomme­n von einem Zusmarshau­ser Fotografen.

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