Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hochbetrie­b am Himmel

Natur I Ein Spezialist erklärt, welche Umweltfakt­oren das Verhalten der Zugvögel beeinfluss­en. Und was die Tiere völlig kalt lässt

- VON LAURA ALMANZA

Landkreis Augsburg Man kann es sich fast nicht vorstellen: Während sich die Menschen am Wochenende noch im Freibad über das warme Wetter freuten, steckten die Zugvögel bereits mitten in den Vorbereitu­ngen für den Winter: Seit einigen Wochen brechen sie in Scharen auf in Richtung Süden – am kommenden Wochenende soll der Vogelzug über Deutschlan­d dann seinen Höhepunkt erreichen.

Dr. Thomas Rödel vom Landesbund für Vogelschut­z erklärt, warum die Zugvögel trotz den warmen Temperatur­en nicht länger warten: „Viele richten sich nicht nach dem Wetter, sondern nach dem Kalender.“Denn wann sogenannte Langstreck­enzieher ihre Brutgebiet­e verlassen, steuert ein starres genetische­s Programm. Viele von ihnen, zum Beispiel der Kuckuck oder der Mauersegle­r, sind deswegen bereits in ihre Überwinter­ungsgebiet­e südlich der Sahara aufgebroch­en.

Kurzstreck­enzieher wie der Star sind etwas flexibler: Solange die Temperatur­en noch angenehm sind und er genügend Insekten zu fressen findet, harrt er in Deutschlan­d aus. Erst, wenn es kälter wird, fliegt er zum Überwinter­n nach Norditalie­n.

Langfristi­g haben Wetterverä­nderungen spürbare Auswirkung­en auf das Verhalten der Zugvögel. So haben sich wegen des Klimawande­ls die Verbreitun­gsgebiete mancher Vogelarten leicht verschoben, wie zum Beispiel bei der Zwergohreu­le: Diese kam früher nur südlich der Alpen vor, in einzelnen Fällen ist sie mittlerwei­le auch im Süden Bayerns zuhause.

Generell kann die globale Erwärmung dazu führen, dass manche Vogelarten ganz aus Deutschlan­d verschwind­en. „Die Entwicklun­g ist so rasant, dass die Evolution dabei nicht mithalten kann“, erklärt Rödel.

Die Meise ernährt sich von Körnern

Unter dem Strich werde es nur wenige Gewinner geben, die sich schnell genug an die veränderte­n Bedingunge­n anpassen können. Weitgehend unbeeindru­ckt von alldem bleibt die Meise. Weil sie sich nicht von Insekten, sondern von allerlei Körnern ernährt, kann die Meise den Winter einfach bei uns in Deutschlan­d verbringen.

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Archivfoto: Marcus Merk Er beobachtet vom Müllberg aus Zugvögel: Robert Kugler.

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