Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bläserkunst und Blödelspaß
Konzert Das Brasspur-Quintett begeistert mit gekonnten Arrangements und spritzigem Humor
Stadtbergen „Links, zwo, drei, vier!“– und mit einem strammen Stechschritt marschierten die fünf Herren vom Bläserensemble Brasspur durch die Zuschauerreihen auf die Bühne. Doch hier bahnte sich keineswegs ein verklärendes Freistaat-Getöse an, sondern eine instrumental versierte wie auch vergnügliche Konzertreise, die Grenzen und Genres zu sprengen wusste. „No Limits“hieß demnach auch das gönnerhafte Motto des Konzertes, das zugleich auch zum Auftakt der neuen Kultursaison im Stadtberger Bürgersaal geblasen hatte.
Brasspur, ein Zusammenschluss von fünf Solisten und Könnern ihres Faches, vermochte sich an diesem Abend nicht nur durch exklusive Arrangements auszuzeichnen, sondern amüsierte gleichermaßen durch staubtrockenen Humor und eine rundum gesunde Selbstironie. Mit Wolfgang Amadeus Mozart, angereichert durch eine ausgefuchste bulgarische Holzflötenkonstruktion, begann das Bläserkonzert noch verhältnismäßig gediegen. Doch spätestens bei der „Sinfonie aus der Neuen Welt“von Antonin Dvorak wurde es sogleich eine gute Prise surrealer: Mit einem exklusiv gezimmerten Instrument, das den ma- jestätischen Klang eines Alphorns verstrahlte und den visuellen Charme einer Trötenharfe besaß, war Brasspur schon bald in seinem Element der innovativen Einfälle angekommen.
Und doch war es keineswegs der Klamauk, der bei dem renommierten Ensemble in den Vordergrund rückte, sondern unbestreitbar die gelungene Umsetzung unkonventioneller Stücke für ein äußerst wandlungsfähiges Bläserquintett. Besonders schön zu sehen war dies an einem Potpourri aus dem „Karneval der Tiere“, welches ursprünglich als reines Klavierstück komponiert worden war: Der würdevolle Marsch der Löwen wurde durch das geschickte Zusammenspiel der Trompeten umgesetzt, deren dominantes Brüllen überzeugend vom tiefen Brummen der Tuba verkörpert wurde. Als schließlich der erhabene Schwan seinen klangvollen Auftritt hatte, kam nochmals richtiges Vergnügen unter den Gästen auf – hatte sich doch Hornist Evgeni Trambev stilecht in ein neckisches Ballettröckchen geworfen.
Mit populären Musicalstücken aus „My Fair Lady“und zeitlosen Jazz-Klassikern von Cole Porter überzeugte die Combo ebenso wie mit orchestraler Filmmusik: Beim „Baby Elephant Walk“hatte man die Horde aus marschierenden Minirüsslern buchstäblich vor Augen, wogegen der Soundtrack aus dem Boxerfilm Rocky III ungewohnt anders, aber dennoch im authentischen 80er-Jahre-Flair in Szene gesetzt wurde – das Schlagzeug wurde eben kurzerhand durch die Tuba ersetzt. Doch Brasspur betrat auch musikalisches Neuland, wie Posaunist Harald Bschorr erläuterte. Das rasante Medley von Popikone Michael Jackson zählte aber eindeutig zu den klingenden Höhepunkten dieses kurzweiligen Bläserabends.
Die erste Konzertveranstaltung der neuen Stadtberger Kultursaison hatte Esprit, machte Spaß und wurde seinem grenzenlosen Programmtitel absolut gerecht. Den Interpreten scheint es jedenfalls auf nonchalante Weise zu gelingen, beliebige Kompositionen von Kult bis Klassik auf gerade einmal fünf Bläserinstrumente umzuschreiben. Und da nach Michael Jacksons „Thriller“sogar einige fröhliche Klosterschwestern im Publikum lautstarken Beifall spendeten, konnten die charmanten fünf Jungs auf der Bühne nicht wirklich allzu viel falsch gemacht haben.