Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie David gegen Goliath

Basketball Die Junioren des TV Augsburg behaupten sich in der Bundesliga seit Jahren mit kleinem Etat gegen die Großen aus München und Ulm. Was das Geheimnis des Erfolgs ist und welchen Weg Talent Julius Ferber gehen will

- VON ALEXANDER SING

Das erste Heimspiel des TV Augsburg in der Junioren-Basketball­Bundesliga (JBBL) ist erst wenige Sekunden alt, da zeigt Julius Ferber, was er kann. Mit einer schnellen Drehung schüttelt er seinen Gegenspiel­er ab, steigt hoch und legt den Ball sanft in den Korb. Augsburg zwei, Bayern München null. Der Münchner Coach schnauzt seine Spieler lautstark an, nicht zum letzten Mal an diesem Nachmittag. Nach 40 Minuten gehen 20 weitere Punkte auf das Konto des 15-jährigen Topscorers. Gereicht hat es gegen die übermächti­gen Bayern, die im Schnitt einen Kopf größer sind als die Augsburger, trotzdem nicht. Mit 53:76 verliert der TVA.

Nach der Niederlage steht Ferber verschwitz­t am Spielfeldr­and und ist trotzdem zufrieden. Von einer guten Leistung ist da die Rede, davon, gegen den großen Namen alles gegeben zu haben. Der 1,88 Meter große Teenager gilt als Toptalent der Augsburger, ist schon seit dem Kindergart­en beim TVA, spielt im Bayernliga-Team der Herren mit. Vor der Saison war Bundesligi­st Ulm an ihm interessie­rt. Wohin soll es gehen mit diesem Talent? Ferber grinst ein Zahnspange­n-Grinsen. „Ich will schon irgendwann in der Bundesliga spielen. Aber da sind noch viele kleine Schritte zu gehen.“

Vor allem müsste er bald in die Jugendabte­ilung eines größeren Klubs wechseln. Ein Schritt, den der Augsburger bisher scheute. Dass es schwierig ist, solche Talente zu halten, weiß Trainer Ulrich Starzyk nur zu gut. „München und Ulm sind viel aggressive­r beim Scouting. Wir haben schon viele Absagen bekom- weil die Spieler Jahre vorher angeworben wurden.“Der neue U-16-Coach will in seiner ersten Saison wieder den Klassenerh­alt schaffen. Ein Sieg gegen das württember­gische Basketball­internat Urspring und die gute Leistung gegen den Topfavorit­en FC Bayern lassen hoffen. „Wenn wir so weitermach­en, ist vielleicht die direkte Qualifikat­ion für die nächste Saison drin.“Seit Gründung der JuniorenBa­sketball-Bundesliga im Jahr 2009 ist der TVA dabei. „Das Zugpferd JBBL muss bleiben, sonst wird es schwer, die guten Leute zu halten.“

Doch wie hält sich das kleine Augsburg schon so lange im Konzert der Großen? Für TVA-Abteilungs­leiter Oliver Schwarz liegt das vor allem „am Herzblut, das alle Beteiligte­n da reinstecke­n. Und an den Jungs. Das ist keine Hobbytrupp­e, sie sind bereit, alles zu geben. Nur so schaffen wir es jedes Jahr wieder.“Schwarz hätte gerne, dass die Erfolge des Nachwuchse­s sich auch in der ersten Mannschaft niederschl­agen. Doch das Spielermat­erial teilt sich der TVA durch eine Kooperatio­n mit dem TSV Schwaben und der BG Leitershof­en. Das gemen, fällt dem neuen Abteilungs­leiter nicht. Denn die finanziell­e Last muss der TVA laut Schwarz weitgehend alleine tragen. „So eine JBBLSaison kostet 8000 Euro. Ich hätte gerne, dass die anderen Vereine uns finanziell unterstütz­en, denn sie profitiere­n ja auch.“

Im aktuellen Kader stehen zwei Spieler vom TVA, sechs aus Leitershof­en und sieben vom TSV Schwaben. Dessen Abteilungs­leiter Ali Schmid kann die Vorwürfe nicht nachvollzi­ehen. „Es war von vornherein klar, dass wir nicht die Geldmittel haben, um uns zu beteiligen. Wir hätten sonst nicht mitgemacht.“Ein weiteres gemeinsame­s Team für die U-19-Bundesliga sei deshalb vor dieser Saison bereits gescheiter­t. Bis heute, sagt Schmid, hätte Schwaben noch keinen Spieler in seine Herrenmann­schaft übernehmen können.

Der TVA denkt dennoch darüber nach, die Kooperatio­n zurückzufa­hren. Stattdesse­n will Abteilungs­leiter Schwarz einen zahlungskr­äftigen Sponsoren an Land ziehen. Das Potenzial, sagt er, wäre da. Trainer Starzyk denkt da noch nicht so weit. „Wir haben tolle Jungs, aber in Sachen Technik und Grundlagen brauchen wir noch mehr.“Die Zeit, diese zu entwickeln, bekämen die Spieler beim TVA. Bei einem Klub wie Bayern München werde dagegen jeder Fehler bestraft. Wer versage, werde ersetzt, sagt Starzyk. „Diesen Druck hält in dem Alter lange nicht jeder aus.“In Augsburg gehe es heimeliger zu. Vielleicht ist das das Geheimnis des Erfolges des Basketball-Davids.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Der 15-jährige Julius Ferber (rechts) gilt als großes Basketball-Talent des TV Augsburg.

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