Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wenn Eltern Druck machen
die Handwerkskammer nach Gesprächen mit Politikern davon aus, dass ab 2017 an Gymnasien entsprechend informiert wird.
Entscheidend ist aber das Verhalten der Eltern. Mütter und Väter bauen Druck gegenüber ihren Kindern auf, sich für ein Hochschulstudium zu entscheiden. Dabei werden handwerkliche Berufe oft nicht in Erwägung gezogen, obwohl man zunächst den Meister machen und dann studieren kann.
Rauch schildert in dem Zusammenhang gerne die Erlebnisse einer Studienberaterin. Das von der Frau geschilderte Gespräch gibt er folgendermaßen wieder: Der Sohn sitzt bei dem Treffen zwischen den Eltern, hält den Kopf gesenkt und schweigt. Der Vater sagt: „Unser Sohn möchte Informatik studieren.“Dann folgen 15 Minuten, in denen der Vater allerlei Fragen stellt und die Mutter zustimmend nickt. Jetzt wird es der Studienberaterin zu bunt und sie bittet die Eltern, den Raum zu verlassen. Auf die Frage an den Sohn, was er eigentlich machen wolle, folgt eine für einen Handwerkskammer-Präsidenten perfekte Pointe: „Eine Schreinerlehre.“
Alle Politiker, die auf EU-Ebene versuchen, den deutschen Meisterbrief zu attackieren, warnte Rauch vor den Folgen. Denn seines Erachtens ist das duale Ausbildungssystem in Deutschland dafür verantwortlich, dass die Jugendarbeitslosigkeit im Gegensatz zu anderen Ländern Europas gering ist. Man könne die Schwachen nicht stärken, indem man die Starken schwächt, meinte der Kammer-Chef und fügte in Richtung Brüssel hinzu: „Wir werden uns unser Erfolgsmodell auch in Zukunft nicht kaputt machen lassen.“Stichelnd ergänzte der Wirtschaftsvertreter dann noch, meist würden Menschen gegen den Meisterbrief auf EU-Ebene Stimmung machen, die selbst nichts mit dem Handwerk zu tun hätten.