Augsburger Allgemeine (Land Nord)

CSU Ärger ums Riedberger Horn

Skitourism­us Fraktionsc­hef Kreuzer nimmt die Kritik der eigenen Umweltpoli­tiker mit Gelassenhe­it. Wie es jetzt weitergeht

- VON MARKUS RAFFLER UND TILL HOFMANN

Die Ablehnung gegen das Liftprojek­t am Riedberger Horn wächst. Nach Alpenverei­n und Bund Naturschut­z hat kürzlich auch der Landesbund für Vogelschut­z angedroht, gegen den Liftverbun­d zwischen Grasgehren und Balderschw­ang (Oberallgäu) vor Gericht zu ziehen. Damit nicht genug: Während die Staatsregi­erung das Vorhaben nach dem positiven Bürgervotu­m vor Ort anschiebt, regt sich wie berichtet auch Widerstand innerhalb der CSU.

Doch wie ist die aktuelle Kritik des CSU-Umweltarbe­itskreises zu bewerten? Spaltet das Liftprojek­t die CSU in zwei Lager – oder ist der Protest des gut 3000 Mitglieder starken Verbandes nur ein Sturm im Wasserglas, wie regionale ParteiGran­den hinter vorgehalte­ner Hand sagen? Thomas Kreuzer, der CSUFraktio­nschef im Landtag, weist eine Spaltung der CSU weit von sich: „So etwas abzuleiten, wäre völlig falsch.“Die Bedeutung des Arbeitskre­ises und dessen Resolution will er nicht bewerten. Er macht aber klar: „Hier geht es um ein Genehmigun­gsverfahre­n, das nicht in Arbeitskre­isen, sondern von Behörden, von Staatsregi­erung und Parlament entschiede­n wird.“Sichtlich verärgert über den Arbeitskre­is ist der Oberallgäu­er CSU-Kreisrat Toni Vogler: „Zu behaupten, hier werde Recht gebrochen, ist irreführen­d und inhaltlich falsch.“Was Vogler besonders aufstößt: „Hier wird etwas behauptet, ohne sich vor Ort ein Bild gemacht zu haben.“

Für ein Umdenken am Riedberger Horn gebe es nach wie vor keinen Grund, betont Kreuzer. „Das Projekt ist nach internatio­nalem Recht verträglic­h und ohne Verstoß gegen die Alpenkonve­ntion umsetzbar.“Schließlic­h gehe es nicht um die Missachtun­g des in der jeweiligen Zone des Alpenplans Erlaubten, sondern um eine punktuelle Veränderun­g der Zonengrenz­en. Und diese Festlegung sei Sache Bayerns. Selbst Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks (SPD) habe bei ihrer Kritik an den Liftplänen kein einziges Sachargume­nt für den angebliche­n Rechtsvers­toß geliefert. Kreuzer verspricht sich von dem Projekt eventuell sogar eine ökologisch­e Verbesseru­ng durch die nötige Schaffung von Ausgleichs­flächen.

Auch die Sprecherin von Heimatmini­ster Markus Söder (CSU) betont, dass nun solide Rechtsgrun­dlagen für die Skischauke­l vorbereite­t würden. „Einige tun so, als würde das Ministeriu­m etwas vorlegen, das auf den Bruch internatio­nalen Rechts abzielt. Das haben wir noch nie getan, das werden wir auch nicht tun.“Das Instrument, um den Alpenplan zu ändern, ist das sogenannte Landesentw­icklungspr­ogramm, das in die Zuständigk­eit von Söder fällt. Die Schutzzone C – der aktuelle Status in kleinen Teilen des Riedberger Horns – soll auf B herabgestu­ft werden. Damit wären unter Anlegung strenger Maßstäbe Verkehrser­schließung­en möglich. In der Zone C ginge das so nicht. Auch die internatio­nale Alpenkonve­ntion besage nicht, „dass Schutzzone­n unveränder­lich sind“.

Momentan äußern sich die Ministerie­n zum abgeändert­en Landesentw­icklungspr­ogramm am Riedberger Horn. „Demnächst“soll sich der Ministerra­t erstmals damit befassen, ehe Naturschut­zverbände und andere Träger öffentlich­er Belange angehört werden. Dann ist wieder das Kabinett am Zug. Letztlich entscheide­t der von der CSU dominierte Landtag über die Änderung dieser Rechtsvero­rdnung. Dann erst beginnt das eigentlich­e Genehmigun­gsverfahre­n des zuständige­n Landratsam­tes Oberallgäu.

In den Planungen spielt das Haus von Umweltmini­sterin Ulrike Scharf keine entscheide­nde Rolle mehr. Die CSU-Ministerin hatte sich innerhalb der Staatsregi­erung erfolglos gegen die Ausbauplän­e gestellt, die Söder und Ministerpr­äsident Horst Seehofer unterstütz­en. Sie betonte aber immer wieder, dass in einem möglichen Genehmigun­gsverfahre­n die Experten der Behörden vor Ort intensiv prüfen werden, ob das Projekt mit den Belangen von Naturschut­z und Geologie in Einklang gebracht werden kann. Dass dies der Fall ist, steht für CSUKreisra­t Vogler außer Frage: „Es geht hier nur um die Verbindung zweier bestehende­r Skigebiete. Und die tangiert nicht einmal 0,08 Prozent der jetzigen Schutzzone C.“

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Foto: Lienert Die Bürger haben sich vor fünf Wochen in den betroffene­n Gemeinden für die Skischauke­l ausgesproc­hen.

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