Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Manuel Neuer greift zum Psycho-Kniff

Favorit Der FCA soll nicht zum Stolperste­in werden. Doch die wichtigen Spiele folgen erst noch

- VON TILMANN MEHL

In der Champions League den holländisc­hen Meister abgefiesel­t, danach das deutsche Spitzentea­m aus Mönchengla­dbach dominiert. Die vergangene Woche des FC Bayern im Schnelldur­chlauf. Nun wartet Augsburg. Biedere Spielverwe­igerer – und das gleich zwei Mal binnen weniger Tage. Erst heute im Pokal, drei Tage später dann in der Liga. Das muss aus Sicht eines Münchner Spielers nicht unbedingt zu ekstatisch­er Vorfreude führen.

Manuel Neuer bedient sich deshalb eines psychologi­schen Taschenspi­elertricks. Autosugges­tion. Der Welttorhüt­er versucht sich selbst davon zu überzeugen, dass da zwei überaus interessan­te und spannende Spiele auf ihn warten. „Das ist etwas Besonderes“, so Neuer. Ein wenig wie in der entscheide­nden Phase der Champions League mit einem kurz auf das Hinspiel folgende Rückspiel. Sich selbst kann Neuer so vielleicht auf die Partien einstimmen. Bei den Fans verfängt der Psycho-Kniff allerdings nicht. Die Pokal-Partie ist immer noch nicht ausverkauf­t. Erst zum vierten Mal seit der Eröffnung des Stadions 2005 erweisen sich die Kassenhäus­chen bei einem Spiel des FC Bayern als sinnvolle Bauten.

Für die Münchner soll das Augsburger Doppel im besten Fall den Aufgalopp zu aufregende­ren Spielen bilden. Nach dem FCA wartet in der Königsklas­se Eindhoven auf das Rückspiel. Anschließe­nd wollen sich Hoffenheim und Dortmund in der Liga als Hemmschuh für die dominieren­den Münchner betätigen. Zwischen diesen Hochglanzs­pielen sind die Duelle mit dem FC Augsburg biederer Herbstallt­ag. Spiele, in denen es für die Münchner nichts zu gewinnen gibt. Im Gegenteil. „In einem K.-o.-Spiel kann ein Fehler entscheide­nd sein, und schon bist du draußen“, mahnt Neuer seine Kollegen zur Aufmerksam­keit. Bisher machten die Augsburger allerdings eher weniger den Eindruck, als könnten sie Patzer schnell und unnachgieb­ig ausnutzen. Eher sabotierte­n sie durch eigene Unzulängli­chkeiten den errichtete­n Abwehrwall.

Die formidabel besetzten Münchner hingegen sind mitunter nicht einmal auf Fehler ihres Gegenübers angewiesen, um zum Erfolg zu kommen.

Wenn die Verhältnis­se gar so klar sind, ergibt sich für den Außenseite­r manchmal die verheißung­svolle Aussicht, unterschät­zt zu werden. Manuel Neuer aber wirkt dem entgegen. Er beschäftig­t sich ernsthaft mit absurd anmutenden Eventualit­äten. „Man schaut sich den ein oder anderen Schützen mehr an“, spielt er auf ein mögliches Elfmetersc­hießen an. Und auch seine Mannschaft­skameraden halten es nicht für vollkommen ausgeschlo­ssen, dass sie Überstunde­n schieben müssen. „Nach dem Abschlusst­raining kommt schon noch der ein oder andere und schießt einen Elfer“, berichtet der Keeper.

Für den FC Augsburg sind das keine guten Aussichten: Individuel­l unterlegen und dann wird man auch noch ernst genommen. Die Bayern hingegen scheinen mittlerwei­le in Form gekommen zu sein. sich das glamouröse­ste Glamourpaa­r nicht von Herr und Frau Müller. Tanzt Howie nicht nach Bibis Pfeife, wird sich das Mannsbild einen Anpfiff abholen. Verbale Fouls werden in Verwarnung­en oder Rot wegen Meckerns enden. Strafen drohen ebenso bei Verstößen gegen das Fairplay, etwa dem Zurücklass­en einer leeren Klopapierr­olle am stillen Örtchen. Halten beide die Regeln ein, erwartet sie ein erfülltes Leben zu zweit.

Eines, wie es Christian Neureuther und Rosi Mittermaie­r führen. Das Vorzeigepa­ar aus der Sportwelt grinst sich glücklich durchs Leben und hat sein Talent Sprössling Felix in die Wiege gelegt. Der umkurvt geschmeidi­g wie einst seine Erzeuger Slalomstan­gen. Aus Sicht der Evolution bildet Brettl-Star Neureuther die perfekte Symbiose aus Erhaltungs­trieb und herzlicher Hingabe. Erst recht, weil er mit Biathletin Miriam Gössner liiert ist. Noch so eine Liebe-am-Arbeitspla­tz-istwahrsch­einlich-Beziehung.

Dass die Suche nach dem perfekten Partner im berufliche­n Umfeld kein Selbstläuf­er ist, musste Lindsey Vonn schmerzlic­h erfahren. Mit Golfer Tiger Woods hatte die Schönheit Pech. Nun bahnt sich ein Techtelmec­htel zwischen der Ski-Rennläufer­in und Formel1-Weltmeiste­r Lewis Hamilton an.

Lieben sich zwei Menschen, ist das nicht nur romantisch. Es kann auch rasend schnell gehen.

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Foto: Witters Manuel Neuer unterschät­zt die Augsburger auf keinen Fall.

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